Südnorwegen - Gesteine des Oslo-Grabens (W. C. Brøgger)
Der bedeutende norwegische Geologe W. C. Brøgger (1851-1940) forschte vor allem über die Eruptivgesteine der Oslo-Region und die Differentiationsprozesse bei Plutoniten und Vulkaniten. Von ihm stammen viele Erstbeschreibungen magmatischer Gesteine. | |||||
Seine 1906 erstellte und in Kopien an die zentralen geologischen Institutionen verschiedener Länder weitergereichte Probensammlung diente nicht nur der Präsentation der damals bekannten, wichtigsten Gesteinstypen des Oslo-Gebietes, sondern sollte auch seine Forschungsergebnisse zu den magmatischen Differentiationsprozessen mit Beispielen belegen. Eine dieser Sammlungen wird hier - soweit möglich - präsentiert, weil sie einen guten Einblick in das Spektrum der Oslo-Gesteine bietet. Zum besseren Verständnis wird die Einleitung zu der die Probensammlung erläuternden Auflistung vorangestellt (Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Bd 44, 1906): | |||||
"Eine
Sammlung der wichtigsten Typen der Eruptivgesteine des
Kristianiagebietes - nach ihren geologischen Verwandtschaftsbeziehungen geordnet. Prof. Dr. W. C. Brøgger |
Die
Eruptionsprovinz des Kristianiagebietes hat, wie bekannt,
eine außerordentlich reichhaltige Repräsentation der
verschiedenartigsten Gesteinstypen geliefert; dieselben sind
— wie ich zuerst auf der Naturforscherversammlung in
Kristiania 1886 nachgewiesen habe — sämtlich
Differentiationsprodukte eines gemeinsamen natronreichen
Stammmagmas.
Von der Eruptionsgeschichte — gleichzeitig der Differentiationsgeschichte — dieser reichen Fülle von Massengesteinen, und von ihren gegenseitigen genetischen Beziehungen gab ich 1890 (Zeitschr. f. Kryst. & Min. B. 16, Part I) eine ganz vorläufige kurze Übersicht. Einzelne ausgewählte Abschnitte der Eruptionsgeschichte habe ich später, namentlich von rein petrographischen Gesichtspunkten aus, mehr speziell behandelt (Eruptivgesteine des Kristianiagebietes I (1894), II (1895), III (1898)). Das übermäßig reiche, durch 1/4 Jahrhundert von mir gesammelte Beobachtungsmaterial, namentlich aus den letzten 10 Jahren, als mir bessere topographische Karten zu Gebote standen, hat mir nach und nach immer neue Erläuterungen und z. Th. neue Gesichtspunkte betreffs des ganzen genetischen Zusammenhanges der zahlreichen Gesteinstypen geliefert, welche jetzt eine neue, ausführlichere Darstellung der gesamten Eruptionsgeschichte erfordern. Ich kann eine derartige Bearbeitung jetzt außer durch ein reiches Material von geologischen Beobachtungen namentlich auch durch sehr vollständige Analysenreihen (mehr als 150 Analysen liegen mir schon jetzt vor) sämtlicher charakteristischen Gesteinstypen beleuchten. Da immer noch für einige Theile des großen Gebietes zuerst eine gründlichere Durchforschung durch ergänzende Feldbeobachtungen notwendig ist, wird es aber voraussichtlich noch vielleicht wenigstens 2 Jahre dauern, ehe ich eine derartige Zusammenstellung vorlegen kann. Unterdessen habe ich mich der unaufhörlichen Anträge wegen, seitens geehrter Fachgenossen, um Vergleichsmaterial der Gesteinstypen des Kristianiagebietes, dazu genötigt gesehen; vorläufig eine bedeutende Arbeit darauf zu spenden, eine einigermaßen genügende Typensammlung der wichtigsten Gesteinstypen des Kristianiagebietes zusammenzustellen; teils war es mir nämlich ohne dies nicht mehr möglich derartigen Anträgen, welche während der letzten Jahre einliefen, entgegenzukommen, da das Doubletten-Material der Gesteinssammlung der Universität von diesen Gesteinen schon längst erschöpft war, teils hatte ich auch die Erfahrung gemacht, dass die Versuche, welche von anderen Seiten [1] gemacht waren, darauf der Nachfrage nach diesen Gesteinstypen Genüge zu tun, sehr schlecht ausgefallen waren, indem z. B. eine Anzahl der von mir beschriebenen neuen Typen in derartigen Sammlungen durch ganz andere Gesteine, als die von mir beschriebenen repräsentiert war etc. Beinahe 9 Jahre hindurch habe ich und meine Assistenten nun mit dem Zusammenbringen einer derartigen übersichtlichen Repräsentation der wichtigsten Gesteinstypen des Kristianiagebietes gearbeitet. Als das Resultat dieser Bemühungen sind nun schließlich im ganzen 20 derartige Typensammlungen, jede derselben 227 einzelne Nummern umfassend, zusammengebracht. Diese Sammlungen sollen jetzt durch die Vermittlung der allbekannten Firma F. Krantz in Bonn an Fachgenossen der ganzen Welt zerstreut werden, und werden dann vorläufig eine ziemlich gute, wenn auch bei weitem nicht erschöpfende Vorstellung von dem Reichthum der Gesteinstypen der Eruptionsprovinz des Kristianiagebietes liefern können. Um dabei etwas mehr als einen bloßen Nummern-Katalog dieser Sammlung zu liefern, habe ich nun das Verzeichnis dieser 227 Gesteinsproben geologisch nach ihren Verwandtschaftsbeziehungen zu ordnen versucht. Ich habe dabei in erster Linie die Absicht gehabt, eine vorläufige Andeutung von der ganzen Differentiationsgeschichte des Eruptivmagmas des Kristianiagebietes zu geben; am besten hätten dann auch sämtliche vorliegenden, zum größten Teil bis jetzt noch nicht publizierten Analysen der Gesteine gleichzeitig beigefügt sein sollen. Bei näherer Erwägung habe ich schließlich doch davon abgestanden, weil ich es richtiger gefunden habe, diese Publikation auf die ausführlichere Bearbeitung der ganzen Eruptionsgeschichte aufzuschieben. Die jetzt vorgelegte genetische Ordnung der Typen mit den beigefügten kurzen orientierenden Bemerkungen wird aber auch ohne die Analysen schon an und für sich jedem Kenner der Eruptivgesteine und ihrer gegenseitigen gesetzmäßigen Beziehungen genügen, um die Angriffe, die durch eine Reihe von Jahren auf die Differentiationshypothese und speziell auf meine Arbeiten darüber erschienen sind, zu widerlegen; ich habe es in den späteren Jahren selbst stets überflüssig gefunden auf diese Angriffe zu antworten, da ich davon überzeugt war, dass sie nach und nach von selbst durch die Gewalt der Tatsachen zur Erde fallen würden. Jetzt wird die zusammengebrachte Übersichts-Repräsentation der Gesteinstypen des Kristianiagebietes mit dem erläuternden Katalog selbst eine Antwort geben. Dann habe ich aber mit dieser genetischen Gruppierung auch noch eine weitere Absicht gehabt, diejenige nämlich, gleichzeitig eine Andeutung einer genetischen petrographischen Systematik der Eruptivgesteine zu geben, durch dies Beispiel von dem Kristianiagebiete erläutert. Für mich ist die Petrographie immer in erster Linie eine geologische Wissenschaft gewesen; jede Klassifizierung der Eruptivgesteine, welche auf diese grundlegende Auffassung der Bedeutung der geologischen Verwandtschaft der Gesteinstypen keine Rücksicht nimmt, kann deshalb auch meiner Ansicht nach nie eine genügende Systematik werden. Zur näheren Erläuterung der tatsächlichen geologischen Grundlage der versuchten Klassifikation sind einige möglichst kurze orientierende Bemerkungen, namentlich über die gegenseitige Altersbeziehung der Haupttypen, beigefügt. Ich will schließlich nicht unterlassen zu bemerken, dass die Sammlung auch eine Anzahl neuer Gesteinstypen enthält, die früher nicht beschrieben sind; sie sind, wie die übrigen, sämtlich analysiert, und ihre Beschreibungen sollen später publiziert werden. [1] So ist z. B. eine kleine Sammlung von 30 Typen der Eruptivgesteine des Kristianiagebietes seiner Zeit durch die Firma B. Stürtz in Bonn verkauft; eine andere größere Sammlung wurde durch Herrn F. Marthen in Kristiania verkauft; beide waren voll von unrichtigen Bestimmungen." |
Der gesamte Text - mitsamt der gegliederten Auflistung der Gesteinsproben - kann hier als PDF-Datei aufgerufen werden. |
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Nachfolgend die
Berliner Probensammlung im Bild-Überblick - entsprechend der von Brøgger
gegebenen Reihenfolge. Die vorangestellten Nummern folgen der
Brøgger-Liste.
Die einzelnen Handstücke sind mit weiteren Angaben bei den jeweiligen Gesteinsdarstellungen eingefügt. Lücken in der Reihenfolge können darauf zurückzuführen sein, dass der Sammlungsbestand im Naturkundemuseum noch nicht vollständig digital erfasst und zugänglich ist. Möglicherweise wird sich aber auch herausstellen, dass einzelne Handstücke unauffindbar bleiben; das wäre angesichts der langen, wechselhaften und durch die Kriegsereignisse dramatischen Vorgeschichte wenig verwunderlich. Die noch vorhandenen Originaletiketten weisen durch Bombentreffer und nachfolgenden Brand entstandene Schäden auf. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Sammlung in zwei Teile geteilt: Die staatliche Geologische Kommission der DDR - später Zentrales Geologisches Institut (ZGI) - mit Sitz im Dienstgebäude des ehemaligen Reichsamtes für Bodenforschung übernahm ein repräsentatives Sortiment von ca. 45 Handstücken. Dieser Teil wird in der heutigen Nachfolgeinstitution, der BGR (Dienstbereich Berlin, Spandau), aufbewahrt. Der übrige, größere Teil der Brögger-Sammlung wurde der Mineralogischen Sammlung der Humboldt-Universität / Naturkundemuseum Berlin in der Invalidenstraße belassen. Durch diese Teilung wurden vereinzelt auch Probenstücke von ursprünglich zusammengehörenden Differentiations-Folgen getrennt (siehe Akerit). Beide Teile sind hier - soweit vorhanden - fortlaufend zusammengefügt. Hinweis zu den Etiketten: In der BGR-Sammlung sind die Proben ausschließlich mit den Etiketten des ZGI (Zentrales Geologisches Institut der DDR) versehen. Im Naturkundemuseum sind vorhanden: für den größten Teil der Steine Originaletiketten der Universität Kristiania (Oslo), ersatzweise alte Etiketten der "Reichsstelle für Bodenforschung", 1951 angesichts der im Krieg beschädigten Originaletiketten von A. P. Meyer geschriebene Etiketten sowie aktuell neu erstellte Etiketten (im Zuge der digitalen Bestandsaufnahme durch den Sammlungsleiter des Naturkundemuseums). Ich danke dem Kustos der Mineralogisch-petrographischen Sammlungen des Naturkundemuseums Berlin, Dr. Ralf Schmitt, und Frau Dr. Ehling, BGR, für ihre freundliche Unterstützung. |
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"Die basische (und ultrabasische) Familie der Essexite": | ||||
1 Essexit, Berget | 2 Essexit, Berget | 3 Essexit, Tofteholmen | 4 Essexit, Hurum | 5 Essexit, Hurum |
6 Essexit, Tyrifjord | 8 Essexit, Husebyåsen | 10 Essexit, Ullernåsen | 11 Essexit, Husebyåsen | 12 Essexit, Brandberget |
15 Hornblendeessexit | 16 Hornblendeessexit | 17 Hornblendeessexit | 18 Hornblendeessexit | 19 Hornblendeessexit |
"Leukokrate (intermediäre) Typen - 1. Mässig angereichert mit Alkalien und SiO2 (Akerite)": | ||||
19a Glimmeressexit | 20 Akerit | 21 Akerit | 21a Akerit | 22 Foyait |
"Intrusive Ganggesteine": | "Melanokrate, ultrabasische Ganggesteine": | |||
23 Olivindiabas | 24 Olivindiabas | 26 Pyroxencamptonit | 27 Camptonit | 28 Camptonit |
Leukokrate Ganggesteine (Mænaite): | ||||
29 Camptonit | 29a Camptonit | 30 Essexitpegmatit | 31 Maenait | 32 Maenait |
33 Maenaitporphyr | 34 Maenaitporphyr | 35 Maenaitporphyr | 36 Akeritporphyr |
Effusivgesteine (sog. Oslo-Basalte): | ||||
38 Essexitmelaphyr | 39 Essexitmelaphyr-Mandelstein | 40 Essexitmelaphyr-Mandelstein | 41 Essexitporphyrit | 42 Essexitporphyrit |
Monzonitische Übergänge zum Larvikit | ||||
43 Essexitporphyrit | 44 Essexitporphyrit | 49 Akerit | 56 Monzonitporphyrit | 57 Monzonitrhombenporphyr |
Larvikite: | ||||
58 Glimmerlarvikit | 59 Larvikit | 60a Larvikit | 60b Larvikit | 61a Larvikit |
61b Larvikit | 62 Larvikit | 63 Larvikit | 64 Larvikit | 65 Larvikit |
Larvikitporphyre (Ganggestein Larvikit-Rhombenporphyr, älterer Typus): | ||||
67 Larvikitporphyr | 68 Larvikitporphyr | 69 Larvikitporphyr | 70 Larvikitporphyr | 71 Larvikitporphyr |
(jüngerer Typus): | Lavadecken: | Tønsbergite: | ||
72 Larvikitporphyr | 73 Rhombenporphyr | 75 Rhombenporphyr | 77 Toensbergit | 78 Toensbergit |
79 Toensbergit | 80 Toensbergit | 81 Toensbergitporphyr | 82 Toensbergitporphyr | 83 Toensbergitporphyr |
Tønsbergitrhombenporphyr (Lavadecken): Lardalite (Nephelinsyenite): | ||||
84 Tønsbergit-rhombenporphyr | 85 Tønsbergit-rhombenporphyr | 86 Lardalit | 87 Lardalit | 90 Lardalit |
Randfacies: | Ganggesteine: | |||
91 Ditroitschiefer | 92 Ägirinditroitschiefer | 93 Lardalitporphyr | 97 Camptonit | 99 Heumit |
100 Bronzitkersantit | 101 Natronminette | 102 Natronminette | 103a Natronminette | 103b Natronminette |
Foyaite (Nephelinsyenite): | ||||
104 Tinguait | 105 Sölvsbergit | 106 Sölvsbergit | 107 Foyait | 108 Foyait |
Lestiwarite: | Foyaitpegmatit: | |||
109 Foyait | 110 Foyait | 111 Lestiwarit | 112 Lestiwarit | 113 Riesenfoyait |
Pulaskite: | Ganggestein: | |||
114 Glimmerpulaskit | 115 Pulaskit | 116 Pulaskit | 117 Pulaskit | |
Hedrumite: |
118 Hedrumit | 119 Hedrumit | 120 Hedrumit | 121 Hedrumit | 122 Glimmerhedrumit |
Nordmarkite: | ||||
123 Glimmerhedrumit | 124 Hedrumit | 125 Hedrumit | 126 Nordmarkit | 127 Nordmarkit |
129 Nordmarkit | 130 Nordmarkit | 131 Nordmarkit | 132, 132a Nordmarkit, halbporphyrisch |
Ganggesteine: | ||||
133 hp Nordmarkit | 134 Nordmarkitporphyr | 136 Nordmarkitgranophyr | 137 Nordmarkit | 138 Nordmarkitporphyr |
139 Sölvsbergit | 140 Sölvsbergit | 141 Nordmarkitporphyr | 142 Nordmarkitporphyr | 143 Nordmarkitporphyr |
144 Nordmarkitporphyr | 145 Proterobasporphyrit | 146 Proterobasporphyrit | 147 Diabasporphyrit | 148 Gl.-Nordmarkitporphyr |
149 Gl.-Nordmarkitporphyr | 150 Kersantit | 151 Kersantitporphyr | 152 Kersantit | 152a Nordmarkitminette |
153 Diabasporphyrit | 154 Diabasporphyrit | 156 Nordmarkitporphyr | 157 Grenzfacies | 158 Grorudit |
159 Lindöit | 160 Grorudit | 161a Lindöit | 161b Lindöit | 162 Lindöit |
Ergussgesteine: | ||||
163 Nordmarkitaplit | 164 N.-Sphærolithfels | 165 N.-Granophyr | 166 N.-Sphærolithfels | 167 Sphærolithe |
Ekerite (Natrongranite): |
168 Ekerit | 169 Ekerit | 169a Ekerit | 170 Ekerit | 171 Ekeritporphyr |
Ganggesteine: | ||||
172 Ekeritporphyr | 173 Ekeritporphyr | 174 Ekeritporphyr | 175 Diabasporphyrit | 176 Gangerz |
177 Gangerz | 179 Grorudit | 180 Grorudit | 180a Grorudit | 182 Ekeritpegmatit |
Biotitgranite: |
184 Biotitgranit | 185 Biotitgranit | 186 Biotitgranit | 187 Biotitgranit | 188 Granitit |
Ganggesteine: | ||||
189 Granophyraplit | 190 Aplit | 191 Felsophyr | 192 Brekzienquarzporphyr | 192a Quarzporphyr |
192b Quarzporphyr | 192c Quarzporphyr | 192d Greisen | 193 Quarzporphyr | 194 Diabas |
194a Diabas | 195 Diabas | 196 Granititaplit | 197 Sphärolithfels | 197a Granititaplit |
Rapakivigesteine: | Ganggesteine: | |||
198 Paläoliparit | 199 Rapakivigranit | 199a Rapakivigranit | 199b Rapakiviaplit | 200 Proterobas |
201 Proterobas | 202 Proterobas | 202a Proterobas | 202b Diabas | 203 Diabasporphyrit |
204 Diabasporphyrit | 205 Diabasporphyrit | |||
Literatur: Brøgger, W. C. 1906: Eine Sammlung der wichtigsten Typen der Eruptivgesteine des Kristianiagebietes - nach ihren geologischen Verwandtschaftsbeziehungen geordnet. in: Nyt magazin for naturvidenskaberne 44 (2): 113-144, hrsg. von: Physiographiske Foren i Christiania, Kristiania 1906 |
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