Oslo-Gebiet - Ganggestein - Tinguait
In seiner Darstellung zur Grorudit-Tinguait-Serie
(1894) unterscheidet Brøgger zwei Formen dieses seltenen, phonolithischen Ganggesteins: den
Ägirin-Tinguait von Hedrum
(siehe unten) und einen verschiedentlich auftretenden, an
Lepidomelan reichen Glimmer-Tinguait. Letzterer steht den
Lamprophyren nahe und gehört nicht unmittelbar zu der von
Brøgger dargestellten Serie (Brøgger 1894, S. 118). 1932 stellte Brøgger in einer Veröffentlichung verschiedene Ganggesteine des Oslo-Gebietes vor (publiziert als Nr. 7 der "Videnskabsselskkabets Skrifter"). Der erste der dort beschriebenen Gänge ist der zwischenzeitlich entdeckte und von ihm untersuchte Tinguait von Graver (S. 1 - 8). J.-F. Jensch konnte 2012 auf einer eigens durchgeführten Exkursion einen (neuen) Aufschluss dieses besonderen Ganggesteins ausfindig machen und Handstücke gewinnen. Es sei auf seinen ausführlichen Bericht in Geschiebekunde Aktuell. Heft 3, 2013 verwiesen. |
Handstücke aus dem Anstehenden, BGR Berlin, Nordische Vergleichssammlung, Greifswald und Sgl. Jensch: | |||
NW Åshildsrød (Gangmitte) | NW Åshildsrød (Ganggrenze) | N Graver |
Auszüge aus der
Beschreibung zum Tinguait von Hedrum in Brøgger (1894,
S.110-112): |
"... Die Stücke von der Gangmitte zeigen sich makroskopisch
feinkörnig mit muscheligem Bruch; von Einsprenglingen sieht man
nur sehr spärlich kleine Feldspäte und noch spärlicher dünne,
rotbraune Glimmertafeln, einige Millimeter groß. Die Farbe der
Gesteinsgrundmasse ist grüngrau oder bläulichgrün. U. d. M. löst
sich die feinkörnige Grundmasse auf in eine Mischung von
Feldspat-Täfelchen, Nephelin und Ägirin mit akzessorisch
beigemischtem Glimmer und Apatit. Der Feldspat der Einsprenglinge ist vorherrschend ein sehr frischer Natronorthoklas, meistens als tafelförmige Karlsbader Zwillinge, selten 3-4 mm lang, ausgebildet; sie enthalten z. T. poikilitisch eingeschlossene Albit-Täfelchen und haarfeine Nädelchen von Ägirin, sind aber sonst ziemlich einschlussfrei. Der Feldspat der Grundmasse zeigt sich u. d. M. als dünne Leistchen, Zwillingslamellen sind häufig zu beobachten. Ein Teil der Täfelchen dürfte deshalb wohl Albit sein. Andere sind ohne Lamellen und löschen gerade aus. Die Dimensionen sind nicht sehr klein, durchschnittlich ca. 0,3 x 0,06 oder kleiner. Sie sind nur wenig verunreinigt von Einschlüssen (Ägirin-Nädelchen). Der Ägirin ist nicht als Einsprengling vorhanden; dagegen finden sich äußerst selten Einsprenglinge eines hellen diopsidartigen Pyroxens mit Ägirinrand, in gut begrenzten Kristallen, prismatisch nach der Vertikalachse ausgezogen; sie sind nach dem Glimmer gebildet. In der Grundmasse ist Ägirin reichlich vorhanden als größere, kürzere und dickere Körner von bläulichgrüner Farbe oder zum geringeren Teil als feine Nädelchen. In der ersten Ausbildung sind seine Körner oft allotriomorph und treten als Zwischenmasse zwischen den Feldspat-Leisten auf, deutlich teilweise nach diesen gebildet. Hornblende mit teils bläulichgrünen, teils braunen Absorbtionsfarben konnte ich nur in sehr wenigen prismatischen Körnern als Bestandteil der Grundmasse beobachten. Viel reichlicher tritt auf diese Weise ein tief rotbrauner, stark pleochroitischer Glimmer auf; derselbe bildet auch die erwähnten tafelförmigen Einsprenglinge. Nephelin kommt nur als Zwischenmasse, als solche aber ziemlich reichlich vor; er scheint durchgehend ziemlich frisch zu sein.... (hierauf folgt die Aufzählung und Beschreibung der Akzessorien). ... Nach der Ganggrenze hin wurde das Gestein, wie gewöhnlich, dichter, zuletzt ganz dicht und hier selbst makroskopisch z. T. deutlich fluidal struiert, indem etwas dunklere (an Ägirin reichere) und etwas hellere Streifen von einigen Millimetern Breite miteinander wechseln. Diese fluidal struierte Grenzfacies besaß folgende Eigenschaften: Die Einsprenglinge waren dieselben wie im Gestein der Gangmitte, obwohl noch spärlicher vorhanden. Die makroskopisch dichte bläulich grüne Grundmasse zeigte sich u. d. M. durchspickt von unzähligen Nädelchen eines sehr hell grünlich gefärbten Pyroxens; die fast genau parallele Auslöschung deutet auf eine reine Ägirin-Zusammensetzung..." (Im weiteren folgt eine ausführliche Beschreibung der feinfaserigen Ägirinnadeln, der weiteren Minerale und des - in mikroskopischen Dimensionen - teilweise sphärolitischen Gefüges.) |
Auszüge aus der Beschreibung zum Tinguait von Graver in Brøgger (1932, S. 2): | |
"... Das Gestein dieses Gangs ist makroskopisch entschieden
grün gefärbt, mit einer völlig vorherrschenden feinkörnigen
Grundmasse, worin verhältnismäßig sparsame farblose
Einsprenglinge teils von Feldspattafeln (höchstens 1,5
cm lang, bei einer Dicke von maximal 2 mm), teils von kurzen,
dicken Nephelinprismen, gewöhnlich noch bedeutend
kleiner. Kleine Einsprenglinge von Pyroxenprismen sind
makroskopisch schwierig zu erkennen. Die Untersuchung von Dünnschliffen u.d.M. zeigte eine feinkörnige Grundmasse, bestehend aus zahlreichen dünnen Feldspattafeln, kleinen, kurzen und dicken Prismen aus Nephelin samt unzähligen winzigen Nadeln von Ägirin. Zwischen gekreuzten Nikols zeigten sich ferner, meistens durch kräftige gelbe Interferenzfarben gekennzeichnet, unzählige kleine Pünktchen von einem Mineral, dass nur als Cancrinit gedeutet werden konnte..." (Im weiteren folgen detaillierte Analysen des Mineralbestandes und daran anschließende Vergleiche mit dem Tinguait von Hedrum und dem Ijolith-Tinguait von Alnö (Melteig).) |
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Literatur: Brøgger W.C.1894: Die Eruptivgesteine des Kristianiagebietes I. Die Gesteine der Grorudit-Tinguait-Serie - Videnskabsselskkabets Skrifter (I) Matematisk-Naturvidenskapilig Klasse, Kristiania 1894 Brøgger W. C. 1932: Die Eruptivgesteine des Oslogebietes VI. Über verschiedene Ganggesteine des Oslogebietes. Skr. Norske Videns.-Akad. i Oslo I. Mat.-naturv. Kl. I Nr. 7, 1932 Jensch J.-F. 2013: Auf der Suche nach dem Tinguait von Graver, Südnorwegen, bei Valebø - Eine Exkursion auf den Spuren von W. C. Brøgger. Geschiebekunde aktuell 29 (3). S. 69-76 |
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