Oslo-Gebiet  -  Magmatite  -  Larvikit

 
Larvikit, Kjelsåsit und Rhombenporphyr entstammen einem gemeinsamen Magma, das in sehr großer Tiefe durch die Nähe zum Erdmantel eine verstärkt alkalische Zusammensetzung erhalten hatte (Neumann 1978). Larvikit stellt die grobkörnig plutonische, Rhombenporphyr die vulkanische Komponente dieses Magmas dar.
Larvikit besteht bis zu 90 % aus ternärem Feldspat (Calcium, Natrium und Kalium enthaltend). Submikroskopische Entmischungs-lamellen in den Feldspatkristallen sorgen für den typischen, blau schimmernden Glanz (Labradorisieren). Die Zwickel zwischen den Feldspäten enthalten kleinere Mengen von Klinopyroxen, Amphibol, Biotit, Magnetit und Apatit.
Die neue internationale Klassifikation (Le Maitre 2005) rechnet Larvikit zu den Monzoniten. Früher wurde er auf Grund seiner Zusammensetzung (ausschließlich Anorthoklas) auch als Anorthoklas-Syenit bezeichnet.
Der Larvik-Komplex als südlichster Teil des Oslo-Region besteht aus mehreren ringförmigen Intrusionen, die leicht abweichende Varianten entstehen ließen. Am deutlichsten unterscheiden sich ein heller und ein sehr dunkler Typus. Da Larvikit ein begehrter, viel verwendeter Fassadenstein ist, gibt es auch heute noch (vor allem westlich und nordöstlich von Larvik) umfangreichen Abbau.


               in Farbe übertragene Kartenskizze zu den
                Gesteinen des Oslograbens

            aus Hesemann 1975 S. 205, nach Oftedahl 1967
  Oslo-Graben  
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, Naturkundemuseum Berlin, Universität Greifswald, BGR Berlin, Sgl. A. P. Meyer u. a.:  
(hell-)grauer Typus:
Larvikit
Hovland, Larvik (Brøgger) Håö (Brøgger) Byskogen, Larvik (Brøgger) Byskogen, Larvik (Brøgger)
Larvikit
Handelsware, Larvik W Larvik Str. 302 SW Larvik Larvik
W Larvik Langesundfjord ca. 10 km W Larvik FO: Hanklit, DK
 
Kontakt Larvikit-Ditroit (Brøgger) FO: Todendorf, OH FO: Heiligenhafen, OH  
graue (graugrüne) Farbvarianten:
Rambergåsen, Nötteröy (Brøgger) NW Larvik Straßenbaustelle NW Larvik Fuglevik
   
Fuglevik FO: Vigsø Bugt, DK    
blaugraue Varianten:
N Larvik Steinbruch Tvedalen Steinbruch Fjellheim W Farris
N Sandefjord W Larvik, E 18 N Larvik FO: Hanklit, DK
dunkler Typus (häufig labradorisierend):
Larvikit
Tjölling (Brøgger) Tjölling (Brøgger) Tjølling Tjølling
R 303, Klåstad  S Klåstad  Steinbruch Klåstad, E Larvik  Steinbruch Fjellheim N Larvik
Larvikit
Lamøya  Lamøya  W Stavern  S Larvik
   
N Larvik Roppestad (Brøgger)    
Übergangsformen im Lågendalen:
 
W Jordstøyp W Jordstøyp Foss (Brøgger)  
 
rötlicher Larvikit mit (meist) blaugrauen, rhombenförmigen Feldspäten (Übergang zum Tønsbergit):
SW Stokke W Stokke W Stokke W Stokke
N Stokke W Stokke    FO: Stenbjerg, DK FO: Remmer Strand, DK
   
FO: Oddesund, DK FO: Lild Strand, DK    
"Larvikit-Monzonit" (Kjelsåsit) aus einem kleineren Larvikit-Vorkommen W Oslo:    Glimmerlarvikit 
Kjelsasit    
Sørkedalen     Rydningen (Brøgger)
   
alterierte Larvikite, vor allem in den Randgebieten des Vorkommens:  
Larvikit  
Nevlungshavn Eidanger S Brathagen  
Geschiebefunde:
FO: Oddesund, DK FO: Oddesund, DK FO: Slagentangen, NO FO: Fur, DK
       
Die auf Grund ihres unterschiedlichen Erscheinungsbildes (Farbe und Gefüge) in der älteren norwegischen Geo-Literatur und auch in der geschiebekundlichen Tradition gesonderten Gesteinstypen Larvikit, Tønsbergit und Kjelsåsit stehen sich petrographisch sehr nahe und werden heute in geologischen Karten meist einheitlich gekennzeichnet.
Kristallin-Sammler erleben allerdings die nach ihrer glazialen Reise bei uns gelandeten Steine in stärkerem Maße als eigene Entität als es einem aus dem Muttergesteinskomplex herausgebrochenen Felsbrocken gegenüber möglich wäre. Daher verleihen sie gerne einen Namen. Gleichwohl sollte er den petrographischen Tatsachen entsprechen  -  was bei den vielen Übergangsformen und Varianten im Oslo-Gebiet nicht einfach ist.
 
Es sei verwiesen auf die sehr gute, detaillierte Beschreibung des Gesteins durch Matthias Bräunlich:
https://www.kristallin.de/Norwegen/Larvikit/Larvikit.html
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 379:
Larvikit
"... Grobkörniger Alkalisyenit; blaugrau, grau oder dunkelgrünschwarz, in der Verwitterung sich zu (hell-)grau, gelb oder weiß verändernd; spitz zulaufende, große „bootsförmige“ Feldspäte, deutlich labradorisierend; viel Alkalifeldspat und viel bis mäßig viel Plagioklas; vieleckige Aggregate aus dunklen Mineralen; maximal 1 – 5 % Quarz, mitunter fehlend; manchmal einiger Nephelin und Olivin.
Der Haupttyp des Larvikit ist ein sehr dunkler oder grauer Alkalisyenit (Oftedahl 1948: Augitmonzonit), der in der Verwitterung eine weiße oder hellgraue Tönung bekommt. Tröger (1969) gibt auch Rhomben-Feldspat-Syenit als Namen an. Unverwittert ist er ein fast schwarzes, schwarzgrünes, blaugraues oder graues Gestein, an dem der durch mikroskopisch kleine Einschlüsse verursachte Perlmuttglanz („Schillern“) der Feldspäte auffällt. Dieser schöne Vertreter aus dem Oslogebiet wird häufig für Ladenfronten verwendet... Larvikit ist in der Steinbearbeitung als „Labradorgranit“ oder „Labrador“ bekannt.
Die Hauptminerale bestehen aus bis ca. 2 cm langen, an zwei Seiten zugespitzten, mehr oder weniger spitzrhombischen Alkalifeldspäten, die den erwähnten Glanz zeigen und aus Plagioklas bestehen (s. Tabelle).
Es gibt auch eine Variante mit rechteckigen Feldspäten, bei der Plagioklas und Kalifeldspat mikroperthitisch verwachsen sind. Dunkle Minerale sind ebenfalls von Bedeutung. Gemeinsam bilden sie eckige Aggregate zwischen den Feldspäten. Diese „Füllminerale“, die etwa 10 – 15 % des Gesteinsvolumens einnehmen, bestehen in erster Linie aus bronzefarbenem Biotit (Lepidomelan), Augit und Hornblende. Ferner trifft man auf Erzkörnchen und, weniger häufig, auf einigen Nephelin und Olivin. Spuren von Apatit und Titanit sind regelmäßig vorhanden; Quarz fehlt mitunter, kann aber auch 3 bis 5 % ausmachen. Der Gehalt an Plagioklas ist recht ansehnlich; die Kristalle sind von Alkalifeldspat ummantelt, wie in verwitterten Geschieben an dem Farbunterschied zwischen Kern und Saum gut zu sehen ist.
Larvikit ist meist grobkörnig und hat dann eine Textur, die an Granit erinnert.
Zuweilen zeigt die Matrix eine leichte Einregelung auf Grund von Magmabewegung während der Erstarrung. Dies zeigt sich in Bändern aus abwechselnd helleren oder dunkleren Mineralen. Die Zusammensetzung des Larvikits bei Storeputten und Gertrudkollen (vol.%, nach Barth 1945):
  Quarz
Alkalifeldspat
Plagioklas
Augit
Hornblende
Biotit
Erz und Nebenbestandteile
1,2
48,5
53,0
9,4
-
4,0
3,7
3,0
56,0
22,0
-
15,5
-
3,5
 
         
Geschiebe sind an der Außenseite häufig weiß verwittert; andere Exemplare sind tiefer, bis in den Kern gebleicht und zeigen auf der Bruchfläche einen allmählichen Farbübergang von weiß nach hellgrau oder blaugrau. Meist ist der Perlmuttglanz noch vorhanden. Die Form der Geschiebe ist im Allgemeinen rundlich..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988, S. 379


 
Literatur:
Barth T. F. W. 1945: Studies on the Igneous Rock Complex of the Oslo Region II. Systematic Petrography of the Plutonic Rocks. NVAMK
Brøgger, W.C.1898: Die Eruptivgesteine des Oslogebietes. III. Das Ganggefolge des Laurdalits, Kristiania 1898
Dons J. A.& Larsen B. 1977: The Oslo Paleorift. A Review and Guide to Excursíons. NGU Universitetsforlaget 1978.
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen S. 204
Neumann, E.-R. 1978: Petrology of the plutonic rocks in: Dons J. A.& Larsen B. 1977: The Oslo Paleorift. A Review and Guide to Excursíons. NGU Universitetsforlaget 1978.
Oftedahl, C., Dons, J. 1957: Geological Guide to Oslo and District. Oslo, 1957
Petersen, J.S. 1978: Structure of the larvikite-lardalite complex, Oslo Region, Norway, and its evolution. Geologische Rundschau, 67, 330–342.

Ramberg Ivar B. et al. 2008: The making of a land: geology of Norway, NGU Trondheim 2008,
ISBN 978-82-92-39442-7
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden

siehe auch: http://www.ngu.no/upload/Publikasjoner/Special%20publication/SP11_02_Heldal.pdf
 
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