Schweden - Magmatite - Bohuslän-Granit
Das Bohus-Iddefjord-Granitgebiet erstreckt sich als schmaler
Gürtel vom Gullmarn (Lysekil) entlang der Küste bis über die
norwegische Grenze (Flå-Granit, jenseits
des Oslo-Grabens, NW Oslo). Geophysikalische Messungen erwiesen,
dass das Massiv sich nach Westen im Kattegat etwa 80 km weit
fortsetzt, mit einer vermuteten Tiefe von 2 - 4 km. Mit einem
Alter von ca. 920 Mio. Jahren gehören diese Granite in die
Spätphase der sveconorwegischen Gebirgsbildung und sind somit
die jüngsten in Schweden. In diesem etwa 180 km langen und bis 20 km großen, stark geklüfteten Granitstreifen treten recht unterschiedliche Granitvarianten auf. Der Grund dafür liegt in unterschiedlichen Magmaquellen mit abweichendem Chemismus sowie einer komplexen Alterstellung der Granittypen. Den Darstellungen von Asklund und Elisson et al. über den Bohus-Granit zufolge (s. u.) sind beispielsweise die grauen Granite die älteren, die grobkörnig-porphyrischen die jüngeren. Des weiteren können Intrusionen festgestellt werden, die (zum Teil gangartig) das Granitgebiet durchziehen. Sie markieren in verstreuten kleinen Vorkommen den Verlauf tief reichender Spalten. Zu diesen intrusiven Ganggesteinen gehören außer einigen Graniten auch Mafite und Rhombenporphyre. Auch der im südwestlichen Randbereich (südwestlich Lysekil) auf einigen Inseln auftretende Gåsö-Granit entstand aus einem spät intrudierten Granitmagma. Früher war die Bezeichnung Fredrikshald- bzw. Strömstad-Granit für den Bohuslaen-Granit gebräuchlich. Darüberhinaus existierten lokale Namen aus der Steinindustrie - heute noch z. B. Hallinden-, Rixö-, Rabbalshede- oder Näsinge-Typus. In T. Norberg (Göteborg 2004) finden wir folgende Differenzierung: " Der Bohus-Granit kann in verschiedene lokalen Typen untergliedert werden: rot grobkörnig (Gåsö-Granit), grau-rot mittelkörnig (Näsinge-Granit, Hunnebostrand-Granit und Rixö-Granit) sowie grau-feinkörnig (Malmön- oder Lysekil-Granit). Die mehr roten Granite treten entlang der Küste, insbesondere vor dem Bottnafjorden (= nördlich Bovallstrand) auf..." |
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Der Bohus-Granit ist (nicht überraschend)
Landskapssten von Bohuslän, siehe: https://www.sgu.se/globalassets/om-geologi/berggrunden-i-sverige/bohuslan.jpg |
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Die Bandbreite zwischen Fein- und Grobkörnigkeit ist beispielhaft in drei für Bohuslän charakteristischen Granittypen zu sehen: | ||
feinkörniger Lysekil-Granit |
mittel- bis grobkörniger Strömstad-Granit |
grobkörnig-porphyrischer
Stångehuvud-(Gåsö)Granit |
Lysekil | Stene, NE Strömstad | Stångehuvud |
Von manchen Spielarten werden nachfolgend Beispiele gezeigt. Verbreitet tritt neben feinkörnigen Graniten insbesondere ein mittelkörniger, rötlicher (auch hellrötlicher) oder im frischen Zustand durch graugrünen Plagioklas etwas bunt wirkender Granit mit graubräunlichem Quarz und fein verstreutem Biotit auf. Durch Verwitterung werden die Plagioklase gelblich, der Granit wirkt dann insgesamt gelbbräunlich. | |||
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, Sgl. R. Hanning u. a.: | |||
mittel- bis grobkörniger, rot-bunter Bohus-Granit mit graugrünem Plagioklas | |||
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Steinbruch Hallinden | S Bovallstrand | Trassenbaustelle E Resö |
graue oder graubräunliche, fein- bis mittelkörnige Bohus-Granite | |||
Steinbruch Rixö, NE Lysekil | Steinbr. Båleröd, S Strömstad | Steinbr. Näsinge NE Strömstad | Krokstrand, Idefjord |
grau-roséfarbene, mittelkörnige Bohus-Granite | |||
E Hamburgsund | Steinbruch Nolby, NE Lysekil | Steinbruch Hallinden | Kämpersvik |
blauer Rabbalshede-Granit | |||
Rabbalshede-Granit | Rabbalshede-Gneisgranit | ||
helle, mafitarme Granite (z. T. mit idiomorphem, dunklem Quarz) | |||
Södra Blötevattnet | Steinbruch Orrekläpp |
grobkörniger, roter Stångehuvud-Granit | |||
Stångehuvud | Stångehuvud | Stångehuvud | (Lysekil) |
rötlicher, teilweise porphyrischer Bovallstrand-Granit |
E Ortseingang Bovallstrand | Ortseingang Kungshamn | S Hunnebostrand | NE Hunnebostrand |
porphyrischer Granit von Råssö | |||
Råssö | E Resö | ||
Granite im norwegischen Idefjorden-Gebiet | |||
alter Steinbruch, Straße 22 | SE Idefjord, Straße 22 | Buer, Aspedamveien |
Deformierte Granit-Varietäten im nordwestlichen Grenzgebiet (zwischen Dynekilen und Swinesund): | |||
gesprengtes Material, Hafenbaumaßnahme Lunneviken |
Geschiebebeispiele: | |||
Bohus-Granit,
FO: Hirtshals, DK |
grauer Bohus-Granit, FO: Hirtshals, DK |
porphyrischer Granit,
Røsnæs, DK |
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 334: Bohuslän-Granit "...In der Regel fein-, wohl auch mittelkörnig; gleichkörnig oder mit bis 2 cm langen Feldspäten; rötlich oder grau, manchmal blau- oder grüngrau; scharf kristalliner, rauer Bruch; grüngrauer bis weißer Plagioklas ist unauffällig; Quarz hellgrau, unregelmäßig oder etwas abgerundet; Biotit; Gestein mit gedämpften Farben. Obwohl Bohuslän-Granit (auch Strömstad-Granit, Fredrikshald-Granit) in einer großen Anzahl Steinbrüche abgebaut und in großem Umfang vor allem nach Deutschland und in die Niederlande exportiert wird, um dort als Schwellen- und Straßenstein verwendet zu werden, ist dieser schwedische Westküstengranit bei Geschiebesammlern kaum bekannt. Dennoch ist Bohuslän-Granit, von dem hier eine Reihe Varietäten beschrieben werden, ein begehrtes Leitgeschiebe, das allerdings durch die Ähnlichkeit mit den Blekinge-Graniten schwer mit Sicherheit zu bestimmen ist. Obendrein ist die Chance auf einen Fund viel geringer als von den Blekinge-Vertretern, weil Bohuslän nicht in der Hauptrichtung des Landeises liegt, das unsere Landstriche erreichte. Die Typenvariation des fast 200 km langen und bis 20 km breiten Massivs entlang der Küste von Bohuslän, mit Ausläufern in Südnorwegen, ist so groß, dass in einer kurz gefassten Beschreibung wie der hier folgenden von Vollständigkeit keine Rede sein kann. Gewöhnlicher Bohuslän-Granit ist meist feinkörnig, seltener mittel- bis grobkörnig; das Gestein ist homogen oder es ist eine Tendenz zur Einregelung der Minerale vorhanden. Neben gleichkörnigen Formen kommen Varietäten mit bis etwa 2 cm langen Mikroklintafeln vor, die farblich stark mit den feineren Mineralen kontrastieren. Die nicht selten als Karlsbader Zwillinge entwickelten Kristalle haben in solchen Fällen eine graurote oder fleischrote Tönung, während die Grundmasse grau, grüngrau, blaugrau oder schwach rotgrau ist. Der Mikroklin kann jedoch auch ungefähr dieselbe Farbe wie die Zwischenmasse zeigen. Der prozentuale Anteil an Plagioklas ist ziemlich hoch; das Mineral ist viel kleiner als der Mikroklin, gewöhnlich maximal 5 mm, und unauffällig. Letzteres ist Folge der weißen bis grünweißen oder grauen Tönung. Die Plagioklase haben mehr oder weniger deutlich ihre eigene Form. Quarz bildet bis 1 cm große (meist viel kleinere) hellgraue, selten schwach blaugraue Klumpen; die eigene Kristallform ist zumeist nicht mehr vorhanden. Es gibt auch Varianten, in denen Quarz in Form runder Körner vorkommt. Quarz kann auch als feinkörniges Aggregat auftreten. Bohuslän-Granit enthält minimal 1 – 2 und maximal 9 – 10 % Glimmer; normal ist 3 – 4 %. Dieser Glimmer besteht aus schwarzem Biotit; seltener ist darin auch etwas Muskovit enthalten. Nicht selten liegen die Glimmerschüppchen, wie auch die übrigen Minerale, einigermaßen parallel angeordnet, wodurch das Gestein sich gut spalten lässt. Für die Steinindustrie ist das eine wesentliche Eigenschaft. Varietäten mit diesem Habitus zeigen Übergänge zum Pegmatit. Akzessorien: Magnetit, Apatit, Titanit, ausnahmsweise Granat. Durchschnittliche Zusammensetzung (Vol. %, nach Asklund 1946):
Rabbalshede-Granit umfasst die Gruppe der blaugrauen Bohuslän-Granite. Das Blau ist so stark, dass das Gestein in der Steinindustrie als „Blauer Granit“ (Grabsteine) eingestuft ist. Der anstehende Bohuslän-Granit wird in situ in beträchtlichem Maß von sehr grobkristallinem Pegmatit begleitet. Einschlüsse von Gneis sind gewöhnlich, aber dieses Phänomen wird sich eher in den importierten Straßen- und Bordsteinen aus Bohuslän-Granit als in kleinen Geschieben feststellen lassen..." Zandstra J.G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 S. 334 |
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Literatur (Auswahl): Andersson M. et al. 1996: Tectonic setting of post-orogenic granites within SW Fennoscandia based on deep seismic and gravity data, Terra Nova 8 / 6 S. 558-566 Asklund B. 1947: Gatsten och kantsten, svenska stenindustriområden, Kungl. Boktryckeriet Stockholm S. 48-87 Berglund J. 1989: Bohusläns geologi. Småskrifter utgivna av Bohusläns Museum nr. 24, 53 s. Eliasson T. et al. 2003: Emplacement mechanism and thermobarometry of the Sveconorwegian Bohus granite, SW Sweden, GFF 125, S. 113 - 130 Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen S. 61 , 62 Holmquist P. J. 1906: Studien über die Granite von Schweden, Bulletin of the Geological Institutions of the University of Upsala 1906 S. 125 Norberg, T. 2004: Sotenäset på Sveriges Västkust - geomorfologiska former och naturvärden. Earth sciences centre Göteborg university B436 2004. Petersson J., Eliasson T. 1997: Mineral evolution and element mobility during episyenitization (dequartzification) and albitization in the postkinematic Bohus granite, southwest Sweden, Lithos 42 S. 123-146 Smed P. /Ehlers J.: Steine aus dem Norden, Borntraeger 2002 Nr. 74 - 76 Zandstra J.G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 S. 334 Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden, Nr. 83 - 89 siehe auch: http://www.strandundsteine.de/reiseberichte/reisen/westschweden/bohuslaen/bohuslaen.htm und: http://www.kristallin.de/s1/f_bohus.htm#Anker1 |
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