Schweden  -  Eisengrube Västanåmark

  eh. Eisengrube Västanåmark Halde der eh. Eisengrube Västanåmark Glimmerschiefer
    
 
Abschnitt aus "Beskrivning till berggrundskartan Karlshamn NV" (Kornfält/Bergström 1983) S. 28-33:
"Mineralvorkommen in und im Umkreis der Västanå-Grube  
Die Eisenerzlagerstätte von Västanåmark (ca. 3,5 km NW Näsum Kirche) wurde Anfang des 19. Jh. entdeckt. 1804 begann ein Probeabbau. Die Arbeit erfolgte mit Hilfe von Handbohrern. Sprengungen waren nicht erforderlich, da der Fels nicht hart war. Er bestand aus Eisenglimmer oder schuppigem Spekularit (blodstensmalm), der stellenweise ganz rein war. Bis zur ersten Stilllegung 1811 wurden 200 Schiffspfund (204 Tonnen) gefördert. Wahrscheinlich war der Erzanteil im Gestein dann zu gering, als dass weiterer Abbau gelohnt hätte. Indessen verzeichnete die metallurgische Technik Fortschritte, und der Abbau wurde 1861 wiederaufgenommen. Bis zur nächsten Unterbrechung 1863 wurden 390 Tonnen Erz gefördert. Eine nächste Arbeitsphase in der Grube von 1873 - 1877 erbrachte ca. 869 Tonnen Erz. 1916 wurde in der Grube ein letztes Mal für 10 Wochen gearbeitet. Aus der Bergwerksstatistik geht hervor, dass 85 Tonnen Erz und Gestein untertage gewonnen wurden. Das ergab 45 Tonnen aufbereitetes Erz mit durchschnittlich 45% Eisen.
Die Västanå-Grube hat somit in diesen Jahren nur 1500 Tonnen Erz erbracht, was eine sehr niedrige Menge ist im Vergleich zu den Erträgnissen in den reichen Eisenerzlagerstätten in Bergslagen und Nordschweden.
Die Grube war allerdings auch nicht von großem Ausmaß. Heute besteht sie aus einem ca. 30 m langen und 2 m breiten, wassergefüllten Graben. Alles Erz ist entnommen. Es ist daher nicht mehr möglich festzustellen, wie die Lagergänge des Erzes genau gewesen waren. Das geht auch nicht aus früheren Beschreibungen hervor. Bei Blomstrands Besuch 1860 war die Grube nämlich aufgegeben und voll Wasser. Daher war er gezwungen, seine Proben auf den kleinen Halden einzusammeln, die bereits damals von Gras und Buschwerk überwachsen waren. Auch De Geer traf bei der kartographischen Aufnahme des Gebietes, die er in den 1880er Jahren für die SGU durchführte, auf eine verlassene und wassergefüllte Grube.
Blomstrand beschreibt das Erz als Glimmerschiefer, dessen Glimmerblättchen durch Eisenglimmer ersetzt wurden bei Erhalt der dicht eingestreuten Quarzkörner. Die erzführenden Schichten, nach Blomstrand 4 - 5 Ellen (knapp 3 m) mächtig, traten durchweg im Quarzit an der Grenze zu den unterliegenden, umgewandelten vulkanischen Gesteinen auf. Die Längsausdehnung der Grube folgt der Streichrichtung des Quarzit-Glimmerquarzits. Eine dezimeterdünne Schicht aus Eisenglimmer wurde auch ca. 500 S der Grube im Quarzit gefunden (De Geer 1886, S. 6, Bäckström 1897, S. 22).
Auch wenn die Västanå-Grube nicht durch ihre Eisenproduktion zu Berühmtheit kam, wurde sie stattdessen weltweit für seltene Mineralfunde bekannt. Einige Minerale waren zuvor unbekannt, deshalb wird die Västanå-Grube immer in den mineralogischen Nachschlagewerken als Typ-Lokalität, als Ort der Erstbeschreibung, Erwähnung finden.
Tom Söderberg (1935) schreibt, dass bei der Inspektion durch den Bergmeister 1877 viel Erz auf dem Platz zurückgelassen lag. Dieses Erz war sichtlich mit Phosphatmineralen verunreinigt. Möglicherweise war das Auftreten dieses Minerals in den tieferen Lagen der Grube Ursache für die Stilllegung.
In der "Öfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akadamiens Förhandlingar" von 1845 besagt eine Notiz, dass ein Inspektor Johannesen das Mineral Pyrophyllit in der Västanå-Grube gefunden habe. Es war das erste Mal, dass dies Mineral in Schweden nachgewiesen wurde. In einer späteren Ausgabe im Jahr 1848 sind zwei chemische Analysen zu Pyrophylit aus der Eisengrube zu Västanå aufgeführt.
1866 stellte Blomstrand seine Beobachtung hinsichtlich der Minerale in der Västanå-Grube zusammen. Abgesehen von den bereits bekannten Kyanit, Lazulit und Svanbergit fand er eine Anzahl unbekannter Minerale, die er 1868 in einem Aufsatz analysierte und benannte. Es waren folgende neue Minerale:
     Berlinit (nach Professor und Generaldirektor N. H. Berlin)
     Trolleit (nach Graf H. G. Trolle-Wachtmeister)
     Augelit (von dem griechischen Wort für "Glanz")
     Attakolit (von dem griechischen Wort für Lachs auf Grund der charakteristischen Manganfarbe)
     Kirrolit (von dem griechischen Wort für blassgelb)
     Westanit (nach Västanå)
     Näsumit (nach dem Kirchspiel Näsum, in dem die Grube sich befindet)
     Martolit (nach der braunroten Farbe)
Die ersten fünf Minerale sind aluminiumhaltige Phosphate. Die übrigen sind Silikate. Westanit erwies sich bei genaueren Untersuchungen unter dem Mikroskop als ein umgewandelter Andalusit (Weibull 1898). Näsumit, das in kleinen Mengen zusammen mit Attakolit auftrat, war möglicherweise auch kein neues Mineral. Jedenfalls genügte Blomstrands alleinige Bestimmung nicht, die dauerhafte Existenz dieses Minerals zu gewährleisten (Chudoba 1960). Martolit wird in mineralogischen Nachschlagewerken des 20. Jh. nicht erwähnt. Es ist möglich, dass er bereits frühzeitig als neues Mineral wieder gestrichen wurde, ohne eine Spur in der Fachliteratur hinterlassen zu haben.
Da Blomstrands chemische Daten zum Attakolit für unzureichend gehalten wurden, führten Gabrielsson und Geijer (1964) eine neue Untersuchung durch, deren Resultat Attakolit als eigenständiges Mineral bestätigte. Mead und Mrose (1968) stellten fest, dass sogar ein monokliner Attakolit unter den Västanå-Mineralen zu finden ist.
Nach Weibull (1886) ist der in Västanå vorkommende Apatit ungewöhnlich manganreich, also ein Manganapatit. 1898 publizierte Weibull selbst einige kristallographische Daten zum Manganapatit von Västanå.
Das Eisenerz tritt in Västanå als Einlagerung im Quarzit auf. Bäckström (1897, S. 23) deutete daher das Erz als mechanisch angereicherten, eisenreichen Sand. In einem Aufsatz von 1963 gibt Geijer eine Zusammenfassung der Eisenerz- und Mineralvorkommen im Västanå-Gebiet. Geijer nahm an, dass das Erz später als der Quarzit entstand, durch Umwandlung von eingewanderten Mineralen (Imprägnierung).
Die Phosphorkonzentration, die eine Voraussetzung
zur Bildung von Phosphatmineralen ist, kann nicht aus den Sedimentablagerungen hergeleitet, sondern musste zugeführt worden sein. Die heutigen Mineralassoziationen (Al2SiO5  -  Lazulit  -  Rutil) entstanden bei erhöhter Temperatur und unter Einfluss von Material magmatischen Ursprungs (Volatile). Das Erzvorkommen muss innerhalb konglomeratischer Ablagerungen entstanden sein, da Konglomeratgerölle mit Hämatitbelag vorhanden sind.
Ein ungewöhnliches Mineral, das an mehreren Stellen im Glimmerschiefer anzutreffen ist und folglich nicht in der Grube selbst, ist grüner Manganandalusit (heute als Viridin bezeichnet). Dieses Mineral wurde von Bäckström beschrieben (1896)..."
Kornfält K.-A. et al. 1983: Beskrivning till berggrundskartan Karlshamn NV, SGU Af 135
 
Västanå mica schist    
Eisenglimmer Viridin auf Glimmerschiefer    

 

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