Schweden   -   Magmatite   -   Kristinehamn-Granit

Die Granite des westlichen Randstreifens des TIB (zur Protoginzone) nordwestlich und südwestlich von Filipstad sind weitgehend von Deformation gekennzeichnet. Verbreitet sind Augengneisgranite und Augengneise.
Zwischen diesen gneisartigen Graniten treten, vor allem nach Osten zu, massive Granite auf, die sich dem Filipstad-Granit annähern. Sie sind jedoch stärker basisch, d. h. sowohl der Anteil an mafischen Aggregaten als auch der an Plagioklas ist deutlich höher. Das Gefüge ist schwarzfleckig, die Farbe kann zwischen rötlich, grau und mehrfarbig (mit orangefarbenen Anlauffarben) variieren. Charakteristisch sind größere, violette Kalifeldspäte. Quarz tritt in zuckerkörnigen Anhäufungen oder als etwas größere Blauquarzkörner auf. Für den nicht-deformierten Typus siehe insbesondere die Beschreibung von P. Smed.
Diese westlichen, auch granodioritischen Varianten des Filipstad-Granits wurden in Nachfolge von Törnebohm (1873) als Kristinehamn-Granit bezeichnet.

Der nicht deformierte Typ mit größeren, violetten Feldspäten gilt als Leitgeschiebe verwendet.
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover u. a.:
geringfügig deformiert, W Filipstad
Blauquarzvariante, NW Filipstad rotbraune Variante, W Filipstad graue Variante, W Filipstad "bunte" Variante, W Filipstad
deformiert, SW Filipstad
   
Bråttforshyttan, NW Storfors  Bäckelid, NW Storfors     
Kristinehamn-Gneisgranite
   
Gneisgranit, W Kristinehamn Mylonitgneis, W Kristinehamn     
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S 326:
Kristinehamn-Granit
"... Stark schwarz geflecktes, rotes Gestein mit cm großen, rötlichen, linsenförmigen, langgestreckten Feldspat-Porphyroblasten; Matrix fein- bis mittelkörnig, ziemlich dunkel getönt durch den hohen Gehalt an Hornblende und Biotit sowie ziemlich viel Plagioklas; große (violettgraue) Kalifeldspäte manchmal mit einem Ring aus Plagioklas; wenig folierter Augengneis oder stark folierter Gneisgranit; stark deformiertes Gestein.

Das Gestein kommt zusammen mit Filipstad-Granit vor; es ist etwas jünger als dieser Granit und hat einen etwas basischeren Charakter, wodurch die Färbung gedämpfter und dunkler ist. Kristinehamn-Granit enthält durchschnittlich weniger Quarz und mehr Hornblende als Filipstad-Granit, und er ist stärker deformiert. Diese Verformung ist mit bloßem Auge erkennbar. Übrigens treten bei diesem Granit verschiedene Stadien von Deformation auf. Das hat eine Reihe von Erscheinungstypen hervorgebracht; Augengneis sowie dunkel geaderter Gneisgranit sind davon nach Hesemann (1936, 1975) die bedeutendsten und am besten erkennbaren.
Andere Varietäten, wie Mylonitgneis, ein stark foliiertes Gestein mit Mylonitaugen in einem gleichkörnigen, meist stark verzahnten Quarz-Feldspat-Gemenge, bleiben hier außerhalb der Betrachtung, weil ihr Wert als Leitgeschiebe zweifelhaft ist.
Der Augengneis ist ein graurotes, fein- bis mittelkörniges Gestein, das gewöhnlich etwas feiner gekörnt ist als der Filipstad-Granit. Es enthält violettgraue (mitunter viele rote und wenige graue), cm große Orthoklas-Porphyroblasten, die nicht selten von einem Ring aus Plagioklas umgeben sind. Die Zwischenmasse besteht in der Hauptsache aus Plagioklas, Mikroklin, Quarz und dunklen Mineralen. Der Quarz bildet unauffällige, weiße, feinkörnige Klumpen. Dunkle Minerale sind reichlich vorhanden; es handelt sich um viel Hornblende und etwas weniger Biotit. Auch biotitreiche, sehr hornblendearme Typen kommen vor. Titanit, Apatit und Erzkörner treten als Akzessorien auf, manchmal auch Epidot. Der Augengneis ist ein typisches, weiß-rot-schwarz geflecktes Gestein.
Der dunkel geaderte Gneisgranit hat eine Matrix mit denselben Mineralen wie der Augengneis; oft tritt daneben einiger Muskovit auf. Die dunklen Minerale konzentrieren sich in deutlichen, ziemlich welligen Lagen, die sich um die Porphyroblasten winden. Die wichtigsten Minerale dieser schmalen oder breiteren Lagen sind Hornblende und Biotit. Die
5 - 15 mm langen, linsenförmigen Feldspäte sind meist ziegelrot; einzelne sind grau oder grüngrau. Diese Porphyroblasten zeigen deutliche Erscheinungen von Zertrümmerung. Quarz bildet unauffällige, feinkörnige Aggregate...."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988, S. 326
 
Literatur: 
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen, Krefeld, S. 52
Holmquist P. J.  1906: Studien über die Granite von Schweden, Bull. of Geol. 1906, S. 174
Lundegårdh P. H. 1987: Beskrivning till berggrundskartan Filipstad SV, SGU-AF:157
Lundström I. 1995: Beskrivning till berggrundskartorna Filipstad SO och NO, SGU-AF:177,185
Magnusson N. H., Granlund E. 1928: Beskrifning till kartbladet Filipstad. Geol. Kt. Zweden 1:50.000, Aa 165, 119 S.
Smed P. / Ehlers J. 2002: Steine aus dem Norden, Borntraeger, Nr. 101 - 104
Törnebohm A. E. K. 1873: Ueber die Geognosie der schwedischen Hochgebirge, ID-code: ISSN:0284-7957, SGU-C:9;
Wahlgren C. 1992: Berggrundskartan 10E Karlskoga NV, 1:50 000, SGU Af 176
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
   
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