Ostbaltische Geschiebefunde

Monzonitische Gesteine aus der Randfacies von Rapakiviplutonen
 
J. G. Zandstra beschreibt im Platenatlas (1999, Nr. 20) einen im Geschiebe "örtlich verbreitet" vorkommenden Monzonit aus den Randzonen von Rapakiviplutonen. Das Anstehende ist nicht bekannt und wird augenscheinlich kontrovers diskutiert (s. unten). Gleichwohl lässt die Tatsache, dass die Zwischenmasse im Gestein (auch in den beiden an der Ostsee gefundenen Steinen) durchsetzt ist von feinsten graphischen Verwachsungen, keinen Zweifel am Rapakivi-Kontext.
 
Geschiebebeispiele, Sgl. R. Hanning und H. Wilske:
 
FO: Ottmarsbocholt, NRW FO: Klütz Höved, MV FO: Frydendal, Als, DK  
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 50:
Monzonitische Randfazies vom Rapakivi
"
Fein- bis mittelkörnig, rot bis dunkelbraungrau; auf der Bruchfläche kräftig schwarz oder dunkelgrün gefleckt; Verwitterungskruste weiß gefleckt durch eine sehr große Anzahl kleiner, eckiger Feldspäte; rötlicher Kalifeldspat, zum Teil mikrographisch mit Quarz verwachsen (sehr feine Füllmasse zwischen den übrigen Mineralen); kein oder wenig meist eckiger, freier Quarz; ein einzelner, cm großer Megakristall aus Kalifeldspat; zähes Gestein.

Dunkel wirkende, rote, braunrote oder dunkelbraungraue, quarzarme, monzonitische Geschiebe mit 75 – 90 % Feldspat und relativ viel dunklen Mineralen, letztere zu Aggregaten vereinigt, werden örtlich gehäuft gefunden. Es sind Steine, die durch Verwitterung matt und unattraktiv aussehen....  Die Zusammensetzung wird wie folgt angegeben (Vol.%):
      Kalifeldspat (einschließlich Anteilen in Mikropegmatit) 49
      Plagioklas 28
      Quarz 3
      Dunkle Minerale und Nebenbestandteile 20

Das feinkörnige, schwach porphyrische Gestein zeigt auf dem Bruch eine Farbkombination aus sattem Braunrot mit Schwarz. Die feinkörnigen Kalifeldspäte (manche kleiner als 1 mm) sind teilweise mikropegmatitisch mit Quarz verwachsen; die Farbe ist satt rot (Bruchfläche) bis braunrot (Verwitterungsrinde). Eigenständige Quarzkörner fehlen. Der genannte feine Kalifeldspat bildet mit dem Quarz eine Art Matrix für die übrigen Minerale. Daneben kommen in geringer Anzahl maximal 5 bis 15 mm große, stark glänzende Megakristalle aus Kalifeldspat vor; die breit geformten Kristalle zeigen häufig noch die eigene Kristallgestalt. Die Farbe dieser Einsprenglinge ist graurot (Bruch) bis grau oder rotgrau (Verwitterung); mitunter haben die Tafeln einen schmalen roten Rand...

Der Plagioklas, in Abmessungen ab 0,5 bis 6 mm, ist auf der Bruchfläche grüngrau bis gelb und in der Verwitterungsrinde gelbweiß; das Mineral zeigt sich in stark angefressenen, rechteckigen Tafeln, schmalen Säulchen und Aggregaten. Einschlüsse im Plagioklas sind nicht häufig; seltener noch ist ein roter Rand oder ein zonarer Bau wahrzunehmen. Zuweilen erscheint eine rote Umrandung aus Kalifeldspat (meist breit und nicht als „Mantel“ zu bezeichnen, in Ausnahmefällen mit einem sehr schmalen roten Rand). Die übrigen Minerale sind meist schwarz und schwarzgrün. Sie bestehen aus Hornblende, Biotit und vielleicht etwas Pyroxen. Neben sehr feinkörnigen Partien kommen bis 3 mm große faserige Kristalle vor.
In Mittel- und Ost-Drente, östlich von Groningen und Ost-Twente und bei Haren, Getelo und Gronau in Deutschland sind Dutzende derartiger monzonitischer Gesteine gefunden worden. Das wechselseitige Verhältnis der Minerale zeigt gewisse Variationen. So variiert der Gehalt an Kalifeldspat und Plagioklas recht beträchtlich, mal zugunsten des einen, mal des anderen; oft ist jedoch zwischen den Prozentgehalten wenig Unterschied. Der Anteil des Quarzes ist in allen Beispielen dieser Gruppe sehr gering, er ist aber mit 1 bis 4 % immer vorhanden. Der Quarz ist durchgängig transparent und sehr hell getönt, weniger häufig braungrau. Die frei gewachsenen Körner sind mm groß und unregelmäßig geformt. Freier Quarz wird in Geschieben übrigens selten gefunden, aller Quarz ist dann mikrographisch mit Kalifeldspat verwachsen. Diese Verwachsungen, die der Schlussphase des Kristallisationsprozesses angehören, fungieren als Füllmasse im Raum rund um die Plagioklaskristalle.
Die dunklen Minerale bilden 0,5 – 3 mm große Aggregate, die hauptsächlich aus sehr fein verteilter Hornblende und Pyroxen bestehen; meist sind auch stark glänzende, schwarze Biotitblättchen vorhanden. Das Gestein enthält gewöhnlich einzelne 1 bis 3 cm lange, eckige Megakristalle aus rotgrauem, stark glänzendem, oft dunkel wirkendem Kalifeldspat; die großen Kristalle liegen so weit auseinander, dass sie in kleinen Geschiebesteinen nicht immer anzutreffen sind. Auch die mehr oder weniger idiomorphen Plagioklase können bis 1 cm lang sein; echte Einsprenglinge sind es nicht, zumal auch alle Zwischengrößen von 2 bis 8 mm vorkommen.
Die Frage, wo die Geschiebe herkommen, ist zu beantworten mit: bestimmt aus dem Ost-Baltikum. In Betracht kommen theoretisch Ǻngermanland, der östliche Teil der Ǻland-Inseln und Süd-Finnland. Dass unsere monzonitischen Gesteine gern in der Gesellschaft von Prick-Granit, Pyterlit und Finnischen Rapakivi-Typen auftreten, gibt einen Hinweis darauf, dass die Monzonit-Gruppe aus Süd-Finnland oder dem östlichen Teil des Ǻland-Archipels stammt. Es ist eher „verdächtig“, dass die Literatur dieser Gebiete keine Mitteilung zu dergleichen Gestein macht (wohl von anderer Randfazies wie dunklem Rapakivi, Tirilit und Syenit von Lappee; siehe ferner Ǻva-Monzonit). Auch Ǻngermanland ist als Herkunftsgebiet zu bezweifeln; die Angaben aus der schwedischen Literatur (u. a. Sobral 1913) verweisen zwar auf eine abweichende Gruppe monzonitischer Gesteine in genanntem Gebiet, aber ganz passend für unsere Monzonit-Geschiebe ist die Beschreibung nicht: so enthält das Gestein vom Ǻngermanland längst nicht jedes Mal Quarz und die Einsprenglinge sind aus Labradorit. Als Geschiebe sehr wohl erkennbar ist der Syenitgabbro aus Nordingrå, aber dieser Typus ist unter den Geschiebefunden viel seltener als die hier besprochene monzonitische Randfazies."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
 
   1

Monzonit (Monzonitische Randfazies vom Rapakivi), det. J. G. Zandstra, polierte Fläche, Geschiebefund, FO: Senden-Ottmarsbocholt,
Sgl. R. Hanning 1988
     
   2
   Monzonit (Monzonitische Randfazies
  vom Rapakivi),
 
  Geschiebefund, Strandstein,
  FO: Klütz Höved, MV,

  leg. Wilske 2010 Eiszeit-Haus Flensburg
 
(Aufnahmen links: unter Wasser,
   rechts trockene Geschiebeoberflächen)
Nach Anfertigen einer Schliff-Fläche nachfolgend etwas schärfere Bilder:
   
   3  
  Monzonit (Monzonitische Randfazies
  vom Rapakivi),
 
  Geschiebefund, Strandstein,
  FO: Frydendal, Als, DK,

  leg. Wilske 2011 Eiszeit-Haus Flensburg
 
(Aufnahmen: unter Wasser)
 
 
Literatur:
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden Nr. 226
   
       
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