Schweden  -  Magmatite  -  Gesteine von Nordingrå

 

Das Küstengebiet von Nordingrå zeigt auf engem Raum eine Reihe geologisch interessanter Gesteine. Grund ist das zeitnahe Aufdringen unterschiedlicher Magmen, eines silikatreichen Granitmagmas (Nordingrå-Rapakivi) und einer dunklen gabbroiden Schmelzmasse. Neben verschiedenen granitoiden Ausprägungen treten Mischgesteine und Übergangsformen auf. Siehe auch Nordingrå-Anorthosit und Ångermanland-Syenitgabbro. Der Anteil an sehr grobkörnigen Leukogabbros und Anorthositen ist auffallend groß.
Die Bezeichnungen "Nordingrå"- oder "Ångermanland"- im Namen zielen jeweils auf dasselbe Gestein. In der älteren schwedischen (Holmquist) und in der deutschen Geschiebeliteratur wird überwiegend die allgemeinere Bezeichnung "Ångermanland" verwendet. Die schwedische Fachliteratur bezieht sich grundsätzlich auf den "Nordingrå"-Komplex. Er besteht aus einem großen Intrusionskörper mit einem Durchmesser von ca. 90 km. Das Alter wurde wie die südöstlich gelegenen finnischen Rapakivi-Massive zwischen 1590 und 1540 Mio. Jahre datiert.
Der jüngere Ulvö-Dolerit (± 1.25 Mio Jahre) durchschlägt in einer NNE -  SSW ausgerichteten Linie von den Ulvö-Inseln aus den östlichen Teil des Nordingrå-Komplexes.







  geologischer Überblick, Nordingrå Kartenskizze nach Angaben in Lindh 2001  
                 

Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, BGR Berlin u. a.:  
Nordingrå-Rapakiwi Anorthosit von Nordingrå Nordingrå-Syenitgabbro
Nordingrå-Rapakivi Nordingrå-Anorthosit anorthositischer Gabbro Nordingrå-Syenitgabbro
Nordingrå-Gabbro Ulvö-Dolerit Värnsingit, Nordingrå  
Nordingrå-Gabbro Ulvö-Dolerit Värnsingit  
Geschiebefunde:
   
Hohenfelde Fehmarn    
       
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.), S. 130:
Gesteine von Ångermanland
"... Die in Ångermanland längs und nahe der Küste in der Umgebung von Nordingrå und z. B. auf den Inseln Hernö und Lungö vorkommenden Gesteine haben einige markante Leitgeschiebe geliefert: Rapakivi, Syenitgabbro und Zweiglimmergranit und -gneis.
Der Rapakivi von Ångermanland ist gleich alt mit den Rapakivitypen von Åland- und Finnland. Die Farbe ist graurot oder gelbrot, nicht rotbraun oder braunrot, darüber hinaus besteht jedoch viel Ähnlichkeit. Das Vorkommen des Rapakivi erstreckt sich von Nord nach Süd über 35 km, die maximale Breite liegt bei 10 km.
Der Syenitgabbro zeigt sich infolge der Aufnahme von basischen Gesteinen in Granitmagma in sehr wechselhaften Zusammensetzungen und Erscheinungsformen. Es entstanden „Weder-Fisch-noch-Fleisch“-Formen, Gemenge von basischem und saurem Magma. Högbom (1909) nennt als Beispiel die granitische Intrusion mit Feldspat-Megakristallen in einen Gabbro (Labradorit). Sie führte zu Gesteinen mit einer granitischen oder mikropegmatitischen, dunkel-rötlichen Grundmasse, in der große Kristalle aus farblosem oder graugrünem Plagioklas (Labradorit) liegen. Es ist auffallend, dass die basischen Bestandteile in diesen Übergangstypen im Allgemeinen in Chlorit übergegangen sind, während der Labradorit anscheinend wenig verändert ist. Entlang der Ränder bildet der Syenitgabbro Übergänge zum Rapakivi, wodurch die heterogenen Gesteinsformen entstanden sind.
Etwas jünger als der Syenitgabbro, aber auch noch präkambrisch, ist der schöne Zweiglimmergranit. [Die heute gültige Altersbestimmung stellt den Zweiglimmergranit als älter im Verhältnis zum Syenitgabbro dar]. Er ist ein hellgraues oder „weißes“, selten schwach rötliches Gestein mit ziemlich vielen kleinen Biotit-Häufchen und einer geringeren Anzahl etwas größerer Muskovit-Konzentrationen. Die Quarz- und Feldspatkristalle haben eine unregelmäßige Form, der Glimmer liegt meist verstreut und richtungslos im Gestein. Obwohl der nicht gneisige Typ stark durch regionalen Druck beeinflusst ist, wird dies bei oberflächlicher Betrachtung nicht deutlich. Der Einsatz einer Lupe lehrt jedoch, dass viele Minerale mehr oder weniger zu Grus geworden und manche Glimmerblättchen verbogen sind.
Der gneisige Typ (Cohen & Deecke 1896: Gneis von Örnsköldsvik) ist als Geschiebe weniger häufig als der Zweiglimmergranit. Der Gneis ist auch weniger stabil gegen mechanische Abnutzung und wird deshalb die Reise von 2000 km mit dem Landeis nicht immer überlebt haben..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988, S. 130


Literatur:
Eckermann H. von 1937: The genesis of the Rapakivi granites, GFF 59, 4 S. 503-524
Eckermann H. von 1938: The anorthosite and kenningite of the Nordingrå-Rödö region. A contribution to the problem of the anorthosites, GFF 60 S. 243-284
Eckermann H. von 1944-1947: Contributions to the knowledge of the Jotnian rocks of the Nordingrå-Rödö region. GFF
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen, S. 83
Holmquist P. J. 1906: Studien über die Granite von Schweden, Bulletin of the Geological Institutions of the University of Upsala 1906 S. 101
Högbom A.G. 1909: The igneous rocks of Ragunda, Alnö, Rödö and Nordingrå, GFF 31, 5 S. 347-375
Lindh A., Johansson I. 1996: Rapakivi granites of the Baltic shield: The Nordingrå granite, its chemical variation and Sm-Nd isotope composition, Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen 170, 3 S. 291-312
Lindh A. et al. 2001: Evidence of crustal contamination of mafic rocks associated with rapakivi rocks: an example from the Nordingrå complex, Central Sweden, Geological Magazine 138. 4 S. 371-386
Strömsten B. 1969: Nordingrågranit. Norrlandsfonden, Luleå ID: 133-1968
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988

Fredén C. et al. 2005: Geoturistkartan Höga Kusten med Ulvöarna, SGU K1
siehe auch www.kristallin.de
 
 
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