Schweden  -  Magmatite  -  Stockholm-Fleckengranit

Stockholm-Fleckengranit Stockholm-Fleckengranit
  Stockholm-Fleckengranit,
 
Lokalität vermutl.:
 
SW Thorsvikssvängen
  Stockholm, Insel Lidingö,
 
siehe Etikett
 
leg. o. A. 1960,
 
Geozentrum Hannover
 
       
Zur Darstellung des Fleckengranits aus Geijer 1908 (s. u.) S. 193:
"...Ungefähr mitten in der letzteren Granitpartie aber traten die Fleckenbildungen auf, die den Gegenstand dieser Untersuchung bilden. Von ihnen kamen zwei verschiedene Typen vor.

Die Flecken vom Typus 1 haben einen Kern von Biotit, mit einem Durchschnitt von 0,2 — 0,5 cm, bisweilen bis zu 1 cm,
umgeben von einem weißen Ringe von ein paar Millimeter Breite. In der Stufe sieht das Ganze fast wie Kristallisierungs-höfe aus. Diese Flecke traten innerhalb einer höchstens meterbreiten Zone auf, die ungefähr vertikal stand. Oben auf dem Felsen konnte man sehen, dass die ganze Granitpartie, innerhalb welcher die Flecke (beide Typen) auftraten,
einen Gang im Gneise in der Richtung von Osten nach Westen bildete; quer über diesen Gang, bis zu dem von Pegmatit- und kleineren Granitgängen durchwobenen Gneise nördlich von demselben, konnte die genannte Zone verfolgt werden.... "
Der von Geijer beschriebene Fleckengranit trat in Streifen innerhalb des Stockholm-Granits auf, der als Gänge in den älteren Uppland-Gneis intrudiert war. Geijer beschreibt die hellen biotitarmen Höfe um die Biotitkristalle als Differenziate des Magmas in der Art von Reaktionshöfen, wobei er den Grund für diese spezielle Reaktion an den Biotit- bzw. Titanitkristallen nicht nennen kann.
Geijer P. 1908: Ein Vorkommen Von "Fleckengranit" ("granite tacheté" Lacroix) in Stockholm, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala 8 S. 190-201

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Zandstra 1988 folgt in seiner ausführlichen Beschreibung (1988, S. 205 - 208) den Angaben durch Geijer und der allgemeinen Darstellung von Osann (1923) über Titanitfleckengranite:
Stockholm-Fleckengranit
"... Sehr feinkörnig, dunkelgrau, mit cm großen oder größeren, hellen Flecken oder Linsen (verstreut oder in Reihen); Zwischenmasse besteht aus Quarz, Feldspat und (manchmal sehr viel) Biotit; Flecken mit einem kleinen, dunklen Kern und sehr breiter Randpartie aus Feldspat und Quarz; homogen oder gneisartig; Matrix mit stark verzahnten Körnern.

Dieses Gestein ... enthält zahlreiche, nahezu abgerundete oder gestreckt linsenförmige Flecken mit einem dunklen Kern und roten Rand aus Feldspat, Quarz und anderen Mineralen. Die Größe der Flecken beläuft sich häufig auf 1-3 cm; auch kleinere ab wenigen mm können vorkommen. Nach schwedischen Untersuchungen (Geijer 1913b, Osann 1923, siehe auch Hesemann 1975) handelt es sich zumeist um ein dunkelgraues, feinkörniges Gestein aus Quarz, Feldspat und Biotit mit vielen hellen, cm großen Flecken oder Linsen. Diese Flecken deuten auf Injektion und Assimilation eines aus der Umgebung aufgenommenen Gesteinsmaterials. Die Grundmasse enthält zumeist eine Spur Apatit und Zirkon, manchmal auch Hornblende.
Stockholm-Fleckengranit kommt in zwei Ausprägungen vor: die eine mit derselben Matrix und Zusammensetzung wie der normale Stockholm-Granit, die andere mit einer stärker basischen Matrix und dem Habitus eines feinkörnigen, biotit- und hornblendereichen Gneises. Die Flecken heben sich auf Grund ihrer hellen Farbe deutlich von dieser Masse ab. In Gesteinstypen, in denen die Flecken isoliert auftreten, beträgt ihr Durchschnitt etwa 1 cm, seltener einige cm. Ihre Form ist dann rund oder länglich. Häufig sind einige Flecken zu langen Linsen vereinigt. Diese Reihen liegen nicht selten mehr oder weniger parallel. Die Flecken nehmen zusammen oftmals ein Viertel des Gesteinsvolumens ein.
Der Aufbau der Flecken ist mit der Lupe nicht immer einfach zu erkennen. Manchmal bestehen sie aus einem Aggregat aus Quarz und Feldspat ohne deutlichen, zonaren Aufbau. In anderen Typen haben die Flecken eine breite, weiße oder rötliche Aureole und einen winzigen Kern, der aus einem einzigen Titanitkorn oder, seltener, aus einem Biotitaggregat besteht. Die Aureole ist aus Feldspat, Quarz, Pyrit oder einem anderen Erz zusammengesetzt.

Mitunter verläuft eine Biotitlage aus dem Granit quer durch die Flecken, ohne dass diese selbst irgendeine Linierung zeigen. Geijer führt Besonderheiten zu einer Reihe von Varianten dieses Gesteins auf; die Angaben sind summarisch und unvollständig.
Typus 92a. Flecken schwarz, 5-15 mm, mit einem Biotitkern von 2-5 mm oder ausnahmsweise 10 mm und einem wenige mm breiten, weißen Rand aus Quarz und Feldspat. Der Biotit bildet größere Blättchen aus als in dem umgebenden Gestein.
Typus 92b. Flecken weiß, ca. 5-10 mm, zuckerkörnig, sehr viele, mit einer Randzone aus sehr feinem Biotit. Die Flecken gehen ineinander über und bilden kurze Reihen oder bis einige cm breite, viele m lange Komplexe.
Typus 92c. Flecken weiß, Länge 20-35 mm und Breite 15-20 mm, klar begrenzt, unregelmäßig rund länglich, mit mehr oder weniger parallelen Längsachsen. Der Kern besteht aus einem braunen Titanitkorn, seltener aus Pyrit. Die Flecken weisen in Ausnahmefällen eine Randzone aus sehr feinem Biotit auf; sie gehen in 1-2 cm breite, aplitartige, oft dicht beieinander liegende Lagen über, die zumeist parallel verlaufen, hin und wieder aber auch ineinander übergehen. Diese Lagen sind reich an bis einige mm großen Titanitkörnern.
Typus 92d. Flecken sehr zahlreich, unscharf begrenzt, klein, mit einem Kern aus Titanit und einer hornblendeführenden Randzone. Parallele Lagen, die wenige cm Abstand halten.
Typus 92e. Flecken rund, dicht beieinander; Durchschnitt ca. 10 mm, mit viel Quarz und Feldspat. Der Kern besteht aus Titanit, Biotit oder Pyrit. Es gibt gesonderte schmale, titanithaltige Lagen. Mitunter sind die Flecken zu Komplexen zusammengewachsen, die dann als weiße „Wolken“ zu sehen sind. Es wird auch beschrieben, dass solche Flecken flache Massen bilden, die oft ebenso lang wie breit sind (Holmquist 1910).
Typus 92f. Flecken an bestimmten Stellen konzentriert und unscharf begrenzt oder sehr viele ca. 10 mm große, weiße Flecken (durchaus auch größer). Der Kern besteht aus großem, mit der Lupe gut erkennbarem Titanit. Lagen wie bei 92e.
Typus 92g. Deutliche Flecken mit einem Titanitkern und einer 3-5 mm breiten Randpartie ohne Biotit. Ähnelt in vielem 92d.
Typus 92h. Flecken sehr zahlreich (bis ⅓ des Gesteinsvolumens), weniger scharf oder auch unscharf begrenzt; Abmessungen wie bei 92c oder kleiner. Der Kern der Flecken besteht aus Titanit; die Randzone ist undeutlich. Gewöhnlich enthält das Gestein gesonderte aplitartige Lagen mit sehr vielen, bis ca.10 mm langen, dunklen Hornblendekristallen; dann sind Titanit und Biotit nicht oder nur sporadisch vorhanden. Der Granit selbst ist meist grau, mitunter etwas rötlich und ziemlich reich an dunklen Mineralen sowie Plagioklas.
Typus 92i. Flecken wie bei 92h, mit einem Titanitkern und einem hornblendehaltigen Rand.
Typus 92j. Flecken wie bei 92a, mit einem 5-10 mm breiten Kern und einem ebenso breiten, weißen Rand.
Typus 92k. Hesemann (1975) nennt noch weitere als Geschiebe anzutreffende Varietäten, die möglicherweise aus Stockholm und Umgebung stammen. Von dieser Variantengruppe zeigen die Flecken folgende Eigenschaften: Durchschnitt meist 1 - 3 cm; Ausprägungen wie bei den oben genannten Typen; etwas größere Körner als das umgebende Gestein; der Kern besteht aus einem grauem Feldspataggregat, Erz oder Hornblende; mitunter haben die Flecken eine biotitreiche Randzone; die hellen Bestandteile in den Flecken und im Nebengestein sind weiß, grauweiß oder orangerot.
Stockholm-Fleckengranit ist alles in allem ein variantenreiches Gestein, das an der dunklen, stark körnigen Zwischenmasse und den hellen Flecken gut zu erkennen ist.
Schließlich sei darauf hingewiesen, dass auch andere Fleckengranite auftreten.... Stockholm-Fleckengranit unterscheidet sich deutlich von Stockholm-Fleckenquarzit auf Grund des Feldspatreichtums der Grundmasse zwischen den Flecken..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 S. 205
 
Geschiebefunde:
   Stockholm-Fleckengranit,
   FO:  Kap Arkona, Putgarten,
   Rügen, Mecklenburg-Vorpommern,
   leg. Kummerow o. D.
   Mineralogische Sammlung im
   Naturkundemuseum Berlin

   Etikett 1
     Etikett 2
   
 


  Fleckengranit

  mit basischer Matrix,
  FO: o. A.,
  Sgl. im Eiszeit-Haus
 
(Geologische Abteilung des 
   Naturwissenschaftlichen Museums),
   Flensburg
  
  Fleckengranit, Geschiebefund, FO: Fehmarn, Sgl. R. Hanning 1987 
 
  




    Fleckengranit,
   Geschiebefund, FO: Glowe, Rügen,
   Sgl. R. Lampe, Greifswald 

  
anpolierte, mit Wasser benetzte Fläche,
    rechts unten: Geschiebeaußenseite
 
  2 Stücke eines Geschiebefundes 
  Fleckengranit
  in der Mineralogischen Sammlung des
  Naturkundemuseums Berlin,

  FO: Jancowice, Srokowo (Drengfurth)
  Masuren, Ostpreußen
  leg. Klautzsch 1901
  Etikett
 
 
 

Literatur:
Geijer P. 1913b: Zur Petrographie des Stockholm-Granits, GFF 35, 123 - 150
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen S. 189 ff
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden Nr. 123 und 124
 
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