Schweden  -  Magmatite  -  Ornöit

Die Inseln Ornö und Utö liegen im Verlauf einer küstenparallelen Scherzone in der Randzone des Sörmland-Beckens. Die OBS (Ornö Banded Series) als Abschnitt dieser Scherzone enthalten stark gefaltete und mylonitisierte Granitoide.
Ein Großteil der Insel Ornö ist von dieser Deformation betroffen. Im Norden jedoch (Ornöhuvud) steht eine Intrusion dioritischer Gesteine, Gabbros und Pegmatit mit vielfältigen Differentiaten an. (Siehe auch Hesemann S. 94, 95.)
 
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, Universität Greifswald und BGR Berlin:
Ornöit Ornöit Ornöit Ornöit
       
Ornöit
                
      Hornblendepikrit
   
Oligoklasit Ornöitaplit    
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 210:
Ornöit

"... Zuckergussartige, trübe, weiße oder hellrote Matrix aus Plagioklas und wenigen oder vielen großen, dunklen Hornblendekristallen; Hornblende teilweise Aggregate oder größere Partien bildend, diese sehr unregelmäßig verstreut und die einzelnen Kristalle sehr unterschiedlich groß; weniger Hornblende als in normalem Diorit; manchmal Biotit und farbloser Augit; ungleichkörniges Gestein mit wechselndem Gehalt an dunklen Mineralen.

Die kleine Insel Ornö liegt vor der schwedischen Küste in der Ostsee, südöstlich von Stockholm und nördlich der Insel Utö. Im Norden von Ornö befindet sich inmitten von Gneis ein kleines, lang gestrecktes Massiv aus hornblendearmen, dioritischen Gesteinen. Vor allem im Zentrum des Massivs ist der Diorit hornblendearm, und es ist dieses sehr frisch aussehende Gestein, das von Cederström (1893) als Ornöit bezeichnet wurde. Gegen den Rand hin nimmt der Gehalt an Hornblende zu, und es tritt eine gewisse Linierung auf; hier befinden sich auch die in Gängen und „Schlieren“ den Ornöit durchdringenden, sehr hornblendearmen Aplite. Der Gesteinskomplex wird ausführlich von Högbom (1910) und Holmquist (1910) beschrieben.
Typischer Ornöit ist dioritartig, mit sehr viel Plagioklas und einem wechselnden Gehalt an Hornblende. Das Gestein ist fein-, mittel- oder grobkörnig und darüber hinaus sehr ungleichmäßig in der Korngröße. Die grobkörnigen Formen verdanken diese Einstufung Megakristallen aus Plagioklas und schwarzgrüner Hornblende; beide bilden bis zu 6 – 10 cm lange, mitunter noch größere Kristalle in der feineren Zwischenmasse. Die weiteren Bestandteile: Diopsid (farbloser Augit), Biotit und Mikroklin, ferner Titanit, Apatit, Magnetit und Pyrit; manchmal sind Spuren von Quarz vorhanden, meist fehlt dieses Mineral jedoch. Die Feldspatmasse ist hellrot oder zuckerweiß, auch grau. Die zum Teil in Gruppen oder größeren Partien vorkommenden dunklen Minerale sorgen für ein geflecktes Gestein. Ornöit hat einen intensiven Granulierungsprozess mitgemacht; deshalb mutet die Plagioklasmasse zuweilen weiß, zuckergussartig an. Die Hornblende ist unverändert klar prismatisch, weshalb Högbom (1910) annimmt, dass die Granulierung des Plagioklas’ in der Hauptmasse die Folge von Umkristallisation während der primären Erstarrung ist. Es gibt übrigens auch Varianten des Ornöit mit frischerem, wenig umgewandeltem Plagioklas. Gewöhnlich liegt der Gehalt an dunklen Mineralen unter
30 %. In dem Maße wie der Hornblendeanteil zunimmt, verliert sich das typische Ornöit-Gepräge, und es erscheint ein gewöhnlicher Diorit oder Gabbro.
Der Plagioklas der Hauptmasse ist meist ca. 1 mm, seltener partiell bis 5 – 10 mm groß. Mikroklin fehlt oder bildet  vereinzelte Aggregate; zuweilen kommen ziemlich viele bis 1 cm große Kristalle dieses Minerals vor. Erwähnenswert ist ferner noch, dass die Hornblende manchmal einen unregelmäßig begrenzten Kern aus farblosem Augit enthält.
Ornöit-Aplit steht in einem 50 – 100 m breiten Streifen im Nordwesten von Ornö an. Es handelt sich um ein hellrotes oder weißes, feinkörniges, trübes Plagioklasgestein (Korngröße 0,5 – 1 mm), das zudem mäßig viel, häufig noch glänzenden Mikroklin enthält. Die zuckergussartige Masse kann hier und da schwarz-grüne Hornblende einsprenglingsartig vereinzelt oder in wenigen Aggregaten aufweisen. Der Aplit enthält nicht selten Einschlüsse aus dem Nebengestein in Form von dunklen basischen Schlieren oder eckigen Stücken.
Ornöit-Geschiebe gehören zu den Raritäten..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 S. 210
 
 
Literatur: 
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen, Krefeld, S. 94, 95
Högbom A.G. 1910: Zur Petrographie von Ornö Hufvud, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala 10 S. 149-196
Lundegårdh T. 1957: Petrology of the Uppsala Region, Eastern Sweden, SGU Ca 544
Persson K. S. 2002: Deformation zones in models and nature, Diss. Uppsala University
Tröger E. 1935: Quantitative Daten einiger magmatischer Gesteine in: Tschermak's Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 46 S. 153-173 (zu Ornö, Norra Kärr, Alnö)
Wenk E. 1936: Zur Genese der Bändergneise von Ornö Huvud. (Schärenhof von Stockholm), Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala 26 S. 53-89
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
 
 
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