Südnorwegen - Magmatit - Vrådal-Granit
Der Vrådal-Granit ist einer von mehreren kleinen,
jüngeren Granitkörpern in Südnorwegen. Diese jüngeren Granite
hatten sich in Form von Intrusionen gegen Ende des
Sveconorwegischen Orogens im älteren Grundgebirge ausgebildet.
Unter ihnen fällt der Vrådal-Granit durch seine exemplarisch
klare Ausbildung auf: er stellt - im
Umgebungsgestein aus Gneisgraniten, geschieferten
Amphiboliten und Quarzit - ein nahezu ebenmäßig rundes (im Querschnitt trichter-förmiges)
Vorkommen dar, dabei lediglich ca. 6 km im Durchmesser groß. Der
Kern des kleinen Plutons (ca. 4 km) besteht aus gleich- und
mittelkörnigem weiß-rötlichem Monzogranit. Er wird gleichmäßig
umgeben von
einem Saum (ca. 500 m breit) aus grobkörnig-porphyrischem Granit. Auffallend hoch ist in dem Vorkommen der Anteil verstreuter mafischer Einschlüsse, auch Pegmatite und Aplite treten auf. Auf Grund der besonderen Ausbildung seines Granitkörpers hatte der Vrådal-Granit früh Aufmerksamkeit erlangt, er wurde insbesondere von dem amerikanischen Geologen A. G. Sylvester über Jahrzehnte eingehend erforscht (siehe Literaturangaben unten). Insbesondere seine Publikationen von 1964 und 1998 geben viele Informationen (Paper 1964 und Paper 1998 als PDF). |
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Henrik Arildskov, Hjørring, stellte freundlicherweise ein von einer norwegischen Exkursion mitgebrachtes Handstück des porphyrischen Vrådal-Granits für Aufnahmen zur Verfügung: | |
Handstück aus einem Straßenaufschluss bei Stallan am Bussvikfjorden (Vråvatn). Aufnahme mit nasser Oberfläche |
Die der Witterung ausgesetzte Rückseite des Handstücks zeigt beginnenden Flechtenbewuchs, sichtbar in der Detailaufnahme vor allem in den rot markierten Zonen. |
Aufnahmen mit trockener Oberfläche: | ||
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... "Der porphyrische Granit
ist ein sehr grobkörniges, hypidiomorph körniges Gestein,
bestehend aus weißen oder hell-rötlichen, idiomorph
ausgebildeten, perthitischen Mikroklin-Megakristallen (35 %),
Plagioklas (30 %), Rauchquarz (25 %) und braunem Biotit (5 %);
Nebenminerale sind Sphen, Magnetit und Apatit (Sylvester 1964).
Magnetit ist besonders stark verbreitet und kann der Grund für
die hohe magnetische Anomalie in dem Pluton sein (NGU 1992), was
dem Gestein eine relativ hohe Dichte verleiht (2.78 g/cm3) im
Vergleich zu anderen Granitgesteinen. Vrådal-Granit ist auch
dichter als die gneisigen Umgebungsgesteine (2.70 g/cm3). Der porphyrische Granit zeichnet sich aus durch das Vorhandensein von Mikroklin-Megakristallen, sie sind gewöhnlich 3 cm lang und 1 cm breit und weisen eine deutliche Einregelung von {010} auf (Sylvester 1964, siehe Abbildung 4). Zusammen mit entsprechend ausgerichtetem, tafelförmigem Plagioklas und länglich-eiförmigem Quarz zeigen die Mikroklin-Megakristalle eine steile, konzentrische, nach innen abfallende Foliation an, die fast überall konkordant zur Pluton-Kontaktzone und zur Schieferung im Umgebungsgestein verläuft. Die Megakristalle behindern einander nicht, was auf ihre Kristallisation innerhalb eines kontrollierten Fließgefüge hindeutet. Die konzentrische Symmetrie der Schieferung durch die überwiegende Orientierung der Mikroklin-Megakristalle, weist darauf hin, dass es sich um eine synplutonische Kristallisation handelt, sie vollzog sich im magmatischen Zustand und wurde verursacht durch lokalen, radial nach außen gerichteten Druck eines aufsteigenden, viskosen und polymeren Magmas, das bei seinem senk-rechten Aufstieg Druck ausübte gegen seine Umgebung. Die Folierung ist nicht Ergebnis übertragener tektonischer Spannung oder einer gleichförmigen Strömung. Die Zunahme der Intensität der magmatischen Schieferung vom Kern eines Plutons nach außen zu einem stark blättrigen Rand wird als Beweis für eine Verlangsamung des pulsierend aufsteigenden Magmaflusses bei mäßiger seitlicher Ausdehnung des Magmakörpers selbst gewertet (Paterson & Vernon 1996). Die Kalifeldspat-Megakristalle sind rosafarben, sogar ziegelrot in der Nähe von Verfaltungen, wo vermutlich durch die Belastungsenergie im Zusammenhang mit der Faltung der Aufbau der Mikrokline beeinflusst wurde, zur Abscheidung von Eisen und zu seiner daraus sich ergebenden Konzentration im inneren Kristallgitter führend, was ausreichte, um dem Kristall Farbe zu verleihen (Tom F. W. Barth pers. Mitt. 1962). Einige von den Megakristalle haben einen dünnen Mantel aus Oligoklas (Sylvester 1962), aber nur im Granit nahe bei Kontakten mit mafischen Gesteinen, wie unten beschrieben und diskutiert wird. Die Größe und große Anzahl von Kalifeldspat-Megakristallen im Peripherie-Teil des Plutons wurde der Migration von alkalihaltige Flüssigkeiten aus dem Kern zur Peripherie des Plutons zugeschrieben, wodurch das Wachstum von Kalifeldspat-Megakristallen während der späten Stadien der Intrusion und der Kristallisation gefördert wird (Silvester 1964)..." (Sylvester 1998, S. 263) |
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Skizze des Vrådal-Plutons (aus Sylvester 1964). Der Fundpunkt des Handstücks ist rot markiert. |
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Literatur: Sylvester A. G. 1962: Observations on mantled potash feldspars from Vradal granite, Telemark, Norway. NGT_42_II_600-606.pdf Sylvester A. G. 1964: The Precambrian rocks of the Telemark area in South Central Norway III. Geology of the Vrådal granite. Norsk Geologisk Tidsskrift 44, S. 445 - 485. NGT_44_4_445-482.pdf Sylvester A. G. 1998: Magma mixing, structure, and re-evaluation of the emplacement mechanism of Vrådal pluton, central Telemark, southern Norway. Norsk Geologisk Tidsskrift 78 (4) S. 259-276 NGT_78_4_259-276.pdf Andersen T, Griffin W. L. und Sylvester A. G. 2004: Sveconorwegian crustal underplating in southwestern Fenno-scandia: LAM-ICPMS U–Pb and Lu–Hf isotope evidence from granites and gneisses in Telemark, southern Norway. |
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