Finnland  -  Vulkanite  -  Hogland-Porphyr





Die Insel Hogland (russisch Gogland, finnisch Suursaari) liegt im Osten des Finnischen Meerbusens (siehe Kartenausschnitt), ca. 40 km südlich Kotka, seit dem 2. Weltkrieg auf russischem Territorium (seit 2006 explizit Grenzgebiet). Dieser Umstand erschwert die Zugänglichkeit.

Die sich in nord-südlicher Richtung erstreckende Insel stellt innerhalb des Wiborg-Plutons einen markant aufragenden Horst dar: bei einer Länge von 12 km und einer maximalen Breite von knapp 4 km ist ihre Höhe von 175 m bemerkenswert. Aus der Lage am Südrand des Plutons wird der Gesteins-Mix der Insel verständlich. Neben den geschiebekundlich relevanten anorogenen Granit- und Quarzporphyren (aus dem Magma des Wiborg-Batholiths) sind Granitoide, Basite sowie svecofennische Metamorphite (Gneise und Glimmerschiefer) aufgeschlossen. Bezeichnenderweise besteht die Osthälfte der schmalen Insel in ganzer Länge aus Porphyr.







         Kartenskizze nach Angaben in E. H. Kranck 1927

   
 
Handstücke aus dem Anstehenden, BGR Berlin:
Quarzporphyr:
 
   
Labardorporphyrit:
 
 
Beschreibung aus Zandstra 1988, S. 80:
Hogland-Quarzporphyr
"Die Grundmasse dicht bis feinkörnig, grau, grüngrau, dunkelviolett bis beinahe schwarz; cm große Einsprenglinge aus gelblichem oder rötlichem, korrodiertem Feldspat; Quarzeinsprenglinge braungrau bis farblos; dunkle Minerale nicht sichtbar; Porphyr mit wechselndem Erscheinungsbild durch Abwandlungen in der Farbe der Matrix und der Anzahl und den Abmessungen der Einsprenglinge.

Dieser Porphyr ist anzusehen als das zu den Rapakivi-Graniten von Viborg gehörende Ergussgestein. Das Aussehen kann recht unterschiedlich sein, weil die Farbe der Grundmasse und der Einsprenglinge stark variiert. Sehr verschieden ist auch die Anzahl der Einsprenglinge (Lemberg 1867, 1868). Die Quarz- und Feldspateinsprenglinge stechen meist deutlich gegenüber der Grundmasse ab. Die dichte, selten feinkörnige Grundmasse ist dunkelgrau, grüngrau, braungrau, violettgrau, dunkelbraunviolett oder grünschwarz bis beinahe schwarz. In ihr liegen gewöhnlich viele Einsprenglinge aus 1 – 12 mm, zuweilen bis 30 mm großem Orthoklas. Die Farbe dieser Einsprenglinge ist meistens weiß, gelblich oder gelbrötlich, weniger häufig fleischrot, braunrot oder graugelb; möglicherweise hat auch Verwitterung die Farbe beeinflusst. Plagioklaseinsprenglinge fallen nicht auf und sind wenige in der Zahl; ihre Farbe ist gewöhnlich grünlich oder dunkler (durch Verwitterung manchmal rötlich). In der Literatur werden sowohl Gesteine ohne Plagioklas als auch plagioklasreiche Typen aufgeführt sowie Typen mit wenig Einsprenglingen. Sowohl der Kalifeldspat als auch der Plagioklas sind gewöhnlich korrodiert und nicht selten bleiben lediglich splitterförmige Reststücke. In solchen Fällen sind schöne Spaltflächen und gerade Begrenzungen selten. Infolge von Umwandlung in Serizit und Epidot sind diese Feldspateinsprenglinge in der Hauptsache trübe. Die 1 – 7 mm großen Einsprenglinge (Vorkristalle) aus Quarz sind rundlich oder unregelmäßig geformt; die Farbe ist grau, graubraun, graurot bis farblos, meist nicht sehr dunkel. Der Quarz ist stark durchscheinend. Erwähnenswert ist das Vorhandensein eines Saums aus angewachsenem Quarz um einige Einsprenglinge.
Das Porphyrgebiet von Hogland zeigt viel Variation in der chemischen und der mineralogischen Zusammensetzung. Wahl (1947) beschreibt die recht außergewöhnliche, besonders stark inhomogene Porphyrgruppe aus der südlichsten und zugleich höchsten Erhebung Launatkorkia, wo drei Haupttypen vorkommen:
Labrador-Quarzsyenitporphyr ist dicht, grünschwarz; das Gestein enthält viele, meist 1 – 2 (selten bis 4) cm lange, ziemlich schmale Einsprenglinge aus grünweißem Plagioklas (Labradorit); die kleineren Plagioklaseinsprenglinge sind häufig teilweise besonders lang und dünn. Abgerundete schwarze Quarzkörner sind viel weniger zahlreich. Einsprenglinge aus dunklen Mineralen lassen sich mit der Lupe nicht erkennen. Neben den obengenannten Einsprenglingen enthält dieser Porphyr manchmal bis 1 cm große Quarzkörner; sie müssen aus dem umgebenden Gestein aufgenommen worden sein, weil sie aus Anhäufungen von korrodierten und zersprungenen Fragmenten bestehen. Die Grundmasse besteht (mikr.) zu ca. 20 % aus dunklen Mineralen und der Rest aus undeutlich mikrographisch verwachsenem Quarz und Feldspat, in den Plagioklasnadeln kreuz und quer eingedrungen sind. Dies alles ist zu fein, um mit der Lupe erkannt zu werden. Schließlich ist an den Feldspatmegakristallen bemerkenswert, dass sie keinen zonaren Aufbau zeigen.
Dunkler Quarzporphyr enthält viele abgerundete, glänzende schwarze Quarzkörner in einer schwarzen, dichten Grundmasse. Die Kalifeldspateinsprenglinge sind selten länger als 5 mm, ihre Anzahl ist nicht groß; die Kristalle sind trübe. Die Quarze sind stark korrodiert und zeigen (mikr.) einen hellen Rand. Hausen (1912 b), ein großer Kenner der kristallinen Leitgeschiebe aus dem Bottnischen Golf und Finnland, bezeichnet diese Form als den Haupttyp des Hogland-Quarzporphyrs. Nach Hausen können die Feldspäte bis 1 cm lang sein; die Farbe dieser Kristalle ist in dem unverwitterten schwarzen Gestein weiß. In der Verwitterung nimmt die Grundmasse eine schokoladebraune oder rötliche Farbe an, und auch die Feldspateinsprenglinge bekommen dann eine rote Tönung. Der Anteil der Einsprenglinge aus Quarz und Feldspat ist sehr variabel.
Heller Quarzporphyr gleicht in beinahe nichts dem dunklen Typus. Zwar gibt es die gleichen korrodierten, schwarzen Quarzkörner als Einsprenglinge, aber die Grundmasse ist total anders; ca. 65 % dieser Matrix besteht aus einer gleichkörnigen, mikrokristallinen Substanz aus Quarz und Kalifeldspat und ca. 35 % aus großen Epidotanhäufungen. Dunkle Minerale wie Hornblende und Biotit fehlen. Das Gestein ist hell graugrün bis graugelb getönt.
Hogland-Quarzporphyr nimmt auf der gleichnamigen Insel nur 20 km² ein, die Chance auf einen Geschiebefund wird daher recht gering sein (Abb. 3 und 5). In den Niederlanden sind wenige Fundmeldungen bekannt (u. a. auf dem Hondsrug; vergl. Van der Kley & De Vries, 1946). In Deutschland ist die Anzahl bekannter Funde größer (u. a. Müller, 1932). Das Gestein ist für den Sammler interessant auf Grund des sehr östlich gelegenen (russischen) Herkunftsgebietes im Finnischen Golf. In Vijding et al. (1971) sind Farbfotos vom Suursaari- (= Hogland-) Quarzporphyr und „Suursaari-Porphyr“ aufgenommen; siehe auch Kranck (1929)..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988, S. 80-82

Literatur:
Kranck E. H. 1927: Hoglands berggrund: Fältiakttagelser utförda sommaren 1927. GFF 51.2 (1929) S. 173-198.
Kranck E. H. 1928: A Stereogram of Suursaari (Hogland). Geographical Society of Finland, 1928.
Lemberg J. 1867 und 1868: Die Gebirgsarten der Insel Hogland. Arch. Naturk. Liv.-, Est- und Kurlands 4, S. 174-222 und Fortsetzung 1868, S. 327-329
Ramsey W. 1890: Om Hoglands geologiska byggnad. GFF Volume 12, Issue 6
Rämö O. T. u. Haapala I 2005: Rapakivi granites. Developments in Precambrian Geology 14, S. 533-562.
Belyaev A.M. et al. 1996: Bimodal volcanic formation of the Wiborg Batholith on the island of Hogland (Suursaari)
Wahl W. 1947: A composite lava flow from Launatkorkia, Hogland. BCGF 140, S. 287-302
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
   

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