Schweden - Magmatite - "Jerbo-Gneis"
"Jerbo-Gneis" ist eine in der älteren Literatur (Törnebohm, Winge, Holmquist, Hesemann) verwendete Bezeichnung für die älteren, im Allgemeinen deformierten Dalsland-Granitoide. Datierungen im Gebiet von Bäckefors ergaben, dass hier der sog. Jerbo-Gneis sogar etwas jünger als der nicht deformierte Åmål-Granit ist. Daher wird er heute als deformierte, eher kleinkörnige Variante des Åmål-Granits angesehen. | |
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"Jerbo-Gneis", stärker deformierte Form NE Vangsjön, SW Grann (Lokalität s. Hesemann) Sgl. H. Wilske 2009 auf der Karte: Nr. 1 |
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 328: Järbo-Gneis "...Järbo-Gneis kommt zusammen mit dem Kroppefjäll-Gneisgranit in Dalsland vor; Zusammensetzung und Aussehen variieren stark. Gewöhnlich handelt es sich um ein hornblendehaltiges, plagioklasreiches Gestein, das manchmal dioritartig aussieht. Bezeichnend ist die starke Trübheit der Feldspäte. Die als Leitgeschiebe in Betracht kommenden Varietäten können gneisartig oder felsitisch-granulitisch aussehen; in diesen Mineralmassen sorgen einzelne bis 3 cm lange, rötliche Feldspäte für Kontrast. Die Hauptfarbe des Järbo-Gneises ist grauweiß mit rotgrau oder grüngrau. Blauweißer, zuckerkörniger Quarz und rötlicher oder grüngrauer Feldspat sind zu langgestreckten Flecken oder kurzen Streifen vereinigt; Biotit ist in Grüppchen versammelt. Abhängig von dem Winkel, den die Bruchfläche zur Drucklagerung hat, sieht das Gestein eher gestreift-gefleckt, augengneisartig oder gestreckt-linsenförmig aus. Selten sind die verschiedenen Bestandteile scharf voneinander abzugrenzen. Die Hauptkomponenten sind infolge der mechanisch verursachten Umwandlung zu einem kataklastischen (körnigen) Gefüge verändert. Darin treten Epidot und Serizit gewöhnlich quantitativ nicht unbeträchtlich als neu gebildete Minerale auf. Trotz der durchgreifenden mechanischen und chemischen Metamorphose ist das Gestein noch sehr deutlich als Gneis zu erkennen. Schließlich wird darauf hingewiesen, dass nur Titanit als primärer Bestandteil unverändert geblieben ist; die gelben Kristalle haben eine Länge von bis zu 1 cm..." Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 Beschreibung aus Hesemann 1975 (s. u.) S. 192: "... Der Jerbo-Gneis bildet zusammen mit dem Kroppefjäll-Gneis den ungefähr 40 km breiten, von Uddevalla im Süden bis zu den Silen-Seen im Norden sich erstreckenden Gneiszug von Dalsland. Beide Gneise umfassen eine ganze Serie metamorpher Granite. Während der Kroppefjäll-Granit etwa die Zusammensetzung des Filipstad-Granits haben dürfte und seine metamorphen Derivate verhältnismäßig leicht zu erkennen sind, schwankt die Zusammensetzung des Jerbo-Gneises offenbar in weiten Grenzen. Er wird meistens als plagioklasreicher Gneis oder Gneisgranit bezeichnet. Er führt oft Hornblende und ist zuweilen dioritartig ausgebildet. Als Leitgeschiebe kommen hauptsächlich die metamorphen Derivate in Betracht. Es sind flaserig-schiefrige, hälleflint- oder eurit-(felsitisch-granulitische) Gesteine. Nur einzelne poikilitische rötliche Feldspäte heben sich heraus. Die blauweißen zuckerkörnigen Quarze sind wie die rötlichen oder grünlichgrauen Feldspäte zu Schmitzen und kurzen Lagen ausgezogen, die Biotite finden sich zu kleinen hautartigen Flecken zusammen. Das Gestein erscheint im Hauptbruch streifig-gefleckt, im Querbruch flaserig und im Längsbruch kleinaugenartig. Die Gemengteile sind, wie Törnebohm (1870) treffend bemerkt, selten scharf voneinander getrennt, sondern an den Kanten gleichsam zerflossen, wodurch das Gestein sein hälleflintartiges Aussehen bekommen hat. Mikroskopisch offenbart sich eine weit fortgeschrittene Deformation und Umkristallisation. Die Feldspäte sind gewöhnlich nur den Umrissen nach erhalten, größtenteils saussuritisiert und zu schlierenförmigen Lagen vereinigt. Der Biotit ist gewöhnlich chloritisiert; soweit er frisch ist, zeigt er Verbiegungen und optische Deformationen. Der Quarz ist fast vollständig zu einem kristalloblastischen Gemenge umkristallisiert. Als einziger primärer Bestandteil ist Titanit (bis 1 cm) unverändert geblieben. Vielfach liegen noch nicht ganz verheilte Mörtelstrukturen, besonders bei den Feldspäten, vor. Die Struktur ist für die Quarze größtenteils granoblastisch, für die Umwandlungsprodukte der Feldspäte nematoblastisch-poikiloblastisch und bezüglich einiger reliktartiger Feldspäte und Quarze klastophyrisch. Die mylonitischen, hälleflintartigen Derivate ähneln entsprechenden Abarten des Kroppefjäll-Gneises. Chemisch würden manche Jerbo-Gneise etwa essexitdioritischen Magmen entsprechen..." Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen |
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Literatur: Åhäll K.-I. 1993: Geologi i Dalsland. Dalslands Turistråd, Åmål, 47 sidor. Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen Holmquist P. J. 1906: Studien über die Granite von Schweden, Bulletin of the Geological Institutions of the University of Upsala 1906, S. 179 Törnebohm A. E. K. 1873: Ueber die Geognosie der schwedischen Hochgebirge, ID-code: ISSN:0284-7957, SGU-C:9; Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 |
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