Oslo-Gebiet - Magmatite - der Finnemarka-Granitkomplex
Der Mittelteil der permischen Gesteinsprovinz des Oslo-Grabens wird von zwei großen Granit-Intrusionen dominiert - dem Drammen- und dem Finnemarka-Batholith (650 qkm und 125 qkm). Beide Komplexe gehören zu den jüngeren Intrusionen der Oslo-Region. Der Finnemarka-Batholith setzt sich aus drei magmatischen Gesteinstypen zuammen: aus Monzonit (Akerit), Monzodiorit (Granodiorit und Kjelsåsit) und Biotitgranit - letzterer in weit überwiegendem Anteil (Czamanske 1965). Gaut (1981) unterscheidet die Biotitgranite im Oslo-Gebiet nach Vorkommen- und Altersbeziehungen in 2 Gruppen (BG I und BG II). Der Finnemarka-Granit wird mit dem Drammen-Granit zum BG I-Typ gerechnet. Da von Sammlern am Strand von Slagentangen im Oslofjord Nahgeschiebe und im Finnemarka-Gebiet Lokalgeschiebe mit einem übereinstimmenden, signifikanten Gefüge gefunden wurden, hat Henrik Arildskov (Hjørring, DK) eine weiterführende Suche gestartet. Erste Ergebnisse zeigen die nachfolgenden Aufnahmen. Die Granitkomplexe des Oslograbens (gekennzeichnet in roter Farbe) |
1 | |
Der Finnemarka-Granit ist ein zumeist grobkörniger, quarzreicher, roter Biotitgranit. Er deckt zentral den größten Bereich des Batholiths ab, in der Kartenskizze: Farbe rosa. | |
Finnemarka-Granit, Anstehendprobe Geländeaufschluss westlich Sylling, Delekant, Vestsideveien Sgl. H. Aridskov |
2 | |||
Der Finnemarka-Granodiorit hat eine ungewöhnliche Textur. Das macht ihn zu einem gut erkennbaren Geschiebefund und weckte Aufmerksamkeit. Der Granodiorit wird als "subporphyrisch" bezeichnet (Czamanske), d. h. er wird dominiert von dicht gepackten, großen, weißen Oligoklas-Kristallen (80 Vol.-%). Diese 1 - 1,5 cm langen Kristalle werden umsäumt von rötlichen, ca. 1 mm dickem perthitischem Alkalifeldspat, wobei antiperthitische Reaktionssäume zusätzlich auftreten können. Die Plagioklas-(Oligoklas-)Kristalle weisen meist poikilitische Einschlüsse aus Orthoklas und Quarz auf. Stellenweise ist Alteration in Form beginnender Serizitation des Plagioklas' und Infiltration von Mafiten zu erkennen. Quarz tritt oftmals in deutlichen, bis einige mm großen Körnern auf, Mafite entweder in Gestalt von klarem Biotit, zuweilen etwas Hornblende, auch in Aggregaten. In diesen Ansammlungen kommen Sphen sowie Erzminerale wie Ilmenite, Magnetit und Pyrit vor. | |||
FO: Strandstein Verket, Drammensfjord, Westseite von Hurum, Norge |
FO: in einem kleinen Wasserlauf südlich von Røine Farm, N
Sylling, N alle Aufnahmen: H. Arildskov |
3 | |
Handstück des Finnemarka-Granodiorits. Unter dem Stereomikroskop ist Pyrit erkennbar (im Bild re unten gelblich aufscheinend) |
|
Loser Stein am Aufschluss | |
Bei einer Norwegen-Exkursion im Jahr 2012 hatten Mitglieder der Hamburger Kristallin-Gruppe am Strand von Slagentangen (Oslofjord) die nachfolgend gezeigten Geschiebe gefunden - damals ohne Möglichkeit der Bestimmung. Sie konnten später durch H. Arildskovs Erkenntnisse dem Finnemarka-Granodiorit zugeordnet werden. | |
Nahgeschiebefunde: | |
4 | |
Finnemarka-Granodiorit, Geschiebe, Strandstein, FO: Slagentangen, Oslofjord, NO, Sgl. E. Figaj 2012 (angefeuchtete Geschiebeoberfläche) |
5 | |
Ein weiterer Strandfund,
Nahgeschiebe am Strand von Slagentangen, Sgl. T. Langmann. Finnemarka-Granodiorit mit teilweise idiomorphem Quarz, pyrithaltig |
|
Frühere Funde am Oslo-Fjord, die die Aufmerksamkeit erregt hatten: | |
Finnemarka-Granodiorit, Nahgeschiebe, FO: Verket, Drammensfjord, Sgl. H. Arildskov, Foto: Torben Jensen | |
Link: https://www.ngu.no/upload/Publikasjoner/Kart/B50/lier.pdf (Kartenblatt Lier, NGU) https://geo.ngu.no/kart/berggrunn_mobil/ (interaktive Geologische Karte über Norwegen, NGU) |
|
Literatur: Gaut, Amund 1981: Field relations and Petrography of the Biotite Granites in the Oslo Region. NGU 367: 39 - 64 Czamanske G. K. 1965: Petrologic Aspects of the Finnmarka Igneous Complex, Oslo Area, Norway. Journal of Geology 73/2: 293 - 322 Trønnes R. G. u. Brandon A. D. 1992: Mildly peraluminous high-silica granites in a continental rift: the Drammen and Finnemarka batholiths, Oslo Rift, Norway. Contr. Min. Pet. 109: 275 - 294 |
|
zur Übersicht Oslo-Granit |