Südnorwegen  -  Magmatite  -  Flå-Granite

Die Flå-Granite  -  Hedal-Granit und Ådal-Granit  -  bilden posttektonische Intrusionen im Gneisgebiet nördlich Hønefoss (westlich des Randsfjorden), ca. 40-50 km NNW Oslo.
Der Hedal-Granit stellt mit ca. 650 qkm den größten der ellipsenförmigen intrusiven Gesteinskörper dar. Er tritt im Haupttypus in einer porphyrischen Form mit roséfarbenen Kalifeldspat-Einsprenglingen und kleinen, schön ausgebildeten weißen Plagioklasen auf.
Die ebenfalls ellipsenförmige Intrusion des Ådal-Granit ist mit ca. 90 qkm wesentlich kleiner als die des Hedal-Granit und von vielen Aplit- und Pegmatit-Gängen durchzogen; auch treten häufig Xenolithe aus Amphibolgesteinen auf. Hinsichtlich der Zusammensetzung bestehen viele Übereinstimmungen, beide Gesteinstypen sind Quarzmonzonite, die Farben des Hedal-Granites sind etwas gedämpfter.
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Sgl. Arildskov:
   
Hedal-Granit Ådal-Granit    
       
In der Zeitschrift "Stendyngen" Nr. 1, 2017 ist ein Aufsatz von H. Arildskov über seine Begegnung mit diesen beiden Granittypen erschienen (extrahiert als PDF hier).
 
In Übersetzung:
"Flå-Granite  -  übersehene Leitgeschiebe.
In vielen vergangenen Jahren habe ich an den Stränden sowohl des Oslofjords als auch des Drammenfjords Geschiebe gesammelt und jedes Jahr stand ich vor Graniten, die deutlich abwichen von den gängigen Typen des Oslo-Gebietes. Ich kam der Erklärung etwas näher, als ich im vergangenen Winter eine Abhandlung des Geologen Scott B. Smithson las: "Granite studies: The precambrian Flå-Granite, a geological and geophysical investigation". Die Beschreibungen dort stimmten nämlich sehr schön mit den gefundenen Steinen überein. Ohne Vergleich mit In-situ-Proben kann man jedoch nicht sicher sein  -  so gingen Marit und ich in diesem Sommer in der Gegend nördlich von Hønefoss auf "Jagd", ca. 40 km nordnordwestlich von Oslo.
Flå Granit ist die gebräuchliche Bezeichnung für 2 Granitarten:
Ådal-Granit, der ein Gebiet von ca. 90 qkm am Südende des Sees Sperillen einnimmt und Hedal-Granit, der eine Ausdehnung von zumindest 650 qkm hat, mit dem namengebenden kleinen Ort Hedal und seiner besonders schönen Stabkirche im Zentrum.
Ådal-Granit besteht aus rotem Mikroklin, hellgrünlichem Plagioklas, Quarz und Biotit. Der porphyrische Haupttypus enthält Mikroklin-Einsprenglinge bis ca. 2 cm, aber im südöstlichen Teil können die Kristalle hühnereiergroß werden. Häufig sind die Mikroklinkristalle von Plagioklas umrahmt.
Der Hedal-Granit tritt in zwei Varianten auf: Ein feinkörniger Typus in einem kleinen Gebiet im Zentrum des Vorkommen und einem porphyrischen Typus, der ein weites Gebiet abdeckt. Letzterer hat zwar die gleiche Zusammensetzung wie der Ådal-Granit, im Unterschied zu diesem enthält er hellrötliche Mikrokline und erscheint weit weniger farbkräftig. Auf Grund seines ausgedehnten Vorkommens im Anstehenden kommt er als Geschiebe häufiger vor als der Ådal-Granit.
Beide Granite können leicht deformiert (foliert) auftreten, wo sie an die Umgebungsgesteine angrenzen. Nicht selten kann man Steine finden, die Gneisfragmente enthalten. Bei trockener Oberfläche kann es schwierig sein, die Granite zu identifizieren, sind sie aber nass, hat man gute Chancen.
Das Herkunftsgebiet dieser beiden Gesteine ist sehr schön, mit einem bewegten Geländerelief, langgestreckten Seen und rauschenden Flüssen  -  und mit schönen Aufschlüssen sowohl in beiden Graniten als auch in den umliegenden granodioritischen Gneisen.
Sollte jemand die Gegend besuchen wollen, können die nachfolgenden Wegbeschreibungen helfen:
Der E 16 von
Hønefoss aus nach Norden folgen. Nördlich von Hallingdal fällt das Gelände zum Sperillen ab. Hier befinden sich schöne Profile im Ådal-Granit. Am Nordende des Sees in Nes die Straße 243 nehmen (Hedalvej). Kurz vor Hedal gibt es schöne Profile im granodioritischen Gneis und in Hedal kann man Aufschlüsse sowohl im feinkörnigen als auch im porphyrischen Hedalgranit aufsuchen.
Straßenaufschluss im Ådal-Granit großkörniger Ådal-Granit Ådal-Granit, Nahaufnahme
 
Abschließend sollte man die Stabkirche in Hedal besuchen. Sie ist kleiner als Norwegens größte Stabkirche in Heddal in Telemark - aber sie ist besonders schön.
Bislang sind mir nur wenige Funde dieser schönen Granite im dänischen Raum bekannt. Aber wo norwegische Geschiebe in größeren Mengen vorkommen, sind sie zweifellos auch vorhanden. Halte nach ihnen Ausschau und gib mir Bescheid, wenn du sie gefunden hast.
Auf der Homepage des Stenklubben http://vendsysselstenklub.dk/gallerioversigt.html
sind unter > stengalleri > Norge > Sydnorge einige Bilder der beiden Granite zu sehen."  H. Arildskov
 
  1   
  Hedal-Granit,
  Straßenaufschluss, Straße 243,
  3 km E Hedal stavkirke.
  Sgl. H. Arildskov
 
  Aufnahmen mit benässten Steinoberflächen 
   
  2   

Ådal-Granit, Straßenaufschluss Ostseite E 16, ca. 5 km N Hallingby
Sgl. H. Arildskov            Aufnahmen mit trockenen Steinoberflächen
 
 
   
   
Literatur:
Smithson, Scott B. 1963: Granite studies: The Precambrian Flå Granite. A geological and geophysical investigation. Norges Geologiske Undersøkelse Nr. 219.
Link: Stendyngen 2017, Nr.1