Schweden  -  Metamorphite  -  Västervik-Gesteine

In der Umgebung von Västervik treten in NW-SO-Richtung sich erstreckende, langgezogene Vorkommen von Metasedimenten auf. Im Wesentlichen erscheinen zwei Gesteinsformen:
 -  ein zumeist grauer Quarzit, gelegentlich mit Rippelmarken, häufiger mit Biotitschuppen oder schwarzen Flecken aus Biotit-Cordierit-Sillimanit-Anhäufungen
 -  und ein schwarz-rot gefleckter, zuweilen gneisartig linierter Granofels. Die Bezeichnung "Fleckengneis" ist hier eher irreführend, weil die lagigen, gneisartigen Formen wenige, allenfalls flaserig ausgezogene Flecken aufweisen und die eigentlichen Fleckengesteine als Granofels zu beschreiben sind. Zwischen diesen Haupttypen treten viele Übergangsformen auf. Als sicheres Leitgeschiebe können rötliche Granofelse mit schwarzen Biotit-Cordierit-Sillimanit-Flecken gelten.
Die Västervik-Metasedimente gehen auf sehr alte sandig-tonige Ablagerungen zurück (1882 - 1850 Mio. Jahre). 
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover u. a.:
Västervik-Fleckenquarzit Västervik-Quarzit Västervik-Fleckenquarzit  
quarzitisches Fleckengestein Quarzit mit Rippelmarken Granofels mit Biotitschuppen  
 
Västervik-Gneis Västervik-Migmatit Västervik-Fleckengestein  
 
Eine von T. Langmann und M. Torbohm im Jahr 2016 in das Gebiet durchgeführte Exkursion ergab neue Erkenntnisse zur Petrographie der Västervik-Gesteine  - und zwar vor allem hinsichtlich der bislang in die Stockholm-Region lokalisierten Fleckenquarzite. Sie wurden in auffallend großer Anzahl in Nahgeschiebe-Ansammlungen vorgefunden, auch als Übergangsform zwischen dem bekannten Västervik-Fleckengestein und dem sog. Stockholm-Fleckenquarzit.
Sehr empfehlenswert ist der von M. Torbohm und T. Langmann verfasste Aufsatz, der die Ergebnisse dieser Exkursion darstellt: "Fleckenquarzite im Västervik-Gebiet" in: Geschiebekunde aktuell 33 (3): 77-82, 3 Abb. Hamburg/Greifswald, August 2017.
 
einige Bilder aus dem Västervik-Gebiet (Aufnahmen M. Torbohm):
graues Fleckengestein, Ö. Skälö Västervik-Fleckengestein Västervik-Migmatit Västervik-Granofels
Fleckenquarzite, Västervik migm. Gneis, Blankaholm Magmamingling, Grimsvik
 
Gesteinsproben von der Exkursion Langmann/Torbohm 2016:
Östra Skälö Östra Skälö Östra Skälö Östra Skälö
Nahgeschiebe am Ortseingang von Västervik:
Nahgeschiebe S Västervik (fossiler Strandwall bei Hästhagen):
Nahgeschiebe Västervik, Hermanstorp:  Händelöp, S Västervik
migmatisierte Västervik-Gneise:
Gesteinskippe an der Straße nach Bråtviken, E Västervik
Geschiebefunde:
 
FO: Bremen FO: o. A. FO: Brodau FO: Rügen  
       
FO: KG Horstfelde S Berlin        
Beschreibung aus Zandstra (s. u.) S. 314:
Västervik-Fleckengneis
"... Rötliche, stark körnige, quarzreiche und sehr feldspatarme Matrix; viele schwarze, bis wenige cm lange, biotitreiche Flecken oder lange, dunkle Linsen; die Flecken und Linsen verstreut oder in Reihen liegend; Flecken gewöhnlich mit heller Randzone.

Bei diesem variantenreichen Gestein sind diejenigen Typen, die als Leitgeschiebe unbrauchbar sind, nicht in die Betrachtung einbezogen. Eine Reihe brauchbarer Varietäten ist als stark schwarz gefleckter Biotit- und Sillimanitgneis zu bezeichnen. Sie gehören altersmäßig in das Svecokarelium (ältere Auffassung: Gotium), wie die Småland-Granite, mit denen Stoffaustausch stattgefunden hat (Loberg 1963, Lundqvist 1979).
Die im Allgemeinen hellrote Matrix besteht überwiegend aus einer leicht körnigen, quarzreichen Masse mit vagen Korngrenzen. Häufig ist die Färbung dunkler durch äußerst feine schwarze Biotitschüppchen. Feldspat ist schwer zu unterscheiden oder fehlt. Außerdem kann die Matrix sehr feine, farblose Sillimanitfasern enthalten. Weniger häufig zeigt sie mm bis cm große, unterschiedlich rote (zartrote, braunrote, gelbrote) Bänder; diese Farbstreifen sind nicht klar abgesetzt.
In der oben beschriebenen Masse liegen mehr oder weniger abgerundete oder sehr eigenwillig geformte, schwarze Partien, die sich recht klar gegenüber der Umgebung abzeichnen. Der Anteil dieser Gebilde am Gesteinsvolumen kann
25 – 75% ausmachen. Genauere Untersuchung von Geschieben und im Muttergestein lehrt, dass die Form und die Anordnung der dunklen Flecken variieren können:
  a. Flecken im Durchschnitt mehr oder weniger kugelförmig, oft etwas länglich gestreckt,
mit einem Durchmesser von wenigen mm bis circa 5cm (Russell 1969); die meisten
gesondert liegend, wenige sich berührend. Die Flecken liegen nicht in deutlichen
Schichten oder Reihen.
b. Flecken aneinandergewachsen bis unregelmäßig; wenige cm lange, knollige Gebilde oder
längliche Linsen; diese Formen kommen gleichzeitig vor und liegen einigermaßen in
Reihen, wodurch das Gestein eher lagig aussieht. Im Querbruch treten die Linsen als
leicht abgerundete Flecken in Erscheinung.
c. Wie bei b, jedoch ohne bevorzugte Ausrichtung der dunklen Konzentrationen, wodurch
von einer Paralleltextur wenig zu sehen ist.
Die mineralogische Zusammensetzung der dunklen Flecken variiert. Der bedeutendste Bestandteil ist gewöhnlich Biotit; er kommt in Form von sehr feinen, schwarzen Schüppchen vor. Farbloser Sillimantit ist schwer auszumachen; mitunter sind verstreute Nädelchen zu entdecken, seltener radialstrahlige, silbrige Bündel. Ein weiteres Mineral der Flecken ist Cordierit; die kurzen, eckigen, blau, gelb oder farblos erscheinenden Säulchen sind nur mit einer sehr starken Lupe und guter Beleuchtung zu sehen. Die Beschreibung des Muttergesteins gibt ferner Andalusit an (Loberg 1963); in den meisten Fällen ist dies Mineral allerdings ganz in Serizit umgewandelt.
Die dunklen Flecken sind gewöhnlich von einem hellen Mantel (auch Halo oder Leukosom genannt) umgeben. Diese Randzone besteht überwiegend aus Quarz und Feldspat oder Muskovit (Serizit) und Quarz; der dunkle Kern (Melanosom) kann nach außen hin von einem dunkleren Gürtel begleitet sein. Russell (1969) geht ausführlich auf den Aufbau und die Zusammensetzung der Flecken ein. Wir schließen diese Beschreibung ab mit einer an den Aufsatz von Russell anschließenden Übersicht der bei Kasimirsborg in der Umgebung der Stadt Västervik am häufigsten vorkommenden Fleckengneise.
1. Flecken mit biotitreichem, cordierithaltigem Kern und einem gut entwickelten, hell getönten
äußeren Rand.
2. Flecken mit einem dunklen Kern und zusätzlich nach außen hin einen dunklen Ring
aufweisend (dadurch wird der weiße Mantel zweigeteilt).
3. Flecken mit einem Quarzkern; der dunkle Kern besteht nahezu ganz aus Quarzkörnern.
4. Flecken mit feldspatreichem Kern; das Mineral (Kali-)Feldspat ist mit Hilfe der Lupe nicht
zu bestimmen.
5. Flecken mit zwei hellen Ringen; der innere Ring ist sehr schmal, der äußere verhältnismäßig
sehr breit. Die beiden hellen Ringe sind reich an Kalifeldspat.
6. Flecken mit Serizit (umgewandelter Andalusit) im äußeren Teil des dunklen Kerns.

Obwohl die Matrix des Västervik-Fleckengneises im unverwitterten Zustand sehr hart ist, kann die Verwitterung doch dem Gestein etwas anhaben – die vielen dunklen Flecken befördern den Prozess in hohem Maß. Die Matrix wird durch Verwitterung viel blasser, der Biotit wird goldbraun, und das Gestein bekommt ein angefressenes Äußeres..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988, S. 314
       
       
Literatur:
Smed P. /Ehlers J.: Steine aus dem Norden, Borntraeger 2002, Nr. 63
Vinx R. 2008: Gesteinsbestimmung im Gelände, Spektrum 2008, S. 454
Vinx R. 2016: Steine an deutschen Küsten. Verlag Quelle & Meyer.
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988

siehe auch:
http://www.strand-und-steine.de/gesteine/leitgeschiebe/fleckengestein/fleckengestein.htm
http://www.kristallin.de/s1/vaestervik.htm#Anker1
 
 
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