Schweden - Magmatite - Rätan-Granit

Innerhalb des nördlichen TIB (Transscandinavian Igneous Belt) repräsentiert der Rätan-Granit (1700 Mio. Jahre) einen spätorogenen Batholith. Ungeachtet seiner großen Ausdehnung ist seine Darstellung weitgehend einheitlich - er besteht überwiegend aus grobkörnigen, porophyrischen Granitoiden. Der graue oder rötlich-graue, hornblendehaltige Haupttypus kann Megakristalle aus Mikroklinperthit bis 3 cm Länge enthalten (Proben 1-4). Vereinzelt treten zwischengeschaltet gleichkörnige, hornblendearme (Probe 7) Varianten oder mikrogranitische (Probe 8) Gänge sowie Pegmatite auf.

Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, Sgl. R. Hanning, Sgl. M. Bräunlich:
S Sveg, Str. 45  NE Klaxåsen NE Klaxåsen Rammsjöberget
S Sveg E Rätan S Sveg, E 45 S Rätan
Rätan-Granit Rätangranit
N Älvros SW Vemdalen S Brånan W Rätan
Einige Handstücke aus der Sgl. der SGU in Uppsala, Schweden:
S Sålnberg NW Knätten SE Ytterberg NW Stordammstugan
Hocksjöberget Kvarnforsen Kvarnforsen S Remsknätten
       
Hinweis: Der von Zandstra (siehe unten) beschriebene, auch in Smed 2002 leider nur mit einem Geschiebefund  belegte, aber mit "guter Erkennbarkeit als Geschiebe" charakterisierte "Deformierte Rätan-Granit" ist  -  mit dieser von Zandstra betonten Eindeutigkeit  -  in der schwedischen geologischen Literatur nicht dargestellt.
Rot-grüne (alterierte) TIB-Granitoide treten im Geschiebe vergleichsweise häufig auf,
es besteht die Versuchung, sie spontan als Rätan-Granite zu bestimmen.
Nebenstehend ein Geschiebe (!), dass aus der Sammlung Hesemann stammt und von ihm als Deformierter Rätan-Granit bestimmt wurde.
Anstehendproben zu diesem Typus sind willkommen.
  FO: Kgr Hohensaaten
Nahgeschiebefunde:
   
FO: NE Hulsjö, S FO: NE Hulsjö, S    
 

aus Zandstra 1988:
"... Nach Angaben von Holmquist (1906), Hesemann (1936, 1975), Lundegårdh (1967) und Lundqvist (1968) ist Rätan-Granit in der wenig oder nicht deformierten Form ein plagioklasreiches, massives Gestein, das meistens große Kalifeldspatkristalle enthält und den Charakter eines hellen Granodiorits hat. Die Hauptfarbe ist graurot, klar hellrot oder (weniger häufig) grau. Das im Ganzen genommen mittelkörnige Gestein ist in Südwest-Jämtland sehr verbreitet und setzt sich fort bis nach Härjedalen und Gävleborgs Län. Das Massiv nimmt mindestens 5000 km² ein. Beinahe die Hälfte des Gesteinsvolumens besteht aus überwiegend idiomorphem, mehr oder weniger umgewandeltem Plagioklas, ein Viertel aus Mikroklinperthit und ein Fünftel aus Quarz (Tab. 16). Ein Teil des Mikroklins ist als Megakristalle mit einer Länge von 1 – 2 cm, stellenweise 1 – 4 cm und in Gävleborgs Län von maximal  5 – 7 cm ausgebildet. Das Mineral weist nicht selten Karlsbader Zwillinge auf. Der Mikroklin ist deutlich rechteckig oder wohl auch leicht abgerundet; manchmal kommen beide Formen nebeneinander vor. Die rechteckigen Plagioklaskristalle messen bis 5 mm, zuweilen bis 1 cm. Häufig findet sich ein zonarer Aufbau. Durchscheinende, runde Quarzkörner sind vorzugsweise entlang der Ränder der großen Feldspäte gruppiert. Der Anteil dieser Quarz-Megakristalle ist gering bis mäßig.
Die Grundmasse zwischen den großen Kristallen ist meist mittel-, manchmal feinkörnig. In den feinkörnigen Varianten sind auch die Megakristalle relativ klein. Die Hauptbestandteile sind dieselben wie in der Megakristallgeneration: Plagioklas, Kalifeldspat und Quarz. Die beiden letztgenannten sind häufig mikropegmatitisch (granophyrisch) verwachsen. Biotit und stellenweise auch Hornblende kommen in niedrigen Mengen vor. Der Biotit zeigt schöne, idiomorphe Blättchen. Beide Minerale sind in der Regel chloritisiert. Mit gut entwickelten Kristallen aus Quarz, Feldspat und Flussspat gefüllte Höhlungen sind nicht selten. Akzessorien: Titanit (bis 5 mm), Apatit, Flussspat, Erz, Zirkon, Epidot. Als Besonderheit sollen noch erwähnt werden: das Auftreten von Einschlüssen aus Plagioklas und Biotit in der Randzone einiger großer Feldspäte und die unregelmäßige Begrenzung dieser Feldspäte; das Vorkommen von einem ca. 1 mm breiten Plagioklasmantel  um die großen Kalifeldspatkristalle und, seltener, ein Rand aus hellrotem Kalifeldspat um eigenständige Plagioklase.
Die runde Form und auch die Anordnung eines Teils der Quarzkörner und dunklen Minerale rund um die großen Feldspäte lässt an Rapakivigranit denken, wie er in den finnischen Massiven oder auf Åland gefunden wird. Das Gestein ist allerdings älter und, anders als bei den postorogenen Rapakivi, durch Druck beeinflusst. Die Auswirkung von Druck ließ auch deformierte Varianten entstehen. Rätan-Granit zeigt nach Holmquist (1906) eine klare Übereinstimmung mit Siljan-Granit. Der genannte Autor weist auch darauf hin, dass im gesamten Rätankomplex gelbe Titanitkristalle auftreten, die mit dem bloßen Auge erkannt werden können...."
 
zum deformierten Rätan-Granit: "...Deformierter Rätan-Granit gehört auf Grund des hohen Plagioklasgehaltes zu den Granodioriten. Anders als die undeformierte Varietät zeigt dieser recht grobkörnige Granit keine deutlichen Rapakivi-Merkmale. Die Zerdrückung von Mineralen in der Matrix deutet auf eine starke Umwandlung des Gesteins. Die Hauptfarbe ist eine Kombination von hellrot mit viel grün und gelb. Mehr als die Hälfte des Gesteins (vor allem die Matrix) besteht aus Plagioklas und ein Fünftel aus cm großen Mikroklinperthitkristallen. Der Quarzgehalt ist niedrig, meist unter 10 %. Hornblende und Biotit machen zusammen mit Titanit und Erz circa 15 % des gesamten Volumens aus. Titanit, häufig schöne, große Kristalle, ist immer in reichem Maße vorhanden und dadurch ein sehr charakteristischer Bestandteil. Normalerweise bildet dies Mineral kleine Ansammlungen. Kennzeichnend ist auch die helle Farbe (grün oder weißgelb) des trüben, körnigen Plagioklas in der Grundmasse. Der Quarz der Grundmasse ist grauweiß, grau oder blaugrau und fällt meist nicht auf. Die dunklen Minerale (Biotit, Hornblende, Erz) formen unregelmäßige, linsenförmige Konzentrationen.
Die roséfarbenen, porphyrischen Feldspäte sind ellipsen- oder tafelförmige Mikroklinkristalle und zonare, trübe Plagioklase. Beide Minerale kommen auch in der Grundmasse vor. Mitunter sind die Mikroklinkristalle als Karlsbader Zwillinge entwickelt. In Ausnahmefällen ist ein einzelnes Mikroklin-Auge von einem sehr schmalen Plagioklasring umgeben....
Deformierter Rätan-Granit ist ein schönes Gestein mit einem ansprechenden Farbkontrast. Cm große, hellrote Feldspäte sind von einer grünlichen oder gelbweißen Plagioklasmasse umgeben, die viele Schnüre und Linsen mit dunklen Mineralen und hellgelben Titanitkristallen enthält. Die Verbindung dieser Merkmale mit den Druckerscheinungen (zerdrückte Körner, stark verzahnte Korngrenzen, Umsäumung von trübem „älterem“ durch frischen „jüngeren“ Plagioklas) verbürgt eine gute Erkennbarkeit als Geschiebe..."
 
 
Ergänzend einige Angaben von schwedischen Autoren (Ahl 1997 und Högdahl 2004):
"Die Rätan-Granitoide bilden einen ca. 5000 qkm großen Batholith im nördlichen Dalarne und in Jämtland. Vulkanite treten dabei nicht auf. Im Nordwesten wird der Batholith von paläozoischen Sedimentgesteinen und kaledonischen Schichten überlagert, im Süden grenzt er an die Dala-Granite (Garberg-, Siljan-, und Järna-Granit)... Der Rätan-Batholith besteht aus einer Gruppe von einigermaßen einheitlichen, undeformierten granitischen Intrusionen. Da die einzelnen Intrusionen keine deutlichen Abgrenzungen voneinander aufweisen, wird der gesamte Batholith als ein einziger magmatischer Komplex aufgefasst. Vorherrschend treten porphyrische, grobkörnige Gefüge auf, untergeordnet gleichkörnige, selten Aplite und Pegmatite. Der porphyrische Rätan-Granit enthält bis 3 cm lange, hellrötliche mikroklin-perthitische Einsprenglinge, seltener weißen Oligoklas. Die gleichkörnige Grundmasse besteht aus Feldspat, Quarz, Biotit, Titanit, Hornblende und Relikten von Pyroxenen. Als Nebenbestandteile treten Magnetit, Apatit und Fluorit auf..." (Ahl 1997)
Der Rätan-Batholith wie auch die Dalarne-Granite (1.72–1.65 Mrd.) sind jünger als der Revsund-Granit und der Småland-Värmland-Granitgürtel (1.81–1.76 Mrd.).
"Die vorherrschende Gesteinsart ist ein ziemlich grobkörniger, tendenziell grauer, grau-roter oder roter Hypersolvus Granitoid. Die grauen Varianten sind mehr im Norden als im Süden verbreitet, bilden aber stets nur kleinere, unbestimmt begrenzte einzelne Vorkommen. Normalerweise hat der Rätan-Granit ein undeutlich porphyrisches Gefüge, mit Megakristallen aus Mikroklinperthit mit Albit-Lamellen, meist 0,5 - 2cm, gelegentlich bis 3 cm lang. Die mittelkörnige Matrix besteht aus Plagioklas (Oligoklas), Quarz, Biotit und Hornblende. Letztere enthält häufig einen Kern aus Augit. Magnetit und Titanit sind ebenfalls vorhanden, sowie untergeordnet Nebenbestandteile wie Apatit, Ilmenite, Fluorit, Allanit, Zirkon, Monazit, Turmalin und Pyrit. Ein weniger verbreiteter Typus ist ein nahezu gleichkörniger, fast feinkörniger Granit, bestehend aus beiden Feldspäten (with subsolvus textural features) und wenig oder null Hornblende. Dieser Granit bildet Gänge in den grobkörnigen Gesteinen." (Högdahl 2004)
 
 
Literatur (Auswahl):
Ahl M. et al. 1997: Rapakivi granites and related rocks in central Sweden. Research Papers SGU series Ca 87. Uppsala.
Gorbatschev R., Kornfält K.-A. & Lundegårdh PH. 1976: Beskrivning till berggrundskartan över Jämtlands län – Del 1: Urberget [1 : 250000] - SGU
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen. S. 27-30
Holmquist P.J. 1906: Studien über die Granite von Schweden, Bull. of Geol. 1906 S. 138
Högdahl K. et al. 2004: The Transscandinavian Igneous Belt (TIB) in Sweden: a review of its charakter and evolution,  GSF Special Paper 37, S. 75 - 77
Mattsson H.J. & Elming, S.-Å. 2001: A paleomagnetic and AMS study of the Rätan granite of the Transscandinavian Igneous Belt, central Sweden GFF 123, 4 S. 205-215
Smed P. /Ehlers J.: Steine aus dem Norden, Borntraeger 2002
Zandstra J.G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J.G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden, Nr. 97, 98
 
 

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