Schweden  -  Magmatite  -  Bohuslän  -  Lunneviken

Bohus-Granite zeigen im Allgemeinen undeformierte Gefüge, d. h. frische und klare Kristallformen.
Im äußersten Nordwesten des Bohuslän-Granitgebietes, im Küstenbereich am Kosterfjorden und weiter nördlich bis Svinesund, treten jedoch Deformationsstrukturen auf, die auf tektonische Einwirkungen in diesem Randbereich des Plutons zurückzuführen sind (im Zuge der sveconorwegischen Orogenese). Es sind in den dortigen Granit-Abarten sowohl Druckeinwirkungen (Zertrümmerung der vorhandenen Minerale) als auch Gefüge-Deformationen (gneisgranitische Ausprägungen  -  mit streifiger Einregelung bzw. Flaserung vorrangig des Biotits) wahrzunehmen. Schmale Pegmatitgänge sind dazwischen geschaltet.

Asklund (s. u.) untersuchte und charakterisiert in seinem Buch (Gatsten och kantsten, svenska stenindustriområden) den Bohus-Granit in all seinen Varietäten recht eingehend und detailliert. Die Schrift entstand zwar für die Steinindustrie, vermittelt aber generell einen sehr hilfreichen Überblick über den Pluton und seine Gesteine.
Ab S. 66 geht er auch auf die nordwestlichen deformierten Granite ein und beschreibt die Situation in Lunneviken:
"... Im Bereich Hogdalsnäset nördlich Dynekilen kommt die gneisgranitische Ausbildung in einer etwa 3 km breiten Zone vor. Weiter nördlich verschmälert diese sich auf etwa 1 km Breite in Höhe Lunneviken und wird schließlich so sehr mit den jüngeren Verschieferungen zusammengeführt, dass die Deformationsvorgänge schwer zu entschlüsseln und  auseinanderzuhalten sind. Weiter nördlich in Höhe von Lervik findet sich Gneisigkeit 1 km vom Strand entfernt und der Granit zeigt hier starke Streifigkeit... " (Leseprobe, übersetzt durch B. Lindner, Dals-Rostock)

Larsson (s. u.) forschte schwerpunktmäßig im nördlichen Bohuslän und wies innerhalb der nordwestlichen Deformationszone eine Mylonitzone nach, einen relativ gleichmäßig breiten Streifen von "ausgeprägter tektonischer Bewegung". Er führt die Mylonitisierung des Granits zurück auf "tangentale Kompresssion der Erdkruste in O - W-licher, weiter nördlich in NW - SO-licher Richtung", die zu einer Überschiebung der landeinwärts gelegenen Gebiete geführt hat. Die Frage eines (zeitlichen) Zusammenhangs mit der Mylonitzone in Värmland ließ Larsson (noch) offen.
In dieser Kartenskizze aus seiner Schrift (S. 8) ist der Verlauf des Mylonit-Streifens zu erkennen.
Aufgelesenes Sprengmaterial von einem Bauplatz (Baumaßnahmen zur Erweiterung des Hafenbeckens) in Lunneviken zeigt die Variabilität in den Gefügeformen  -  vom Typus des "Strömstad"-Granits über Gneisgranite bis hin zu einem biotitreichen Gneis. In den durch die Sprengungen entstandenen Aufschlüssen wird die Gemengelage der recht unterschiedlichen Granitoide sichtbar. Fotos der Situation in situ werden nachgeliefert.
 
Steine aus Sprengmaterial, Sgl. B. Lindner:
       
 
  1   

  Gneisgranit mit Deformationsmerkmalen: Flaserung der mafischen Minerale, 
  partielle Aufschmelzung und Neukristallisation.     
polierte Fläche
   
  2   
  Granit mit Deformationsmerkmalen:
  Auflösung der Korngrenzen
  (partielle Aufschmelzung).
  polierte Fläche
   
  3   
  Alkalifeldspatsyenit,
  Mineralbestand: Orthoklas, Biotit,
  geringe Anteile von Magnetit. 
   polierte Fläche

   
  4   
  grobkörniger Granit
  (mit flaserig eingeregeltem Biotit),
  = gering deformierter Strömstad-Granit,
   Bruchfläche parallel zur Flaserung

   
  5     

  Grauer porphyrischer (andeutungsweise streifiger) Biotitgranit
   
  6   

  Grobkörniger, roséfarbener Granit (Biotit partiell chloritisiert)
   
  7   

   heller Granitoid (epidot- und muskovitführend)
   
  8   
  Biotitgneis
  (aus der Verschieferungszone)

 
   
  9  
 
  Pegmatitbildung
  (Gelbfärbung verwitterungsbedingt)  
   
   
Literatur:
Asklund B. 1947: Gatsten och kantsten, svenska stenindustriområden, Kungl. Boktryckeriet Stockholm S. 66-70
Larsson W. 1938: Die Svinesund-Kosterfjord-Überschiebung. SGU Serie C. Vetenskapliga uppsatser. No. 411
       
   
   
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