Oslo-Gebiet  -  Sedimentgesteine  -  Flintkonglomerat

Textübersetzung von: Ødum H. 1968: Flintkonglomeratet i Jylland. Tertiærformation og Ledeblok, in: Medd. Dansk Geol Foren. København. Bind 18. (als PDF-Datei unter 2dgf.dk/xpdf/bull18-01-1-32.pdf, 32 S. mit Abbildungen, Kartenskizzen, Tabellen und Literaturangaben)
(Übertragen wurden die beschreibenden Textteile ohne Tabellen.
Ich danke Jørgen Trelle Pedersen, Als, für Hilfestellung bei der Übertragung einiger Textpassagen. H. Wilske, Flensburg 2012)

 
Das Flintkonglomerat in Jütland  - Tertiärformation und Geschiebe
von
HILMAR ØDUM

Abstract
The distribution of glacial drift boulders derived from a Tertiary conglomerate,
consisting. of flint and quartzite, is described. These boulders occur abundantly
in W. Jylland in a superficial moraine cover from the last phase of the Riss glacia-
tion, and more sparsely in deposits from the Würm glaciation in N. and E. Jyl-
land, always in close connection with Norwegian indicator boulders (rhombpor-
phyry). - The origin of the conglomeratic boulders is unknown, but they are
tentatively referred to the bottom of Skagerrak, NW of Skagen.

Einführung
Das Studium von Sedimentgeschieben stellt in Nordeuropa stets eine wertvolle Ergänzung zum Studium der anstehenden Sedimentgesteine dar.
Das gilt für Ablagerungen, deren anstehende Sedimente unzugänglich sind, das Mesozoikum im Skagerrak beispielsweise; und es gilt insbesondere für Ablagerungen, deren Anstehendes vollständig vom Eis abgeräumt wurde, sodass die Ablagerungen nur als lose Geschiebe bekannt sind. In diese Gruppe fällt zum Beispiel eine bestimmte küstennahe Fazies unserer dänischen tertiären Ablagerungen.
Gemäß der Natur der Sache sind solche Geschiebe in der Regel selten, aber ein Gesteinstyp ist in Mittel- und Westjütland auffallend häufig: ein grobes Konglomerat – regulär Littoralfazies – aus ganz überwiegend Flintgeröllen in einer Grundmasse aus Sandstein. Es erweist sich somit ohne weiteres als tertiär. Als Repräsentant einer unbekannten Tertiärformation ist es von großem Interesse, war merkwürdigerweise aber bislang kein Gegenstand näherer Untersuchung. Unbekannt war das Flintkonglomerat jedoch nicht. Erstmalig wird es erwähnt von N. V. USSING 1904 (2. Ausgabe von „Danmarks Geologi“) in einer Notiz S. 336: »Ergänzend kann hier gesagt werden, dass auf Fur, Salling und an einzelnen weiteren Stellen einige lose Steine eines Tertiärgesteins gefunden wurden, dessen Anstehendes nicht bekannt ist, nämlich eine Konglomerat- oder Sandsteinbildung mit Flintgeröllen und Quarzkörnern. Der praktische Arzt V. Wilkens hat in einem Stein dieser Art Abdrücke von Zapfen und andere Reste von Nadelhölzern gefunden. Das Flintkonglomerat beweist, das kreidezeitliche Schichten im Tertiär teilweise über dem Meeresspiegel gelegen haben. Es ist indessen noch unbekannt, aus welchem Zeitabschnitt des Tertiärs diese Steine stammen«.
Dieselbe Notiz findet sich in der 3. Ausgabe von Danmarks Geologi 1913, wo P. HARDER nur mit weiteren Vorkommen ergänzt: »- bei Salling (Mors) und einigen anderen Orten weiter südlich (besonders im Gebiet von Herning) -«.
1910 (S. 10) erwähnt N. H. HARTZ den oben genannten fossilhaltigen Stein mit dem Hinweis, dass er bei Balling (Salling) gefunden wurde.
Sehr wichtige Hinweise werden 1922 von AXEL JESSEN gegeben. »In einigen Gebieten wird recht häufig ein eigentümliches Flintkonglomerat gefunden, das aus grauem, gelblichem oder nahezu weißem Flint besteht, der gemeinsam mit Quarzkörnern, verkieselten Bryozoen-Fragmenten, Schwammnadeln etc. durch Kieselsäure zu einem harten Gestein zusammen-gekittet wurde. Die Herkunft dieses tertiären Konglomerates ist nicht bekannt, muss aber der Ausbreitung nach - von Fur und Salling über Herning bis Varde - im nördlichen Jütland gesucht werden. Auf dem Kartenblatt Varde ist das Flintkonglomerat gehäuft eingetragen in einem Streifen entlang der Ostseite der Moränenhügel bei Varde von Fåborg Richtung Nordwesten in das Gebiet um Tistrup und von dort nach Norden und Nordosten über die Grenzen des Kartenblattes hinaus. Um die Häufigkeit dieses Gesteins einzuschätzen, sei angeführt, dass auf der diluvialen westlichen Hälfte des Messtischblattes W. 8 (ca. 20-25 km²) über 60 solcher Steine gezählt wurden«.
Und 1925 zählt JESSEN dieses Flintkonglomerat ohne weiteres zu den Leitgeschieben.
»Da für dieses Konglomerat seiner Ausbreitung entsprechend von einer Herkunft aus dem nördlichen Jütland auszugehen ist, muss daher sein Transportweg als gleich mit Rhombenporphyr-Geschieben vermutet werden «. Der Anteil an Konglomeraten unter den Leitgeschieben beläuft sich im gesamten Kartenblatt auf 30 %, örtlich mehr. In der Beschreibung zum Kartenblatt »Brande« notiert V. MILTHERS 1939 (S. 40-41), dass im südwestlichen und nordwestlichen Teil häufig Flintkonglomerat-Geschiebe gefunden werden - ohne weitere Angaben zu Lokalitäten oder Aufsammlungen, lediglich mit einem Hinweis auf A. JESSEN hinsichtlich der nördlichen Transportrichtung.
Dass J. P. J. RAVN sich mit der Ausbreitung des Flintkonglomerats befasst hat, geht aus einer Zusammenstellung in Form einer Kartenskizze von über 19 Fundorten in Jütland im Mineralogischen Museum hervor. Gemäß der letzten Fundeintragung wird die Karte vermutlich 1916 gezeichnet worden sein. Die Karte ist jedoch nie publiziert worden, und JESSENS Beobachtungen, von denen einige bis ins Jahr 1911 zurückgehen, hat er nicht gekannt.
Schließlich macht ESKE KOCH 1959 einen neu gefundenen, fossilführenden Stein aus der Gegend um Herning zum Gegenstand eingehender Untersuchungen. Dieser wird hier als Nr. 85 einbezogen.
In den Jahren 1965-67 habe ich eine Untersuchung zum Flintkonglomerat und seiner Verbreitung durchgeführt, sowohl auf der Grundlage eigener Aufsammlungen, als auch unter Einbeziehung des zugänglichen Materials in Sammlungen des Danmarks Geologiske Undersøgelse und des Mineralogischen Museums. In letzterem hat der Abteilungsleiter, Dr. phil. H. WIENBERG RASMUSSEN mir wesentliche und zuvorkommende Hilfe gewährt.
Das Material umfasste ca. 450 Exemplare des Konglomerats, eingesammelt oder aufgelistet an insgesamt 202 Lokalitäten, alle in Jütland. 72 Lokalitäten davon repräsentieren Museumsstücke oder Sammlungsstücke oder Eintragungen (nach Kartierungsarbeiten) auf den Kartenblättern »Varde« und »Blåvandshuk« u. a.; die übrigen 130 Lokalitäten, d. h. große Mengen von aufgesammelten Lesesteinen, wurden nahezu alle von mir untersucht, einige von Dr. phil. HELGE GRY (Geologe im staatl. Dienst).
Um Vorkommen und Ausbreitung des Konglomerats festzustellen wurde darüber hinaus eine große Zahl Lokalitäten mit negativem Ergebnis untersucht, d. i. Lokalitäten entlang des Verbreitungsgebietes nach Süden und Südosten, innerhalb der »baltischen Enklave« bei Skjern (siehe S. 19, hier S. 11) und innerhalb der letzten Vereisungsgebiete im Norden und Osten (Tafel 1 und 3).

Foto 1:
Westjütische Landschaft mit Moränenhügeln bei Hejnsvig mit Lesesteinhaufen, aufgesammelt beim Feldbau. Lesesteinhaufen Nr. 128, Katrinebjerg.
Foto 2:
Lesesteinhaufen. Im hügeligen Moränengebiet, aufgesammelt beim Feldbau. Lesesteinhaufen Nr. 146, Okslund.

Zur Frage der Häufigkeit des Konglomerates ist zu sagen, dass von ca. 240 untersuchten Lesesteinhaufen (keine Kiesgruben o. ä.) in dem eigentlichen Verbreitungsgebiet in Westjütland das Konglomerat in 180 von ihnen zu finden war - also in ca. 75% der untersuchten Haufen.
Als Dokumentation und als Grundlage für alle weiteren Überlegungen habe ich sämtliche vorliegenden Auskünfte zum Flintkonglomerat sowie zur Geschiebegesellschaft in der Anlage S. 25 zusammengestellt. Alle untersuchten Lokalitäten wurden hier aufgelistet, auch Lokalitäten, an denen das Flintkonglomerat nicht gefunden wurde, sowohl innerhalb des Verbreitungsgebietes als auch außerhalb.

Das Flintkonglomerat
Die ca. 450 Steine, die bislang untersucht wurden, variieren in hohem Maß. Das einzig Gemeinsame ist, dass es sich um einen stark gehärteten Sandstein mit Flintgeröllen handelt.
Bevor wir zu einer detaillierten Beschreibung der Eigenschaften sowohl des Sandsteins als auch des Flints u. a. Elemente kommen, sei eine kurze Beschreibung des gewöhnlichen Habitus und der unmittelbar ins Auge springenden Varianten geben.

Foto 3. Konglomerat mit scharfkantigem Flint (Typ a - Stein Nr. 229). ¾ nat. Größe

Foto 4. Konglomerat mit Flint und Quarzit (Typ b - Stein Nr. 344). Nat. Größe

Allgemeine Übersicht
a) Der gewöhnliche Typ besteht aus recht scharfkantigen Flinten, sämtlich von gleicher, grauer oder gelblicher Farbe, alle wenig abgerollt, eingelagert in einen feineren oder gröberen, hellen oder grauen, u. U. gelblichen Sandstein. Die Flinte kommen in allen Größen vor, von mehr als handgroßen Steinen bis zu wenige mm, sodass bei letzteren kein Größenunterschied zwischen Quarz- und Flintkörnern besteht. Die Grundmasse enthält außerdem verkieselte Bryozoen. - Die Sandstein-Grundmasse kann in demselben Konglomeratgeschiebe variieren von fein, sehr dicht, stark verkieselt bis grob und sehr porös, wobei der Sand gering gepackt zwischen den Steinen liegt (Fig. 3).
b) Eine Variante dieses gewöhnlichen Typs besteht ebenfalls aus kantigen, sehr wenig abgerollten Feuersteinen in einer Sandsteingrundmasse, mit einem großen Gehalt an Quarzit-Geröllen. Im Gegensatz zu den Flinten sind die Quarzite stets stark abgerollt und gerundet, sie können im Übrigen alle Größen aufweisen; die Farbe kann weiß, grau, rosarot oder schwarz sein (Fig. 4).
c) In den allermeisten Fällen ist der Flint im Konglomerat von heller, grauer oder gelblicher Farbe. Selten sind Geschiebe mit dunklen Feuersteingeröllen: dunkelgrau, zuweilen grünlich-grau oder ganz schwarz. Meist sind diese schwarzen Flinte stark abgerollt und gerundet (Fig. 5).
Zwischen diesen Haupttypen sind alle Übergänge anzutreffen, und es versteht sich von selbst, dass auch sehr extreme Formen ausgebildet werden können.
d) Steine, die aus einer so dichten Packung von scharfkantigen Flinten bestehen, dass das Ganze fast den Charakter einer Flintbrekzie bekommt, mit einer Matrix aus feinerem oder gröberem Sand in den Zwischenräumen (Fig. 6).
e) Steine, die zwar Flint enthalten, überwiegend jedoch Quarzitgerölle (Fig. 7).
f) Steine, die vorwiegend den Charakter von Sandstein aufweisen, hier und da mit eingelagerten kleinen Quarziten, und bei denen nur ganz sporadisch auftretende, vereinzelte Flinte verraten, dass wir es immer noch mit einem „Flintkonglomerat“ zu tun haben (Fig. 8).
g) Eine kleine Zahl von Steinen weicht von den oben gegebenen Beschreibungen dadurch ab, dass die Flinte in ihnen stärker abgerollt sind, schön gerundet und von einigermaßen gleicher Größe. Das trifft insbesondere auf einen 30 x 40 cm großen Stein von Gram zu (Nr. 84, Fig. 9), der geradezu den Charakter eines „Puddingsteins“ hat: eine dichte Packung von bräunlich-schwarzen, runden Feuersteinen, durchschnittlich 2 – 4 cm groß und eine Grundmasse aus Sandstein ohne Quarzit. - Ein Stein von Klakring bei Juelsminde (Nr. 80, Fig. 10), ähnelt diesem stark, das gleiche gilt für einen Stein von Engesvang (Nr. 81), der indessen etwas Quarzit enthält. Schließlich ein Stein von Filskov (Nr. 303) sowie einer von Vestterp bei Vr. Starup (Nr. 134). Die meisten dieser Steine enthalten schwarzen Flint.
Hiervon liegt ziemlich wenig Material vor - und etliche der Steine sind zu klein, um weitergehende Schlüsse zu ziehen, aber es scheint, dass dieser Konglomerattyp eine eher östliche Verbreitung hat.

Foto 5. Konglomerat mit schwarzem Flint (Typ c - Stein Nr. 302). Etwas verkleinert.

Foto 6. Konglomerat mit so scharfkantigem Flint, dass er einer Flintbrekzie nahesteht
(Typ d - Stein Nr. 341 b). Etwas verkleinert.

Foto 7. Konglomerat mit überwiegend Quarzit, nur wenig Flint (Typ e - Stein Nr. 62 b).
Ca. ⅔ nat. Größe

Foto 8. Sandstein mit sehr wenig Flint (Typ f - Stein Nr. 62 a). Etwas verkleinert

Das Sandsteinmaterial des Konglomerats
Aus dem Vorhergehenden wird ersichtlich, dass das Konglomerat in seinem gewöhnlichen Auftreten ganz bedeutend variieren kann, nicht zuletzt was das Aussehen des Flints betrifft.
Aber auch das Sandsteinmaterial, aus dem das Konglomerat besteht, variiert teilweise, und Geologe Dr. phil. HELGE GRY war auf meine Bitte hin so freundlich, genauere Untersuchungen durchzuführen.
Dr. HELGE GRY schreibt dazu:
»Unter dem Mikroskop wurden 10 Dünnschliffe von 6 Geschieben untersucht, die so ausgewählt waren, dass sie stark variierende Typen des hier behandelten Gesteins repräsentieren.
3 der Steine sind Typen, deren sandige Zwischenmasse feinkörnig und gut sortiert ist. Diese drei sind: Puddingstein mit zahlreichen stark abgerundeten Feuersteinen (Nr. 84 von Gram), feinkörniger Sandstein mit wenigen verstreuten Flintgeröllen bis 5 mm (Nr. 62 a) und Sandstein ohne Flint mit zahlreichen Abdrücken von Pflanzenteilen (Nr. 85 von Herning). Die Grundmassen in diesen 3 sind gleichartig und zum Teil abweichend von den Grundmassen in den zunächst erwähnten gröberen.
2 andere Steine (Nr. 45 und 150) gehören zu dem normalen flintreichen Typus mit ziemlichem grobem Sand als Zwischenmasse; in einem dritten Stein (Nr. 110 von Salling) sind die Sandbestandteile von ähnlicher Art, aber die Kiesbestandteile bestehen aus Quarzit mit einem Durchmesser bis zu 5 mm und verstreuten kleinen Flinten. Dieser Stein enthält Kiefernzapfen. Diese 3 Geschiebe weisen untereinander sehr deutliche Berührungspunkte auf.

Foto 9. Konglomerat mit stark abgerundetem Flint von recht einheitlicher Größe (Typ g - Stein Nr. 84). Nat. Größe.

Ein gemeinsames Merkmal aller untersuchten Schliffe ist das Vorkommen von Chalcedon als Bindemittel. In den feinkörnigen beschränkt sich der Chalcedon auf kleinere verstreute Partien; in den groben hingegen ist Chalcedon das Hauptbindemittel.
Chalcedongebundene Sandsteine sind ziemlich selten, und eine genauere Analyse von Dünnschliffen und eine Untersuchung hinsichtlich der Zementierungsverhältnisse deuten darauf hin, dass die flintfreien, feinkörnigen Sandsteine mit Pflanzenfragmenten Ablagerungen sind, die genetisch mit den Flintkonglomeraten zusammengehören.
Typ 1. Die feinkörnigen Sandsteine und Konglomerate
Der feinkörnige Sandstein wie auch die Matrix im Puddingstein bestehen aus einheitlich gekörntem Sandstein, der trotz der ziemlich durchgreifenden Verkittung keinen sedimentär-quarzitischen Habitus angenommen hat, sondern vielmehr den eines gewöhnlichen Sandsteins, wo die Bruchflächen eine fein zuckerkörnige Oberfläche aufweisen.
Dieser Typus zeigt sich unter dem Mikroskop als ein Quarzmosaik, dessen einzelne Quarzindividuen von einigermaßen gleicher Größe sind (ungefähr ⅛ bis ¼ mm im Querschnitt). Die Quarzkörnchen greifen ineinander mit gezackten Rändern. Zwischen den Körnern ist – jedenfalls stellenweise - ein sehr dünner Opalfilm oder Reste eines solchen in Form schmaler Opalkörner zu sehen. Verstreut im Sandstein sind aber auch Porenfüllungen aus einer Chalcedonmasse mit Opalresten in Form ganz feiner Körner wahrzunehmen.


Foto 10. Konglomerat mit stark abgerundetem Flint (Typ g – Stein Nr. 80).
Ungefähr nat. Größe

Die Chalcedonmasse variiert von ganz feinkörnig bis zu einem gröberen Chalcedon mit deutlich erkennbarem Quarzkorn, das einen Querschnitt bis über 0,05 mm erreichen kann.
In manchen Fällen ist die ursprüngliche Form der klastischen Quarzkörner zu erkennen anhand mikroskopischer Einschlüsse in den Körnern oder dadurch, dass deren ursprünglicher Rand mit mikroskopischen Partikeln besetzt ist. Daraus geht hervor, dass das ursprüngliche Korn ziemlich abgerundet war und dass sekundärer Quarz einen nicht unbedeutenden Teil der jetzigen Gesteinsmasse ausmacht (Nr. 85 und 62 a).
Im Präparat von Nr. 84 gibt es eine Sandsteinpartie, in der der opalhaltige Chalcedon eine größere Rolle als sonst in dieser Gesteinsart spielt, wodurch die Struktur sich der annähert, die in grobsandigen, flintreichen Konglomeraten auftritt. Zwischen den chalcedonreichen und den chalcedonarmen Partien zeigt sich ein allmählicher Übergang. Diese Gesteine waren ursprünglich gut sortierter, ziemlich feiner Sand. Die Zementierung bestand teilweise in einer Kristallisation von Quarz im Anschluss an das ursprüngliche Quarzkorn, teils in einer Imprägnierung mit Opal, der weiter umgewandelt wurde zu Chalcedon. Es ist sicher anzunehmen, dass die Opalimprägnierung der erste Prozess ist, der stattgefunden hat. Der Opal wurde danach zu Chalcedon umgewandelt, mit Opalresten, und schließlich kristallisierte Quarz auf Kosten des Chalcedon. Diese Zementierungs-Reihenfolge
ergibt sich dadurch, dass die Grenzen zwischen dem sekundären Quarz und dem Chalcedon in der betreffenden chalcedonreichen Umgebung diffus sind und unregelmäßige Chalcedonreste als Einschlüsse im sekundären Quarz auftreten.
Typ 2. Der flintreiche, grobkörnige Typus
Die sandigen Bestandteile in der Matrix zwischen den Flintknollen bestehen überwiegend aus Quarzkörnern, aber hinzu kommt eine nicht geringe Menge an Bruchstücken von Bryozoen und Foraminiferen, die in Chalcedon umgewandelt sind. Die Quarzkörner variieren stark in Korngröße und Abrundungsgrad. Es kommen verstreut liegend stark abgerundete, große Quarzkörner vor (gut 1mm im Querschnitt) und zwischen diesen kleinere Quarzkörner, sowohl stark abgerundete als auch kantig gerundete und scharfkantige.
Die Quarzkörner liegen an einigen Stellen recht weit voneinander, und die Zwischenmasse zwischen ihnen besteht aus Chalcedon, meist ziemlich grobstruiert und mit größeren oder kleineren Mengen Opal.
Die organischen Bestandteile, Bryozoen, Foraminiferen und Schwammnadeln, sind vollständig umgewandelt zu Chalcedon und Opa. Das ist nur an der Verteilung der gröberen Teile des Chalcedons und der Opalreste zu erkennen, wie es auch beim Flint in der Umwandlung aus Bryozoenkalk der Fall ist. (siehe Gry og Søndergaard: Flintforekomster i Danmark, 1958, Fig. 16, 16a, 17, 19 und 20). Die ursprüngliche Abgrenzung des organischen Kalkkorns gegenüber der umgebenden Chalcedonmasse ist in der Regel nicht deutlich erkennbar.
In den typischen Flintkonglomeraten sind größere Mengen an sekundärem Quarz als Anwachszone an die klastischen Quarzkörner nicht sicher nachweisbar, aber vereinzelt sind diffuse und unregelmäßige Übergänge zwischen Quarz und Chalcedon zu sehen.
An einigen Stellen auf Probe Nr. 110 ist eine sekundäre Weiterkristallisation des Quarz’ am klastischen Korn mit Hilfe von Einschlüssen im Korn direkt aufzuzeigen. An diesen Stellen erscheint der Sandstein mosaikartig, ähnlich den feinkörnigen Sandsteinen.
Die typischen Flintkonglomerate sind zusammengesetzt aus Flint, stark abgerundeten Quarziten, Quarzsand und Bruchstücken von Bryozoen u. ä. m., die aus abgetragenem Kalkstein stammen. Bei den diagenetischen Prozessen, der zur Flintbildung führte, wurde aller Kalk aufgelöst unter Ausfällung von Opal, der wiederum in Chalcedon umgewandelt wurde. In manchen Flintkonglomeraten treten sowohl stark verkieselte, flintartige Sandsteinpartien als auch lockere, weniger zementierte, zuweilen poröse Partien auf.
Der Unterschied zwischen beiden Typen ist mit bloßem Auge klar wahrzunehmen, sodass man den Eindruck erhält, es mit zwei unterschiedlichen Genesen zu tun zu haben. Unter dem Mikroskop kann man allerdings die beiden Typen nicht voneinander unterscheiden, und Dünnschliffe deuten darauf, dass es sich um Unterschiede im Verkieselungsgrad handelt«.

Soweit Dr. GRY.

In den meisten Fällen treten demnach entweder der dichte, feinkörnige Sandstein des Typs 1 oder der etwas gröbere, oft porösere Typ 2 auf; oder beide Typen finden sich im selben Stein, mit einem allmählichen Übergang zwischen ihnen. In Einzelfällen ist es jedoch möglich, eine zeitliche Abfolge in der Ablagerung der beiden Sandsteintypen wahrzunehmen.
Als ein oft abgebildetes Beispiel kann ein Stein von Feldsing bei Troldhede (Nr. 186, Fig. 11) dienen. Die Hauptmasse des Steins besteht aus Sandstein von Typ 1: eine helle, fast weiße, sehr dichte, porzellanartige Grundmasse, die etwas größere (< ca. 2mm), gut gerundete Quarz- oder Flintkörner enthält - und hinzu kommen die konglomeratischen Elemente: heller oder etwas dunklerer Flint, teils von üblichem Aussehen, mit Muschelbruch, teils ein besonderer, lagiger oder stark bandstreifiger Typ oder ein Flint mit einem charakteristischen fein noppigen, „porösen“ Aussehen auf den Bruchflächen. Die normalen Flinte sind sämtlich schlecht sortiert und wenig abgerundet.
Der ganze Stein wird von einem unregelmäßigen Spaltennetz durchzogen. Sie sind mit Sandstein des 2. Typs gefüllt: in der Regel dunkelgrau, wenig dicht, stellenweise sehr porös, aus abgerundeten Quarzkörnern bestehend. In dem vorliegenden Stein sind diese sandgefüllten Spalten höchstens 1 – 2 cm breit und sie enthalten - außer kleinen Quarziten und Flintbröckchen - kleine Sandsteinstückchen von Typ 1.
Ein ganz entsprechendes Spaltensystem (nur weniger entwickelt) findet sich in dem zuvor erwähnten, brekzienartigen Stein Nr. 62e.
Weiter entwickelt ist es in einem Stein von Birkmose bei Timring (Nr. 34).
Der Stein besteht in der Hauptsache aus grauem Sandstein von Typ 2, anscheinend (makroskopisch wahrgenommen), bereichert durch eine schlecht sortierte Mischung aus (a) bräunlichem Flint, (b) Sandsteinbrocken von Typ 1, (c) Steinen, die aus einem Verband dieser beiden bestehen sowie (d) stark abgerollten Quarziten.

Foto 11. Konglomerat mit sandgefüllten Spalten (Nr. 186).

In die allermeisten Geschiebe des Flintkonglomerats gehört also Sandstein des einen oder des anderen Typs oder beide Typen mit allmählichem Übergang. In ganz wenigen Fällen ist es möglich nachzuweisen, dass Typ 2 jünger als Typ 1 ist, wenn er nämlich als Spaltenfüllung in dem bereits ausgebildeten Konglomerat auftritt. Das beweist jedenfalls, dass das Konglomerat nach der diagenetischen Härtung einer Klüftung ausgesetzt wurde, wahrscheinlich als Folge tektonischer Störung, es ist jedoch gänzlich unklar, ob zugleich eine Abtragung und Neuablagerung stattgefunden hat.

Verwandte Gesteine.
Oben wurde beschrieben, auf welche Weise ein Flintkonglomerat Variationen ausbilden kann von flinthaltigem Sandstein bis hin zu einer sandsteinhaltigen Brekzie.
Es versteht sich, dass man rein logisch diese extremen Typen noch weiter verfolgen kann.
Gleichzeitig mit einer littoralen Ablagerung eines Flintgrus-Konglomerates entlang einer flintführenden Kreideküste (wie Stevns und Møns Klint) kann in größerer Wassertiefe oder an ruhigeren Stellen eine Sedimentation von reinem Quarzsand erfolgt sein. Der Stein von Balling (Nr. 110) repräsentiert eine Annäherung an eine solche Sandfazies. Dieser ca. 15 x 30 x 35 cm große Stein besteht zur Gänze aus grobem Sandstein, mit äußerst wenigen und sehr kleinen Flintstücken; zerschlägt man ihn zu handgroßen Steinbrocken, wird man zweifellos Stücke ganz ohne Flint erhalten. — Der Sandstein enthält verschiedene Pflanzenabdrücke: Holz, Zapfen und ein einzelnes Blatt.
Der Stein von Herning (Nr. 85) zeigt einen anderen Typus. Die Grundmasse ähnelt am ehesten dem sehr dichten und harten Sandstein von Typ 1, sie ist durchsetzt von lang gestreckten Hohlräumen, die Abdrücke von Pflanzenstängeln o. ä. zu sein scheinen, sowie einer Menge kleiner Löcher ungewisser Entstehung. Außerdem enthält der Stein Abdrücke der von ESKE KOCH beschriebenen Kiefern-Zapfen. Der Stein enthält jedoch keinen Flint, und die Grundmasse weicht von den sonst bekannten ab, sodass unsicher ist, ob er überhaupt in die hier dargestellte Gesellschaft gehört.
Die ganz flintfreien Sandsteine können natürlich rein formell nicht als „Flintkonglomerat“ bezeichnet werden, tatsächlich können die beiden Geschiebetypen aber genetisch und altersmäßig zusammen gehören.
Wenn das Eis das Sediment dieser Gesteinsarten abtragen und forttransportieren kann, kann es selbstverständlich auch Kreide- und Flintmaterial von den anstehenden Formationen abgetragen, von denen das Tertiär-Meer sein Material für das „Flintkonglomerat“ geholt hat. Die Kreide wird vermutlich ganz und gar verschwinden, und wir erhalten im selben Verbreitungsfächer sowohl Flintkonglomerat als auch dessen „Mutter-Flint“, ohne weiteren Hinweis in Form anhaftenden Sandsteinmaterials. Nur eine petrographische Untersuchung der Flinttypen im Konglomerat und in den losen Flintsteinen kann möglicherweise die Identität enthüllen. In diesem Zusammenhang ist es angebracht, darauf hinzuweisen, dass man nicht selten im gesamten jütländischen Bereich, wo das Flintkonglomerat seine Verbreitung hat, Geschiebe mit stark zerbrochenem und anschließend wieder gekittetem Flint findet. Es handelt sich bei den im Konglomerat vorkommenden sowohl um helle, gelbliche und bräunliche als auch um schwarze und gebänderte Flinte (Fig. 12-13).

Foto 12. Reine Flintbrekzie, schwarzer Flint mit gebändertem Flint (unten) (Nr. 231). Nat. Größe

Fossilgehalt und Datierung
Trotz Durchsicht einer sehr großen Anzahl Geschiebe des Flintkonglomerats ist es lediglich gelungen, in dreien davon gleichaltrige Fossilien zu finden (siehe unten). Ansonsten kommen nur Bryozoen u. a. in stark verkieselter Form in dem Flint vor, der im Konglomerat enthalten ist, und auch solche Fossilien sind recht selten.

Foto 13. Reine Brekzie aus schwarzem Flint (Stein Nr. 184). Nat. Größe.

Es ist deutlich, dass das typische, grobe Konglomerat in einer Brandungszone abgelagert wurde, die keine Lebensbedingungen für Kalkschalentiere geboten hat.
Der einzige Fingerzeig zum Alter der Geschiebe innerhalb des Tertiärs wird uns also von den großen Sandsteingeschieben gegeben, die zuvor erwähnt wurden - samt einem weiteren:
-  Geschiebe Nr. 110. Balling, enthält Abdrücke von Holz, Walnüssen, runden Kiefernzapfen und ein einzelnes Blatt; nicht weiter bestimmt.
- Geschiebe Nr. 283. Fjelstervang. Ein 15 x 24 cm großes Geschiebe aus dichtem Sandstein, mit viel Flint und einer Anzahl Quarzite. Es enthält einen äußerst schlecht erhaltenen Abdruck von einem ca. 2,5 cm großen, runden Zapfen, etwas ähnlich den Zapfen in dem zuvor genannten Stein.
- Geschiebe Nr. 85. Herning. Enthält den Abdruck eiens 19 cm langen Kiefernzapfen, beschrieben von ESKE KOCH als Pinus herningensis. ESKE KOCH merkt an »Zum Alter des Geschiebes kann auf dieser Grundlage nichts Sicheres gesagt werden, aber es kann vermutet werden, dass es aus dem Miozän oder unteren Pliozän stammt«.
Weiter kann man zur Zeit nicht kommen.

Die Geschichte des Konglomerats
Kurz skizziert mag die Entstehung des Flintkonglomerats folgendermaßen vor sich gegangen sein.
Zu einem - bis jetzt unbekannten - Zeitpunkt im Tertiär war eine Steilküste mit flinthaltiger Kreide der Abrasion durch das Meer ausgesetzt. Gleichzeitig hatte das Meer Material abtragen können oder zugeführt bekommen, das Sand und Quarzitgerölle enthielt. In dieser Phase ist das Flinkonglomerat in der Littoralzone entstanden, mit einer Sandsteingrundmasse jedenfalls des 1. Typs, möglicherweise auch des 2. Typs. In der nächsten Phase wird das bereits verfestigte Konglomerat wahrscheinlich tektonischen Störungen ausgesetzt, vielleicht zusätzlich einiger Abtragung. Der Sand des 2. Typs wird zugeführt, und die entstandenen Spalten ausgefüllt, worauf der Verfestigungsprozess sich fortsetzt. Sowohl eine Spaltenbildung wie die in Fig. 11 abgebildete als auch Zeichen von Brekzisierung (und teilweiser Wiederherstellung) der Flintschicht deuten darauf hin, dass tektonische Bewegung die genannten Ablagerungen hinauf in die Brandungszone verlagert haben können.
Das Anstehende des Flintkonglomerats ist unbekannt, aber vereinzelte Flintgerölle wurden in wenigen Fällen im tertiären Quarzsand gefunden.

LEIF BANKE RASMUSSEN erwähnt 1966 (S. 70) eine Bohrung bei Hjortsballe bei Give (Bohrung Nr. 105.320 - Nicht zu verwechseln mit dem Fundort der Geschiebe 89 und 98.). BANKE RASMUSSEN hat mir (persönlich) mitgeteilt, dass die Bohrung unter den beschriebenen, fossilführenden Gram-Ton bis in eine Tiefe von 127,7 m durch Quarzsand von wechselnder Beschaffenheit führte. In zwei der Proben, bei 91,7 und 106,4-106,7 m trat innerhalb einiger Zentimeter etwas gröberes Material mit Quarzit- sowie Flintgeröllen auf.
In einer nun geschlossenen Kiesgrube 2 km südlich von Holstebro fand ich 1954 direkt unter der Oberfläche weißen, feinen tertiären Sand, und in ihm traten - recht untergeordnet - kleine weiße Flintstücke auf.
K. A. GRONWALL erwähnt 1904 ein Geschiebe von rotbraunem Toneisenstein von Bagenkop auf Langeland, das u. a. Flintgerölle von 1-1,5 cm enthielt. Dieser Geschiebetyp hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem jütischen Flintkonglomerat.
Vorkommen von Flintgeröllen im Tertiär sind aus Schleswig-Holstein und in Norddeutschland bekannt. Gewöhnlich sind es grün gefärbte Feuersteine des paleozänen Basiskonglomerats, die sowohl lose als auch in Form von „Puddingsteinen« (GRIPP 1964, s. 76) vorkommen. GRIPP nennt des weiteren Vorkommen von Flintgeröllen in der »Vierlander Stufe« und in den »Oberen Braunkohlensanden« von verschiedenen Lokalitäten. - Das meiste davon kann jedoch nicht Verbindung mit unserem Flintkonglomerat gesehen werden. Der grüngerindete Feuerstein steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem norddeutschen Paleozän (oder Eozän), und Flintgerölle im Miozän werden von GRIPP ausdrücklich auf die Abtragung von Kalkgesteinen entlang der Ränder von lokalen Salzhorsten bezogen (1964 S.104 und 120).
Ob das eine oder andere Geschiebe des abweichenden Gram-Typs (Nr. 84) weiter südlich zum Vorschein kommen sollte, bleibt dahingestellt.

Die Verbreitung und Herkunft des Flintkonglomerats
Die Verbreitung in Jütland
Die Verbreitung des Flintkonglomerats in Mittel- und Westjütland geht aus Tafel 1 hervor.
Seine Grenze nach Osten und Süden ist so klar markiert direkt von Pårup bis Esbjerg, dass es nicht anders interpretiert werden kann als dass der Transport mit einem einzigen Eisstrom stattgefunden hat. Dass dieser Eisstrom ein nördlicher gewesen ist, konnte AXEL JESSEN bereits 1925 feststellen mit dem Hinweis, dass die Transportrichtung »dieselbe sei wie die der Rhombenporphyr-Geschiebe«. Die Herkunft der Geschiebe musste also im Norden liegen (die jetzt festgestellte Süd- und Ostgrenze kannte JESSEN nicht).
Der Transport des Flintkonglomerats zusammen mit norwegischen Geschieben führt dazu, dass sein Hauptvorkommen in dem Streifen in Mittel- und Westjütland liegt, wo ein nordischer Vorstoß die letzte Phase der vorletzten Vergletscherung (Riss) darstellt.
Diese letzte Phase hat eine ganz dünne Decke einer norwegisch geprägten Moräne bzw. Kies hinterlassen, die die überwiegende Masse der Steine geliefert hat, die in den zusammen gesammelten Lesesteinhaufen zu finden sind - die in Mittel- und Westjütland so häufig sind, wo Bodenaufschluss und Urbarmachung seit der ältesten Besiedelung stattgefunden hat.
(Fig. 1-2. - Siehe HEDENS OPDYRKNING 1953, Karte S. 394-95). All das wurde von V. MILTHERS beschrieben (1957, S. 212) und bestätigt ganz diese Untersuchung.
Die letzte Vereisung (Würm) ist in Nordjütland ebenfalls durch norwegisches Eis geprägt, jedoch scheint dieses Eis teilweise nicht den gleichen Zugang zum Ursprungsgebiet des Flintkonglomerats gehabt zu haben, teils waren die Verhältnisse während der gesamten Würm- Vereisung komplizierter als unter der späten Riss-Zeit (siehe KELD MILTHERS 1942, SIG. HANSEN 1965 und die Übersicht in WIENBERG RASMUSSEN 1966). In den nord- und ostjütischen Moränen der letzten Vereisung ist das Flinetkonglomerat daher viel seltener als in oberflächennahen Schichten in Mittel- und Westjütland, das alles norwegische Material überlagert wurde oder durchmischt wurde mit Material von späteren Strömen aus Nordost und Ost.
Einzelne Geschiebe wurden im Salling, auf Fur, Livø, bei Ålborg, Hobro, Silkeborg, Vejle und Juelsminde gefunden, aber die Fundgegebenheiten sind selten des Näheren mitgeteilt; es ist denkbar, dass sie von älteren Moränen stammen. Dasselbe gilt für den südlichsten Fund in Westjütland, Esbjerg und Ziegelei Gram (»Esbjerg« ist außerdem eine so ungenaue Ortsangabe, dass der wirkliche Fundort leicht weiter entfernt liegen kann. Das Vorkommen des Flintkonglomerats im Verhältnis zu der übrigen Geschiebegesellschaft wird auf S. 19 f ausführlicher behandelt.

Die Herkunft
Suchen wir das Herkunftsgebiet des Flintkonglomerats, müssen wir bis auf weiteres folgendes als gesichert annehmen:
1) Das Herkunftsgebiet muss außerhalb - nördlich - der bekannten Verbreitung unseres Tertiärs liegen. Wir kennen kein Gestein wie das Konglomerat von irgendwelchen Bohrungen, und ob es sich nun um eine Littoralfazies oder eine kontinentale Ablagerung handelt, sie muss außerhalb der bekannten Ablagerungen gesucht werden.
2) Mit seinem gehäuften Gehalt an (vermutlich) Flint aus dem Danium muss das Konglomerat entweder von einer Küste stammen, wo Dan-Gesteine der Abtragung ausgesetzt waren oder möglicherweise von einer ähnlichen Abtragung und Ablagerung in einem kontinentalen Milieu. Letzteres ist keineswegs ausgeschlossen; es wurden weder Glaukonit noch primäre, marine Fossilien in der Grundmasse des Konglomerats gefunden; das größere Material aus Quarzit wurde vielleicht als fluviatile Gerölle zugetragen.
3) Nach Funden in der Gegend um Ålborg muss das Herkunftsgebiet nördlich von Ålborg liegen, also außerhalb des bislang bekannten Danium-Gebietes. Jedoch ist keine der Tiefenbohrungen im Vendsyssel auf das Konglomerat gestoßen.
4) Die tertiäre Abtragung kann natürlich an einer normalen Abrasionsküste stattgefunden haben, allerdings, wie auf S. 13-16 beschrieben, sind da einige Dinge, die darauf hindeuten, dass die abgetragenen Kalk- oder Kreidegesteine bereits vor der Abtragung stark brekzisiert waren. Hält man daran fest, müssen die Gedanken sich auf eine tektonisch bewegte Ablagerung richten, die gerade mit dieser Bewegung emporgehoben wurde in die Abtragungszone: also vielleicht ein Salzhorst. Gravimetrische Minima sind im Vendsyssel festgestellt worden, und man kann so versucht sein, von dem Vorhandensein eines Salzhorstes hier und evtl. weiter nördlich auszugehen.
5) Salztektonik setzt jedoch die Anwesenheit von tiefliegendem Salz in großer Mächtigkeit voraus. Alles deutet darauf hin, dass diese Bedingung schwindet, wenn man sich dem Rand des „Dänischen Senkungsgebietes“ nähert (SORGENFREI und BUCH 1964). Zu den Gegebenheiten im Vendsyssel schreibt SORGENFREI an anderer Stelle: »The deep test borehole Frederikshavn no. 1 encountered Precambian gneiss at a depth of 1286 m (r- 1276,5 m) and the Upper Permian Zechstein salt sequence was absent. Seismic surveys
yielded rather poor results in this general area. However, together with the gravity features their evidence suggest that the basement is blockfaulted. — A normal fault of post-Cretaceous age and south-easterly trend extends from Lyngby on the west coast to a point north of Flyvbjerg. Hence it trends south-south-eastwards and reaches the east coast
south of the Limfjord. A rather complete Triassic-Jurassic-Cretaceous sequence has developed over the High« (SORGENFREI 1964, S. 194).

Foto 4. Waagerechte Schraffur und runde Punkte: Das Auftreten des Flintkonglomerats in Dänemark. - Schräge Schraffur: Das Herkunftsgebiet des Rhombenporphyrs um Oslo. x: Vermutete Herkunft des Flintkonglomerats.

Im nördlichen Vendsyssel ist die senonische Schreibkreide das bislang bekannte jüngste Präquartär unter den glazialen Schichten, aber man kann nicht ausschließen, dass es sowohl vom Danium als auch vom Tertiär überlagert gewesen war. Nördlich vom Vendsyssel trifft man vermutlich auf die »Fennoskandinavische Randzone« (SORGENFREI and BUCH pl. 16). Man kann sich ohne weiteres vorstellen, dass hier Verwerfungen - Blockverwerfungen - eine Steilküste aus flintreichen Kalk- und Kreidegesteinen entstehen ließen - oder entsprechende Inland-Klippen.
Abschließend zu urteilen muss die Herkunft des Flintkonglomerats weit im Norden von Vendsyssel oder vielmehr im Skagerrak gesucht werden (Fig. 14). Dass es - trotz - Suche in einem so überhäuft norwegischgeprägten Milieu wie den großen Geschiebeansammlungen zu Hirsholm und bei Hirtshals nicht zu finden ist, kann zwei mögliche Erklärungen haben: Entweder liegt das Herkunftsgebiet des Flintkonglomerats südlich von diesen Orten (was ich nach dem oben gesagten nicht geneigt bin zu glauben), oder dieser spätere norwegische Eisstrom hatte keinen Zugang zum Herkunftsgebiet de Flintkonglomerats - beispielsweise auf Grund einer Moränenabdeckung?
Man möge sich hier erinnern, dass von norwegischem Eis in mehrfacher Hinsicht die Rede ist, zu unterschiedlichen Zeiten. Die große Masse an norwegischen Geschieben + Flintkonglomerat in Mittel- und Westjütland wurde in der letzten Phase der Riss-Vereisung geliefert, die norwegischen Geschiebe im Vendsyssel in der ersten Phase der Würm-Vereisung (A. JESSEN 1936).
Wenn man der Situation im Vendsyysel entgegenhält, dass unter den norwegischen Steinen in Nordsjælland das Flintkonglomerat nie als Fund bekannt geworden ist, kann daraus entnommen werden, dass sein Herkunftsgebiet von der Westflanke des norwegischen Eises stammt.

Das Flintkonglomerat als Leitgeschiebe
Sein eigenständiges Auftreten und die Geschiebegesellschaft
Die Verbreitung des Flintkonglomerats wurde auf S. 16 behandelt, und es wurde - in Übereinstimmung mit AXEL JESSENS Angaben von 1922 und 1925 - festgestellt, dass es insbesondere gemeinsam mit Rhombenporphyren auftritt (Tafel 1 – 2). Fällt aber die Verbreitung der beiden Geschiebearten sonst zusammen?
Um der Frage der Relation zwischen Flintkonglomerat und anderen Geschieben auf den Grund zu gehen, wäre eine detailliertere Darstellung wünschenswert. Eine solche ist aber - für das jütländische Gebiet, das hier behandelt wird - eine so große Aufgabe, dass sie in diesem Zusammenhang nicht durchgeführt werden kann. Das stellt eine Aufgabe für sich dar. Ein begrenztes „Versuchsfeld“ bietet sich unterdessen in der »baltischen Enklave«, die V. MILTHERS in zwei Abhandlungen von 1955 und 1957 beschrieben hat, wo er nachwies, dass innerhalb eines begrenzten Gebietes nördlich von Skjern nur baltische Geschiebe als Lesesteine gefunden werden, keine norwegischen.
In diesen beiden Abhandlungen skizziert MILTHERS die Grundzüge des Vereisungsablaufs in Westjütland: »Nach dem nördlichen Eisstrom, von dem die norwegischen Leitgeschiebe in den Sand- und Kiesgruben stammen, wurde das gesamte Westjütland vom Inlandeis überfahren, das aus dem baltischen Meeresgebiet, der Ostsee, über Dänemark glitt und weiter nach Jæren in Südwestnorwegen. Dieser baltische Eisstrom räumte das norwegische Material in großem Maße ab und hinterließ von seiner eigenen Fracht nur wenig über der liegengebliebenen Sand- und Kiesschicht mit norwegischen Steinen. Bevor diese baltische Eisdecke ganz abgetaut war, kam wiederum Eis von Norden über Jütland. Darüber, wie weit es nach Süden gelangte, kann nur Westjütland Auskunft geben.
Der Fund einiger norwegischer Geschiebe von 1919 unter den Lesesteinen in der Gegend von Ølgod kann darauf hinweisen, dass es sich auf jeden Fall bis 15 km südlich der Mündung der Skjern-Å ausbreitete. Wenn wir nun - ohne den Bereich der »baltischen Enklave« - eine Vermengung von norwegischen und baltischen Leitgeschieben finden, wie die Lesesteine erweisen, kann das als entschiedener Beweis für eine solche direkte Überlagerung des nördlichen Eises über das östliche Eis dienen. Aber wieso fehlen da die norwegischen Leitgeschiebe in der zuvor erwähnten »baltischen Enklave«, im Gebiet zwischen der Hügelkette von Lem-Dejbjerg und Vorgod Å«? (1955 S. 71).
V. MILTHERS gibt selbst die Antwort in einer Abhandlung von 1955 (und vertieft sie in einer Abhandlung von 1957): »Es kann dadurch verursacht sein, dass das Gebiet unter einer Decke aus baltischen Eismassen bis zu einer solchen Höhe gelegen haben mag, dass das norwegische Eis nicht imstande war, diesen Eisberg zu überschreiten«.
Nach MILTHER'S Nachweis einer solchen baltischen Enklave ohne norwegische Geschiebe unter den Lesesteinen an der Oberfläche war es naheliegend zu untersuchen, ob diese Enklave auch keine Geschiebe des Flintkonglomerats enthält, dessen Auftreten als verknüpft mit den norwegischen Geschieben vermutet wird. Die Enklave und die angrenzenden Bereiche wurden deshalb 1966 in Verbindung mit Untersuchungen zum Flintkonglomerat durchforstet. (* Man mag sich wundern, warum MILTHERS nicht selbst eine solche Untersuchung durchführte; er nennt das Flintkonglomerat sowohl in der Kartenbeschreibung 1939 (S. 40) als auch in der Abhandlung von 1957 (S. 208), und er kannte seinen nördliche Ursprung. In Vorarbeit zu dieser letzten Abhandlung sammelte V. MILTHERS zusammen mit seinem Sohn KELD 1956 eine Anzahl Konglomeratgeschiebe, die sich nun bei D. G. U. befinden.)
Das Resultat geht aus der Anlage zur Übersichtskarte Tafel 1 hervor sowie verdeutlicht auf der Karte Tafel 3. Auf der zuletzt genannten Karte ist die aufgedruckte Linie V. MILTHERS' eigene Abgrenzung der Enklave, und daraus ist unmittelbar zu ersehen, dass das Flintkonglomerat nicht in der baltischen Enklave zu finden ist, aber reichlich außerhalb von ihr auftritt. Damit wird die Zusammengehörigkeit des Konglomerats mit den norwegischen Geschieben deutlich bestätigt. (** Es ist ersichtlich, dass innerhalb der Enklave ein Geschiebe des Flintkonglomerats gefunden wurde (Nr. 223). - Das kann unterstreichen, dass natürlich keine scharfen Grenzen zu erwarten sind. MILTHERS betont selber die Vermengung des Geschiebematerials in Eisströmen, eine Vermengung, die zudem durch Solifluktion in der letzten Vereisungszeit gefördert wurde. Auch über die Unsicherheit hinaus, die selbstverständlich immer einer negativen Feststellung bei Geschiebeuntersuchungen anhaftet, muss damit gerechnet werden, dass ein Lesesteinhaufen Material aus einiger Entfernung zugeführt bekommen kann.

... (
Der Abschnitt über die glazialgeologischen Schlussfolgerungen wird hier nicht wiedergegeben.)

Der Aufsatz schließt mit einer Zusammenfassung in deutscher Sprache:
In 1922 wies AXEL JESSEN nach, dass ein tertiäres Feuersteinkonglomerat als Geschiebe in Jylland auftritt. Die Verbreitung dieses Geschiebes wurde aber bei jener Gelegenheit nicht näher erforscht. Eine Untersuchung während der letzten Jahre hat nun ergeben, dass Geschiebe in der Oberflächenmoräne des mittleren und westlichen Jylland, die während der letzten Phase der Riss-Vereisung abgelagert wurde, sehr häufig vorkommt. Auffallend ist die scheinbar enge Verbindung mit den norwegischen Leitgeschieben, die in diesem Gebiete praktisch genommen dieselbe geographische Verbreitung zeigen. Dies gilt besonders für den Rhombenporphyr (Tabelle 1-2).
Das Fehlen des Feuersteinkonglomerates innerhalb der von V. MILTHERS nachgewiesenen »Baltischen Enklave« in West-Jylland (V. MILTHERS 1955 und 1957) unterstützt MILTHERS' Auffassung der Enklave als Durchragung einer
liegenden baltischen Moräne (Tabelle 3-4).
Die Grundmasse des Konglomerates ist mehr oder weniger quartzitischer Sandstein mit chalcedonischem Bindemittel. Das Konglomerat enthält recht wenige abgerundete Feuersteingerölle und dazu gerollte Quartzite. Reine Feuerstein-
brekzien mit einem sehr untergeordneten Gehalt an Sandstein kommen auch vor.
Die Annahme liegt nahe, dass dieses Feuersteinkonglomerat wahrend des Tertiärs an einem tektonisch bedingten Steilufer oder einem kontinentalen Abhang gebildet wurde. Der Umstand, dass Geschiebe des Feuersteinkonglomerates auch in den Moränen der Würm-Vereisung in Nord-Jylland auftreten und der vermutete tektonisch bedingte Ursprung des Konglomerates leitet zu der Annahme, dass das Feuersteinkonglomerat am Boden des Skagerrak anstehend vorkommt.