Finnland  -  Magmatite  -  Perniö-Granit

Perniö-Granit ist der hierzulande bekannteste der spätorogenen Granite Finnlands, die den südfinnischen Bogenkomplex (Svecofennian subdomain A) bilden, zusammen mit anderen älteren svecofennischen Granitoiden, Leptiten und Gneisen. Der Perniö-Granit nimmt südöstlich von Turku ein größeres Areal ein. Er ist ein mittel- bis grobkörniger, meist gering porphyrischer, rötlicher Mikroklingranit. Für die Geschiebebestimmung charakteristisch ist sein Gehalt an frischem, klar kristallinem oder auch alteriertem, eher undeutlichem Granat. Den Granatanteil hat er allerdings mit anderen svecofennischen Graniten (z. B. Tenhola-, Veikkola-, Nurmaa- und Evitskog-Granit) gemeinsam.

Handstücke aus dem Anstehenden, BGR Hannover und Berlin u. a.:
N Perniö  Lepistö, SE Salo E Perniö E Perniön asema
 
S Perniö  Kisko Salo  
Geschiebefunde:
   
FO: Arkenberge, Pankow FO: Berlin Spandau    
       
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 84:
In der nachfolgenden Beschreibung werden unter der Bezeichnung Perniö-Granit (als "Haupttypus" und "Varianten") in Nachfolge von Eskola (1927) und Hesemann (1975) weitere svecofennische Granite zusammengefasst.

Perniö-Granit
"...Grobkörnig, mit vielen großen, manchmal mehr oder weniger parallel liegenden, schmalen sowie breiten Kalifeldspäten (Karlsbader Zwillinge) oder mittel- und gleichkörnig; Hauptfarbe hellrot oder graurot, mitunter grau; neben sehr viel Kalifeldspat (Mikroklin) ebenfalls viel unauffälliger Plagioklas; verstreuter schwarzer Biotit und große Granate mit Einschlüssen; ein buntes, dunkel geflecktes Gestein.

Perniö-Granit (auch Finnischer Küsten-Granit, Finnischer Mikroklin-Granit) kommt in unterschiedlichen Formen vor (Eskola 1927). Wo das Gestein homogen ist, ist es meist massiv. An sich tritt es sowohl mittel- und gleichkörnig als auch grobkörnig, porphyrisch auf. In beiden Fällen handelt es sich um reine Granite mit einem gut erhaltenen primären Gefüge und unbeschädigten, nicht granulierten Feldspäten. Das grobe, porphyrische Gestein ist als der Haupttyp zu betrachten. Es gibt ferner noch Varietäten, die nicht als Leitgeschiebe verwendet werden können. Perniö-Granit hat in Südwest-und Südfinnland eine sehr weite Verbreitung, mindestens 900 km² (Der Autor schließt hier weitere, heute unter anderen Bezeichnungen behandelte Granite ein), das Gestein datiert in das Svecofennium und ist so älter als der Rapakivi.
Der grobe Haupttypus ist graurot oder hellrot, weniger häufig intensiv rot oder grau. Er enthält eine große Anzahl bis 15 mm langer Mikroklin-Kristalle, die häufig eine mehr oder weniger parallele Lagerung zeigen. Dieses Gefüge, an dem sich auch große, unregelmäßig geformte, farblose oder graue Quarzindividuen beteiligen, soll durch Magmabewegung während der Erstarrung verursacht worden sein. Die ziemlich grobe Masse zwischen diesen großen Kristallen besteht in der Hauptsache aus Mikroklin, Plagioklas und Quarz, ferner aus schwarzem Biotit. Große Granate sind ebenfalls häufig; die bis 10 mm großen Kristalle enthalten Einschlüsse aus Quarz...
Ein sicheres Kennzeichen des Perniö-Granits ist der Reichtum an Korrosionsformen, anders gesagt: das angenagte Äußere der meisten Minerale. Auch sind von großen Mikroklinkristallen Stücke abgebrochen, die, ohne später verformt zu sein, in einigem Abstand zum Mutterkristall liegen. Charakteristisch ist ferner, dass die großen Mikroklinkristalle als Karlsbader Zwillinge auftreten. In den, nicht seltenen, undeformierten Varietäten zeigt das grobkörnige, durch Megakristalle etwas porphyrische Gestein ein gut erhaltenes primäres Gefüge, mit eigenständigen, nicht granulierten Quarz- und Feldspatkristallen. Unter Letzteren werden kurze, breite neben schmalen Kristallen angetroffen. In Formen mit einer parallelen Lagerung der Hauptminerale tritt häufig Myrmekit auf. Mit der Lupe ist diese sehr feine Quarz-Feldspatverwachsung meistens nicht aufzuzeigen. Manchmal sind Spuren von Chlorit, Muskovit und Titanit vorhanden. Zum Haupttyp gehört eine Variante mit bis 3 cm langen oder längeren Mikroklinkristallen; in diesem sehr groben Granit kommt kein Granat vor.
Die gleich- und mittelkörnigen Typen haben dieselbe Zusammensetzung wie der Haupttyp. Zu dieser Gruppe gehören der rote Hangö-Granit und der graue Hiitis-Granit; beide sind gewöhnlich undeformiert.
Ein östliches Vorkommen eines Mikroklingranits am Rande des Ahvenisto-Rapakivigebiets (einem kleinen Satelliten des großen Wiborgmassivs) ähnelt etwas den Küstengraniten. Dieser sogenannte Nurmaa-Granit ist hellrot oder hellgrau und fein- bis mittelkörnig (1 – 5 mm), mitunter pegmatitisch. Charakteristisch sind tiefrot gefärbte, 0,5 – 1,5 cm große Granatkörner mit großen Quarzeinschlüssen; manchmal ist ein einzelner Cordierit-Kristall derselben Größe vorhanden. Granat und Cordierit zusammen können bis zu 5 % des Gesteinsvolumens ausmachen (Savolahti 1956). Die Korngrenzen in diesem Gesteinstyp verlaufen sehr unregelmäßig..."
J. G. Zandstra 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill

Literatur:
Kurhila M. et al. 2005: U-Pb ages and Nd isotope characteristics of the lateorogenic, migmatizing microcline granites in southwestern Finland. Bulletin of the Geological Society of Finland, Vol. 77, 2005, S.105-128
Selonen 0., Ehlers C. u. Lindroos A. 1996: Structural features and emplacement of the late Svecofennian Pernio granite sheet in southern Finland. Bulletin of the Geological Society of Finland 68 (2), pp. 5-17.
Väisänen M. und Hölttä P. 1999: Structural and metamorphic evolution of the Turku migmatite complex, southwestern Finland. Bulletin of the Geological Society of Finland, 1999 S. 178-218
   

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